Sean Penn

Gangster Squad

Anti-Mafia-Truppe. Foto: Courtesy of Warner Bros. Pictures
(Kinostart: 24.1.) Polizei-Kommando erledigt Mafia-Boss im Los Angeles der 1940er Jahre: Trotz großen Staraufgebots ist der Thriller von Regisseur Ruben Fleischer ein vorhersehbar eindimensionales Special-Effects-Spektakel.

Mafia-Krieg in Los Angeles 1949: Eine Handvoll mutiger Polizisten, allesamt richtige Kerle und nicht zimperlich, bildet eine geheime Einsatzgruppe, um dem gefährlichsten Gangsterboss aller Zeiten Einhalt zu gebieten und Recht und Ordnung in der Stadt der Engel wieder herzustellen. 

 

Info

Gangster Squad

 

Regie: Ruben Fleischer
113 min., USA 2012; 

mit: Sean Penn, Nick Nolte, 
Josh Brolin, Ryan Gosling

 

Website zum Film

Mickey Cohen (Sean Penn) herrscht über Los Angeles. Der brutale Ex-Boxer ist der König der Unterwelt und verdient sein Geld mit Drogen, Prostitution und Waffenhandel. Er und seine Bande haben auch Politiker und Polizisten unter Kontrolle; nichts und niemand scheint dieses Imperium stürzen zu können. 

 

Sechs-Mann-Selbstmordkommando

 

Doch der kantige Polizeichef Parker (Nick Nolte) will dies nicht hinnehmen. Er gründet eine kleine, verdeckte Einheit, die gegen Cohen in den Krieg zieht, ohne die Gesetze beachten zu müssen. Dieses «Selbstmordkommando» besteht aus sechs Männern, die allesamt bereit sind, für Recht, Ordnung, Vaterland und Familie in den Tod zu gehen.


Offizieller Filmtrailer


 

Fit nach Schießerei + Schlägerei

 

Die nicht sehr originell zusammengestellte Gruppe besteht aus dem Alpha-Männchen Sgt. John O’Mara (Josh Brolin), dem Schönling Jerry Wooters (Ryan Gosling), einem Tüftler, einem schießwütigen Haudegen, der einen jungen Mexikaner als sidekick mitbringen darf, und einem integren cop, der sich in den düstersten Vierteln der Stadt gut auskennt. Aus dieser Chaos-Truppe wird ein erfolgreiches Team, das es unerschrocken mit dem übermächtigen Feind aufnimmt.

 

Der Rest des Filmes von Regisseur Ruben Fleischer ist genauso vorhersehbar wie abgedroschen: Kugeln und Fäuste fliegen, Statistinnen dürfen strippen und kreischen, die Helden tragen taillierte Anzüge, rauchen, klopfen coole Sprüche und sehen auch nach Schießerei und Schlägerei immer ziemlich fit aus. 

 

Gewalt als ästhetisierte Kulisse

 

Die Kugeln der bad guys gehen meistens daneben; die der wahren Helden, die für die «richtige» Seite genauso brutal morden wie die Mafiosi, treffen ihr Ziel meist und bringen irgendwelche Dinge zum Explodieren. Die Gewalt wird zur ästhetisierten Kulisse einer sinnfreien special-effects-Hascherei.

 

Ach ja, zwei Frauen spielen auch noch mit: Mireille Enos darf als O’Maras Frau, schwanger und ständig mit Schürze bekleidet, verschiedenen hausfraulichen Tätigkeiten nachgehen, während sie ihrem Mann den Rücken frei hält. Emma Stone teilt als schöne, hilflos dümmliche Grace Faraday ihr Bett sowohl mit Gangsterboss Cohen als auch mit dem Helden Wooters; dabei wird sie gerettet, ohne Make-up und Abendkleid zu beschmutzen. 

 

Frauen zum Suppenkochen

 

Hollywood scheint ein altes Schema wieder zu beleben: Der Gewalt verherrlichende Männerfilm, der Frauen im cast nur zulässt, damit jemand dem Helden eine Suppe kochen kann, ist wieder in Mode gekommen.

Hintergrund

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau
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mit Christoph Waltz und Jamie Foxx


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Ob «Killing Them Softly» «Die Hard 5» oder eben «Gangster Squad»: Frauen transportieren die Geschichte der Protagonisten, provozieren Hahnenkämpfe, damit noch mehr Testosteron unter Beweis gestellt werden kann, und sorgen dafür, dass männliche Zuschauer ein paar Brüste zu sehen bekommen.

 

Doch letztlich kommen auch die Männer nicht gut weg. Nick Nolte brummt sich wie seine eigene Karikatur durch den Film; Sean Penn gibt nur einen Abklatsch einer seiner vielen brillanten Rollen. Ryan Gosling bleibt langweilig schön und eindimensional, und die übrigen Charaktere sind holzschnittartige Unsympathen – intelligentes Kino sieht wirklich anders aus.

 

Wenn im Abspann dann idyllische Werbepostkarten der 1950er Jahre eingeblendet werden, wird endgültig klar, dass hier Form vor Inhalt geht. «Gangster Squad» ist ein überflüssiger und dramaturgisch schwer lahmender Film; er gibt sich dem Macho-Gehabe der 1940er Jahre mit einer solchen Naivität hin, dass man als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts schon fast persönlich beleidigt sein muss.