Berlin

Mythos Olympia – Kult und Spiele in der Antike

Stadion-Eingang in Olympia am Tunnel von Westen, 3. Jh. v. Chr. Foto: © Berliner Festspiele, Martin-Gropius-Bau.
Olympia hat Zeit-Rechnung und Menschen-Bild geprägt: Kein griechischer Ort war einflussreicher. Die erste kulturhistorische Ausstellung zum Thema im Martin-Gropius-Bau zeigt umfassend, wie antiker Sport die Gegenwart bestimmt.

Hundert Stiefe für Zeus geopfert

 

Am ersten Tag fanden vormittags im Hippodrom die Rennen statt, nachmittags im Stadion die Disziplinen des Fünfkampfs: Diskus- und Speerwurf, Weitsprung, 190-Meter-Stadionlauf und Ringen. Der zweite Tag war der rituelle Höhepunkt des Festes: Zeus zu Ehren wurden 100 Stiere geopfert. Am dritten Tag folgten vier Läufe über drei Distanzen sowie in Waffen, außerdem drei Kampf-Wettbewerbe: Ringen, Boxen und Pankration, eine Art Kickboxen. Am vierten Tag kürte man die Sieger.

 

Sie erhielten nur einen Oliven-Kranz, doch ihr Prestige-Gewinn war enorm: Ihre Heimat-Gemeinden verehrten sie als Heroen und vergüteten ihnen das materiell. So konnten sie den Göttern zum Dank für ihren Sieg kostbare Weih-Geschenke darbringen. Sie wurden in olympischen Schatzhäusern aufbewahrt; manche haben die Jahrtausende überdauert und werden nun im Gropius-Bau gezeigt.

 

Haut-Reinigung mit Öl + Schaber

 

Etwa zwei Bronze-Statuetten aus dem 5. Jh. v. Chr: ein Blitze schleudernder Zeus und ein startender Waffen-Läufer. Er musste zwei Stadion-Längen zurücklegen, also 380 Meter, und dabei Helm, Schild und Beinschienen tragen. Andere Sportler sind auf Ton-Gefäßen abgebildet: zwei Staffel-Läufer, von denen der eine dem anderen eine brennende Fackel übergibt, oder ein Athlet, der seine Haut mit einem Schaber reinigt. Vor Übungen salbte man sich ein, danach kratzte man Öl, Schweiß und Staub ab.

 

Wettkämpfe sind als plastische Reliefs auf der Basis von Statuen zu sehen: zwei Jünglinge ringen miteinander, von ihren Trainern beobachtet. Oder zwei Spieler beim Ballspiel mit Schlägern, das Hockey ähnelt, im Kreis ihrer Mitspieler. Alle Teilnehmer sind gymnos, also nackt: Unbekleidet trainierten sie im gymnaseion, das dem Gymnasium seinen Namen gab.

 

Frauen-Spiele zu Ehren der Göttin Hera

 

Hintergrund

Lesen Sie hier einen Bericht zur Ausstellung 
"Die Rückkehr der Götter"über antike Mythologie im Römisch-Germanischen Museum, Köln

 

und hier eine Rezension der Doppel-Ausstellung 
"Pompeji – Nola – Herculaneum: 
Katastrophen am Vesuv
" in Halle/ Saale + Dessau

 

sowie einen Beitrag zur neuen Dauer-Ausstellung
Antike Welten” mit Meisterwerken der griechischen + römischen Kunst im Alten Museum, Berlin.

Das erlaubte Bildhauern, ihre Körper-Haltungen und Bewegungs-Abläufe genau zu studieren: um sie detailgetreu in Marmor-Statuen umzusetzen, mit denen man berühmte Athleten ehrte. Auch Frauen, die in Olympia eigene Wettbewerbe zu Ehren der Göttin Hera austrugen – allerdings bekleidet: Die anmutige Statue einer Läuferin aus dem 1. Jh. v. Chr., die im Vatikan aufbewahrt wird, zählt zu den schönsten Exponaten.

 

Nichts hat das europäische Menschenbild und Schönheits-Ideal mehr geprägt als diese Werke, in denen sich kalokagathia ausdrückt: «Schöngutheit» als Überzeugung, dass Schönes und Gutes zusammengehören. Es sind solche unmittelbaren Bezüge zur Gegenwart, die diese beeindruckende Ausstellung so außergewöhnlich lebensnah werden lassen.

 

Für jeden Wettkampf-Sportler

 

Diese Antiken-Schau rekonstruiert keine längst vergangene Kultur, sondern macht die Herkunft von Praktiken anschaulich, die bis heute allgegenwärtig sind. Insofern spricht sie jedermann an, der Wettkampf-Sport treibt – und wissen will, wann und wie die Idee aufkam, das zu tun.