Auf vier Avantgardisten hat sich der 2007 verstorbene Sammler Heinz Berggruen konzentriert: Pablo Picasso, Paul Klee, Henri Matisse und Alberto Giacometti. Die vier Künstler sind Helden der Klassischen Moderne: Sie haben die Kunst revolutioniert, aber auch sehr unterschiedlich und individuell ausgelegt. Und sie sind in jeder öffentlichen Sammlung heiß begehrt.
Info
Museum Berggruen
ab 16.03.2013
täglich außer montags 10 bis 18 Uhr im Museum Berggruen, Schloßstraße 1, Berlin
Katalog 39,95 €
Sammlung wächst über Museum hinaus
1996 wurde dort die Ausstellung «Picasso und seine Zeit» eröffnet, die einen großen Teil von Berggruens Sammlung zeigte. Vier Jahre später konnte die Nationalgalerie 165 Werke mit finanzieller Unterstützung des Bundes ankaufen. Doch die Sammlung wuchs weiter; der Stüler-Bau wurde bald zu klein. So beschloss man vor sechs Jahren, das Museum zu erweitern.
Feature über das Museum Berggruen mit Impressionen der Ausstellung; © Staatliche Museen zu Berlin
Giacometti-Skulptur bewacht Besucher
Das Land Berlin stellte das benachbarte Kommandanten-Haus zur Verfügung, und das Architekturbüro Kuehn Malvezzi wurde mit der Renovierung und Erschließung beauftragt. Inklusive einem öffentlichen Skulpturen-Garten – dort sind zurzeit zwei große Bronzen von Thomas Schütte aufgestellt – und der Ersteinrichtung kostete das fast acht Millionen Euro.
Nun verbindet ein gläserner Verbindungs-Gang beide Häuser miteinander zum neuen Museum Berggruen, dessen Ausstellungsfläche sich auf 1250 Quadratmeter vergrößert hat. Dort werden nun 220 Werke gezeigt, 70 mehr als zuvor. Mit größtmöglichem Kontrast werden die Besucher empfangen: Im Treppenhaus des spätklassizistischen Empfangs-Baus wartet eine Skulptur von Giacometti wie eine existenzialistische Concierge, die über die Besucher ihres Hauses wacht.
Viertgrößte Picasso-Sammlung in Europa
Für die «Große Stehende Frau III» ist es ein nahezu perfekter Ort. Über der schlank aufragenden Bronzeplastik schraubt sich das elegante Treppengeländer einem lichten Glasdach entgegen. Die Schwindelgefühle der Moderne scheinen die Statue noch weiter in die Länge zu ziehen.
Doch hauptsächlich soll natürlich Picasso in Szene gesetzt werden. Neben Paris, Barcelona und Málaga gilt das Museum Berggruen als bedeutendste Picasso-Sammlung in Europa. Die Stärke der Kollektion sind allerdings weniger herausragende Einzelwerke, sondern die Dokumentation der gesamten Entwicklung des Ausnahme-Malers. Kaum ein Künstler hat so viele ästhetische Volten vollzogen und eingeschlagene Richtungen nach kurzer Zeit wieder geändert wie Picasso.
Lustvoll zertrümmern, launig zusammensetzen
Eine Perspektive reichte ihm nie; schon deshalb hat er wohl den Kubismus erfunden! Ehe es soweit war, entdeckte Picasso allerdings erst einmal die Farbe. Zunächst das Blau, wie bei einem Porträt des Schriftstellers Jaime Sabartés, der recht melancholisch durch seinen Kneifer schaut; dann das Rosa, wie ein berühmtes Harlekin-Bild zeigt.
Picassos Marsch durch Formen und Stile zeichnen viele Kabinette im Stüler-Bau nach. Sie präsentieren Zeichnungen und Gemälde aus der Epoche des analytischen wie synthetischen Kubismus neben Exponaten des Weggefährten Georges Braque. Ihre Devise war: lustvoll zertrümmern, launig zusammensetzen – und dabei alle gängigen Wahrnehmungsregeln missachten.