Matt Damon

Promised Land

Steve Butler (Matt Damon, rechts) mit dem Umweltaktivisten Dustin Noble (John Krasinski, links) auf einer Farm. Foto: Universal Pictures
(Kinostart: 20.6.) „Fracking“, die unpopuläre Erdgasgewinnungs-Methode, entwickelt sich zum globalen Problem. Regisseur Gus van Sant greift dieses Thema in seinem neuen Film „Promised Land“ auf, der seine Europa-Premiere auf der diesjährigen Berlinale hatte.

Wenn Steve Butler (Matt Damon) auf die Arbeit geht, zieht er sich erst einmal um. Er vertauscht seinen Anzug mit Karohemd und sandfarbenen Bundfaltenhosen. Kollegin Sue (Frances Mc Dermand) steigt ebenfalls in Jeans und T-Shirt, selbst das Auto wird gewechselt. Alles Psychologie.

 

Info

Promised Land

 

Regie: Gus van Sant

107 Min., USA 2013

mit: Matt Damon, John Krasinski, Frances McDormand, Rosemarie DeWitt, Hal Holbrook

 

Website zum Film

Mit Anzug und Kostüm würden sie bei ihrer Klientel kaum etwas erreichen. Nicht umsonst sind sie das erfolgreichste Team ihres Arbeitgebers, einem großen Gas-Konzern. Für den bereisen sie die amerikanische Provinz und versuchen, Farmern die Nutzungsrechte für ihr Land abzukaufen, unter dem in tiefen Gesteinsschichten Erdgas lagert, das der Konzern durch so genanntes „Fracking“ fördern will.

 

Aufstieg durch neuen Auftrag

 

Dieser neue Auftrag könnte für Steve einen beruflichen Aufstieg bringen. Die ältere Sue sieht den Job gelassener. Zunächst scheint auch bei diesem Einsatz alles gut zu laufen, bis der junge, charismatische Umweltschützer Dustin Noble (John Krasinski) auftaucht und die Leute der Gegend aufwiegelt, indem er ihnen die Gefahren des „Frackings“ aufzeigt, die kein Geld der Welt aufwiegen kann.

 

Um an das in tiefen Gesteinsschichten lagernde Erdgas heranzukommen, werden Millionen Liter eines giftigen Chemikalien-Cocktails in die Erde gepumpt, dessen Nebenwirkungen auf Mensch und Umwelt nicht hinreichend erforscht sind.


Offizieller Filmtrailer


 

 Multitalent Matt Damon

 

Eigentlich wollte Hauptdarsteller und Drehbuchautor Matt Damon bei „Promised Land“ endlich selbst Regie führen. Doch wie bereits bei „Good Will Hunting“, zu dem er auch das Drehbuch beisteuerte und die Hauptrolle spielte, gab es Terminschwierigkeiten. Aber offenbar verstehen sich Damon und Van Sant so gut, dass sie diese Arbeitsteilung nun bereits das dritte Mal (Nummer zwei war „Gerry“) praktizierten.

 

Wer nun den großen Anti-Fracking-Film erwartet, dürfte leicht enttäuscht werden. Darum geht es Regisseur Gus van Sant und Autor Damon nur vordergründig. Außerdem ist eine Dokumentation dazu sicher besser geeignet. Der Titel ist jedoch gut und vieldeutig gewählt; Versprechungen machen sich nämlich nicht nur die Bauern, sondern auch der Konzern.

 

Wahrheit und Verantwortung

 

„Promised Land“ ist weniger ein Umweltthriller – den gibt es mit dem großartigen „Erin Brokovich“ ja auch schon – sondern eher ein hochmoralisches Stück über Wahrheit und Verantwortung und die äußerst breite Grauzone zwischen „Gut“ und „Böse“.

 

Hintergrund

 

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit

 

Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "Beasts of the Southern Wild"  - fantasievoller Katastrophen-Film von Benh Zeitlin

 

und hier einen Bericht über den Film "Bombay Beach" von Alma Har’el über einen US-Badeort als Geisterstadt

 

und hier eine Rezension des Films "Take Shelter– Ein Sturm zieht auf" - packender Psycho-Thriller von Jeff Nichols

 

Damon hat sich dabei die Rolle des Steve auf den Leib geschrieben, genauso wie sein Co-Autor John Krasinski den Part des zwielichtigen Umweltaktivisten Noble. Daran haben sie auch gut getan, denn im Zweikampf der beiden Charaktere entlarvt sich die Korrumpierbarkeit eines jeden.

 

 Bedenken gegenüber „Fracking“

 

Steve ist eigentlich ein Idealist. Trotz des Wissens, dass „Fracking“ ein Va-Banque-Spiel ist, glaubt er im Grunde, den Bauern etwas Gutes zu tun: Sie können ihre Existenzgrundlage retten oder irgendwo anders neu anfangen. Selbst auf dem Dorf aufgewachsen, musste er als Junge zusehen, wie seine Familie durch unglückliche Umstände ihre Farm verlor.

 

Dass die Bedenken gegenüber „Fracking“ berechtigt sind, geht ihm erst nach und nach auf, nicht zuletzt durch den Wettbewerb, den er sich mit dem Umweltschützer um die Sympathie der Ortsansässigen und vor allem einer schönen Bäuerin liefert. Und Noble ist alles andere als das, was sein Name verspricht.

 

Behutsam + detailgenau inszeniert

 

Obwohl die Koordinaten mit bösem Firmen-Abzocker, sturen Dorfbewohnern und nettem Umweltschützer vorhersehbar scheinen, hat die Handlung ungewöhnliche Wendungen, die van Sant behutsam und mit genauem Blick fürs Detail inszeniert.

 

Dazu kommt ein durchweg hervorragendes Schauspielerensemble. Man schaut den Figuren gern zu. Ein Wohlfühlfilm ist das aber trotzdem nicht. Auch längere Zeit danach macht er noch nachdenklich. Was will man als engagierter Regisseur mehr?