Fred (Colm Meaney) ist Ende Fünfzig und aus England, wo er lange als Uhrmacher arbeitete, in seine Heimatstadt Dublin zurückgekehrt. Dort plagt den Arbeitslosen die zeitgenössische Variante des Hauptmann-von-Köpenick-Problems: Ohne festen Wohnsitz bekommt er keine Sozialhilfe – und ohne Stütze keine Wohnung.
Info
Parked - Gestrandet
Regie: Darragh Byrne, 95 min., Irland/ Finnland 2011;
mit: Colm Meaney, Colin Morgan, Milka Ahlroth
Dauerparker als neuer Nachbar
Eines Tages entdeckt Fred einen anderen Dauerparker: Der junge Drogensüchtige Cathal (Colin Morgan) bewohnt einen quietschgelben Kleinwagen. Aus anfänglichem Misstrauen wird eine zaghafte Männer-Freundschaft: Cathal vermittelt Fred neue Lebensfreude.
Offizieller Filmtrailer
Damen-Bekanntschaft beim Aqua-Aerobic
Gemeinsam gehen sie ins Schwimmbad. Dort scheitert Fred zwar am Ein-Meter-Brett, lernt aber beim Aqua-Aerobic die verwitwete Musiklehrerin Jules (Milka Ahlroth) kennen. Beim Gospel-Gottesdienst in der Pfarrkirche treffen sie sich wieder. Bald sitzen Fred und Cathal bei Tee und Keksen in Jules Wohnzimmer.
Zudem hilft ein Sozialarbeiter Fred, indem er mit einer Zeitungs-Reportage Druck auf engstirnige Verwaltungs-Beamte ausübt. Bevor der Film aber einen allzu geradlinigen «Es geht wieder aufwärts»-Kurs nimmt, schlägt das Schicksal überraschend zu.
15 Prozent Arbeitslosigkeit in Irland
In Gestalt eines Dealers, der bei Cathal mit äußerster Brutalität Schulden eintreiben will. Der verzweifelte Junkie findet keine Zuflucht mehr. Zudem entscheidet sich die Exil-Finnin Jules, in ihre Heimat zurückzukehren – wie zuvor Fred selbst. Wenigstens gelingt ihm nun der Sprung vom Ein-Meter-Brett ins Becken.
Seine missliche Lage teilen viele Landsleute. Irland hat seine Talfahrt nach der Finanz-Krise noch nicht überwunden: Die Arbeitslosen-Quote liegt bei fast 15 Prozent und damit so hoch wie seit 18 Jahren nicht mehr. Sozial-Leistungen sind schmal bemessen; etliche Betroffene rutschen in die Obdachlosigkeit ab.
Kein Remake von «Ziemlich beste Freunde»
Hintergrund
Weitere Informationen finden Sie in der Presseschau
bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine Besprechung der britischen Sozial-Komödie
"The Angels' Share -
Ein Schluck für die Engel" von Regie-Altmeister Ken Loach
sowie eine Rezension des Films "The Company Men" über US-Arbeitslose mit Ben Affleck und Tommy Lee Jones.
Wolkenverhangene Freiluft-Aufnahmen vor der rauen See bieten beiden Hauptdarstellern viel Raum. Den verwandeln sie aber nicht in ein irisches Remake von «Ziemlich beste Freunde», sondern nutzen ihn für differenzierte Charakter-Zeichnung. Trotz ihrer Annäherung trennen den bärbeißig disziplinierten Fred und den sorglos leichtlebigen Cathal eine Kluft, die sie nur zeitweise überbrücken können.
Manches gelingt, anderes nicht
Nüchterner Realismus auch in der Auflösung: Es ist leichter, vorschriftengläubigen Bürokraten eine Wohnung abzuringen, als ein einsames Herz zu gewinnen. Manches gelingt, anderes nicht, und weitermachen muss man trotzdem: wie alle Bewohner der immergrünen, doch von einer tiefen Wirtschafts-Krise heimgesuchten Insel.