Berlin

Heinz Mack in Berlin: Works from 1958 – 2012

Heinz Mack: Formal Coloris. Foto: Copyright VG-Bildkunst, Köln 2012, courtesy Galerie ARNDT
Jagd nach dem Licht: Als Mitgründer der ZERO-Gruppe wurde Heinz Mack ein Hauptvertreter von kinetischer Kunst und früher Land Art. Die Galerie ARNDT zeigt nun eine umfassende Werkschau mit Arbeiten aus 50 Jahren – bis zu bunten Geometrien.

Als Maler des Lichts steht er in der Tradition von Künstlern wie Laszlo Moholy-Nagy mit seinem berühmten «Licht-Raum-Modulator» und dem späten Henri Matisse, der zu einer immer ungegenständlicheren Bildsprache der reinen Farbe fand. Oder den abstrakten Malern der US-Moderne, die Licht und Farbe zum sublimen Leinwand-Erlebnis verdichteten: Heinz Mack. Zurzeit präsentiert er sich in der Berliner Galerie ARNDT. 

 

Info

Heinz Mack in Berlin.
Works from 1958 – 2012

 

26.10.2012 - 28.02.2013

täglich außer montags
10-18 Uhr
in der Galerie ARNDT, Potsdamer Str. 96, Berlin

 

Weitere Informationen

Das künstlerische Selbstbewusstsein des 81-Jährigen ist ungebrochen, vor allem in der Ablehnung einer narrativen Kunst. Kompositionen expressiver Empfindungs-Gestik weist Mack entschieden zurück. Da hält er es mit Barnett Newman: Der habe schließlich postuliert, Kunst dürfe gar nichts darstellen, «höchstens sich selbst».

 

Frei von subjektiven Emotionen

 

Mack erinnert sich lebhaft an eine persönliche Begegnung mit dem Vertreter der amerikanischen Farbfeld-Malerei: «Newman ging es um eine Kunst, die vollkommen frei ist von subjektiven Emotionen. Und so radikal, um eine Freiheit zu erlangen, die Kunst erreichen kann, wenn sie in allerhöchster Form nur sich selbst genügt und dann doch den Anspruch beinhaltet, die ganze Welt zu vertreten.»

Feature über Heinz Mack zum 80. Geburtstag mit Statements des Künstlers; © Deutsche Welle


 

Lichträume statt Vernissagen

 

Diesen Weltvertretungs-Anspruch hat auch Mack früh formuliert. Er gründete mit Otto Piene 1957 die Gruppe ZERO, der sich bald Günther Uecker anschloss. Damit etablierte das Trio im Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie eine der wichtigsten europäischen Nachkriegs-Avantgarden. Die Gruppe bestand bis 1966; ihr fühlten sich auch Kollegen wie Yves Klein, Piero Manzoni und Lucio Fontana zeitweise zugehörig.

 

ZERO publizierte Streitschriften anstelle von Ausstellungs-Katalogen und eröffnete «Lichträume» statt Vernissagen. Mack experimentierte mit neuen Materialien wie Acrylglas oder metallbeschichteten Kunststoffen, die er zu kinetischen Skulpturen verbaute.

 

Wüste als Raum nur aus Licht

 

In seinem Sahara-Projekt 1968 errichtete Mack transparente Plexiglas-Skulpturen in den Dünen, die das Sonnenlicht einsaugten und als erhabenes Gleißen wieder ausstießen. Er schwenkte Metallic-Folien, in denen sich Himmel und Sand spiegelten; sie manifestierten im Widerstreit von Licht und Schatten eine eigene Materialität zwischen Luft und Boden.

 

Er stellte auch riesige Spiegel-Flächen in der Wüste auf, die wie künstliche Fata Morganas die Wahrnehmung des Raums infragestellten und sich in der flirrenden Helligkeit praktisch auflösten. Für Mack war die Wüste der Ort schlechthin: ein Raum, der nur aus Licht zu bestehen schien. Seine Arbeit fügt sich ganz selbstverständlich in den Kontext der Land Art, die zur selben Zeit den white cube radikal verließ, um sich der Natur zu stellen – im Wettbewerb mit der Landschaft und den Elementen.

 

Spiel des Lichts auf Metall-Körpern

 

In Berlin präsentiert Heinz Mack nun Stücke aus eigenem Besitz. Besonders die Objekte aus ZERO-Zeiten sind auch heute noch frisch und innovativ. Seine nostalgischen wirkenden Leuchtboxen, flackernden Apparate und Metall-Reliefs wecken das Interesse an sich verändernden Mustern und schillernden Oberflächen, die sich selbst genügen.

 

Die große Vitrine «Cabinet of Light Treasures» von 1964 lebt etwa ungebrochen vom bewegten Spiel der metallischen Körper und Lichtreflexionen. Reduziert strukturierte Wandobjekte wie ein «Weißes Relief» von 1959 konzentrieren den Blick auf die Helligkeits-Abstufungen, die das Licht auf der weißen, aber unregelmäßig gewellten Fläche hinterlässt.

 

Wie in der Naturwissenschaft

 

Strukturen beschäftigen Mack bis heute. «Das korrespondiert mit der Naturwissenschaft, die ja heute auch nicht mehr die Natur beschreibt, die man draußen vor der Haustür fotografieren kann, sondern alles durch das Elektronenraster-Mikroskop sieht und den Nano-Bereich erforscht», erläutert er seine Begeisterung für eine strukturelle Dialektik, «in der das einzelne Element nur das Gesamte vertritt. Das Eine vertritt das Ganze, aber auch das Ganze ist im Einen schon präsent.»

 

Macks neuere Arbeiten erinnern an Werke von Bruno Taut oder Sonia Delaunay: bunte Geometrien, zackige Kristallformen und reine Farbmuster. In seinen Gemälden versucht er stets, dem Licht über die Materialisation in Farbe oder Struktur Raum zu geben. Am konkreten Raum ist Mack allerdings auch immer wieder gescheitert. 

 

Möblierung von Fußgänger-Zonen

 

Hintergrund

Lesen Sie hier eine Besprechung der Ausstellung "Der geteilte Himmel" in der Neuen Nationalgalerie in Berlin mit Werken von Heinz Mack

 

sowie hier eine Besprechung der Ausstellung
Attila Csörgö: Der Archimedische Punkt” über den ungarischen Lichtobjekt-Tüftler in der Kunsthalle, Hamburg.

Er möblierte Dutzende von Fußgänger-Zonen mit steinernen Stelen, leuchtenden Obelisken und plätschernden Brunnen. Sein eigentlich gelungener «Lichtpfeiler» von 1987 neben dem Berliner Europa-Center am Breitscheidplatz geht inzwischen im Meer der Leuchtreklamen unter und wird selbst als Werbeträger missbraucht. Seiner Gestaltung der so genannten Piazzetta am Kulturforum vor der Berliner Gemäldegalerie droht der Abriss. 

 

2008 gründete die Stadt Düsseldorf die ZERO-Foundation; die Stiftung erhält Archive und Werke der Gruppe. 2010 wurde die private ZERO-Sammlung Lenz Schönburg bei Sotheby’s versteigert. Seither steht der Künstler wieder vermehrt im öffentlichen Interesse: Die Bundeskunsthalle in Bonn würdigte Heinz Mack 2011 mit einer umfassenden Retrospektive. 

 

Die Ausstellung in der Galerie ARNDT konzentriert sich dagegen auf einen eher intellektuellen und spirituellen Mack, dessen unverdrossene Jagd dem Licht hinterher auch heute noch fasziniert: es einzufangen, bleibt die große Qualität seines Werks.