«Nimm dir eine Super-8-Kamera, steck ein paar Freunde in ein Kostüm und fang an zu drehen»: Nach diesem Motto entstand Ende der 1970er Jahre in den heruntergekommenen Vierteln von Downtown Manhattan eine kleine, vitale Amateur-Filmszene.
Info
Blank City
Regie: Céline Danhier
94 min., USA 2010;
mit: Jim Jarmusch,
Lydia Lunch, Steve Buscemi
Körnige Handkamera-Bilder
Im Gegenschnitt zu den verschiedenen gut gealterten Veteranen sieht man sie in körnigen Handkamera-Aufnahmen aus Filmen wie «The Stranger», «Blank Generation» oder «Permanent Vacation»: oft schwarz-weiß oder ohne Ton, in leeren Straßenschluchten, kargen Wohnungen oder ausgebrannten Ruinen.
Offizieller Filmtrailer
New York als gemeinsamer Protagonist
Inspiriert von Fassbinder, Nouvelle Vague, dem Existentialismus der Beatniks und der Traditionslinie des New Yorker Underground-Films von Maya Deren über Jonas Mekas bis Andy Warhol wurden Dokus oder Dramen oder Mischungen aus beidem gedreht. So divers die Filme auch waren, sie alle hatten einen gemeinsamen Protagonisten, dem sie Gesicht, Gestalt und den kreativen Grundpuls verdankten: New York Ende der 1970er.
Die heute durchgentrifizierte Lower East Side – die Gegend zwischen Houston Street, Bowery, Chinatown und Little Italy – glich einem Kriegsgebiet, als hätte Vietnam nicht Tausende von Meilen entfernt stattgefunden: von den Besitzern abgefackelte Häuser und Leerstand, soweit das Auge reichte.
Setting am Rande des Abgrunds
In Straßenzügen, in denen man um sein Leben fürchtete, gab es billige Lofts oder winzige Wohneinheiten, die man sich mit Ratten und Kakerlaken teilte: das perfekte existentialistische Setting am Rande des Abgrunds, ergänzt durch Selbstmedikation und unermüdliche Arbeit.
Den Soundtrack lieferten Bands wie Richard Hell and The Voidoids, Teenage Jesus & the Jerks, Television, Talking Heads und Patti Smith. Man traf sich im CBGBs und filmte die Musiker, die tagsüber als Schauspieler dienten: Vincent Gallo, Debbie Harry, John Lurie.
Do it yourself im Hier und Jetzt
Sie alle wechselten munter zwischen den Medien hin- und her, wie es ihnen passte: Bildende Kunst, Film, Poesie, Musik – jeder machte das, was er nicht konnte, aber das mit 150-prozentigem Einsatz. Do it yourself im Hier und Jetzt, als gäbe es keine Vergangenheit: So der Tenor der Interviewten aus der goldenen Zeit der Bewegung, für die man sich schnell auf das griffige Label «No Wave» einigte.
Die Dokumentation erforscht diese untergegangene Ära, die nur 30 Jahre zurückliegt, mit einem simplen, aber suggestiven Stil: Ruhige Gesprächspartner blicken mit der Abgeklärtheit von Überlebenden auf ihre Sturm- und Drangzeit zurück, während ziemlich rasant eingeschnittene Film-Szenen das Gesagte illustrieren.