Berlin

K. H. Hödicke – Malerei, Skulptur, Film

K. H. Hödicke: Chinese American Restaurant, 1974. Foto: Berlinische Galerie, Berlin
Hödicke ist ein Grandseigneur der Berliner Kultur-Szene, die er seit mehr als 50 Jahren mitgeprägt hat. Die Berlinische Galerie zeigt einen gelungenen Überblick über seine variantenreich expressive Kunst – die erste Werkschau seit 20 Jahren.

«Bild – geteert – gefedert»

 

In den 1960er Jahren wandte er sich Pop-Art-Experimenten zu. In den 1970ern arbeitete er konzeptueller und ließ sich vom Hyperrealismus amerikanischer Prägung inspirieren. Zugleich entdeckte er aber auch wieder die Radikalität Marcel Duchamps.

 

Bildermachen und Malerei an sich standen dabei immer im Vordergrund. «Bild – geteert – gefedert» von 1968 heißt ein äußerst exakt betiteltes Schlüsselwerk Hödickes. «In einer Zeit als man dem Bild den Garaus machen wollte, musste ich es erst recht durch diese finstere Tiefe schicken», erklärt er die mit Bitumen und Daunen überzogene Leinwand. 

 

Die Maßstäbe zwischen Gegenständlichkeit und Ungegenständlichkeit wollte er ausgleichen, Abstraktion und Figuration miteinander versöhnen, auch deren Hierarchie im Kunstbetrieb. Ein Camouflage-Gemälde wie «Jäger und Gejagte im deutschen Wald» wird da zum bildnerischen Manifest: Die vier Tafeln zeigen auf den ersten Blick nur ein dekoratives Muster. Erst beim zweiten Hinsehen enthüllen sie die Umrisse menschlicher Figuren.

 

Lehrstuhl für Malerei

 

Hödicke wurde 1938 in Nürnberg geboren und zog mit seiner Familie bald nach Berlin. Zehn Jahre nach seinem Studienabschluss wurde er auf den Lehrstuhl für Malerei an der heutigen UdK berufen. Viel Zeit ist vergangen, seit er die frühen Bilder gemalt hat, die in der Ausstellung gezeigt werden. 

 

Einige Werke galten lange als verschollen und wurden erst vor kurzem wieder aufgefunden. Hödicke blickt auf sie mit einer Mischung aus Wehmut, Verwunderung und viel Humor – manche hatte er selbst vergessen. Drei «Passagen»-Bilder von 1964 mit Straßenszenen und diversen Spiegelungen sieht auch er erstmals seit langem wieder nebeneinander hängen: Sie sind längst auf verschiedene Sammlungen verteilt.

 

Maler als Experimentalfilmer

 

Hintergrund

Lesen Sie hier einen Beitrag über die Ausstellung
"Martin Kippenberger: sehr gut | very good"  im Hamburger Bahnhof, Berlin

 

und hier eine Rezension
der Retrospektive
"Rainer Fetting - Berlin", mit Werken des «Neuen Wilden» in der Berlinischen Galerie

 

sowie einen Beitrag über die Ausstellung "Hann Trier: Lob des Rokoko" über einen der wichtigsten Maler des Deutschen Informel im Schaetzlerpalais, Augsburg.

Die Berlinische Galerie ist stolz, einer der wichtigsten Sammler Hödickes zu sein: Die Schau bietet den ersten Überblick über sein Schaffen seit 20 Jahren. Im Kinosaal laufen seine Experimentalfilme wie «Electric Snowflake», eine rasende Abfolge gezeichneter Schneeflocken, oder «Tartaruga» über eine auf dem Rücken liegende Schildkröte.

 

Bilder und Filme sind oft auch miteinander verknüpft. Neben einem großformatigen Gemälde des typischen Berliner Kopfsteinpflasters läuft auf einem Flachbildschirm die Dokumentation «Rot ist gelb ist grün ist blau ist rot». In stop motion-Animation wird gezeigt, wie das Bild entstand und sich während des Malprozesses immer wieder wandelte. 

 

Das Pflaster lag mal im Dunkeln, mal spiegelten sich Lichter darin, dann versank es in einer Pfütze und trocknete wieder. Hödicke ist damit ein spielerischer und doch komplexer Film über Malerei gelungen: Alle Einstellungen des Films liegen als Einzelbilder in den Schichten des Gemäldes übereinander verborgen.