Rosa (Eva Birthistle) und ihre jüngere Schwester Ailie (Charity Wakefield) haben auf den ersten Blick nichts gemeinsam. Rosa, benannt nach Sozialistenführerin Rosa Luxemburg, ist als Sozialarbeiterin meist damit beschäftigt, die Welt zu retten. Ailie wirkt hingegen wie eine oberflächliche, eitle Tussi, die allerdings jede Menge Spaß am Leben hat.
Info
Hasta la Vista, Sister!
Regie: John Roberts
100 Min., Großbritannien, Kuba 2012
mit: Eva Birthistle, Charity Wakefield, Bryan Dick, Carlos Acosta
Sozialismus-Aufbau beim Kuba-Urlaub
Kurz entschlossen entführt sie seine sterblichen Überreste und beschließt, diese nach Kuba zu bringen, wo er mit ihrer leiblichen Mutter glücklich war. Dort half er vor 40 Jahren den kubanischen Genossen, ihren Sozialismus aufzubauen. Das glaubt man sofort bei den Super-8-Aufnahmen aus den 1970er und 1980er Jahren, die zu Beginn des Films wohlige Urlaubsstimmung verbreiten.
Offizieller Film-Trailer
Vorsicht vor freundlichen Taxifahrern
Schwesterherz Ailie hat gerade nichts Besseres zu tun und kommt mit; ebenso wie Kumpel Conway (Bryan Dick). Schließlich sieht es für moderne Weltretter im schottischen Glasgow nicht besonders rosig aus: Die einkaufswütigen Massen wollen sich einfach nicht revolutionieren lassen.
In der gelobten Bastion des Sozialismus läuft aber auch nicht alles nach Plan. Der Zoll lässt sich karibisch viel Zeit, und das Trio verpasst den Bus zum Meer. Da verspricht sofort ein schmucker Taxifahrer, sie überall hinzubringen; er behandelt Rosa verdächtig überfreundlich, was Ailie recht seltsam vorkommt.
Keine Klischee-Bilder, aber -Handlung
Obwohl alles andere als hässlich, hat Rosa vor lauter Weltverbesserung die Lebensfreude vergessen; sie ist gegenüber Männern eher unbeholfen. Dagegen besitzt Ailie nicht nur das passende outfit für jede Gelegenheit, sondern auch gesunden Pragmatismus; das rettet die Reise. Rosa mit ihrer rosaroten Brille wird, wie es sich für ein road movie gehört, am Ende mit großem Erkenntniszuwachs zurückkehren.
Die Geschichte der zwei ungleichen Schwestern inszeniert Regisseur John Roberts zunächst launig; dabei umschifft er einigermaßen geschickt gängige Kuba-Klischeebilder wie Palmen, alte US-Straßenkreuzer und dergleichen. Doch die Handlung fährt damit über Gebühr auf.
Nicht nur fröhlich für Sozialismus tanzen
Die Polizei ist einerseits korrupt, andererseits sozialistisch dickfellig und obrigkeitshörig. Natürlich werden Vaters Überreste in Rosas Gepäck beschlagnahmt, was deren Absicht gefährdet, die Asche am bevorstehenden Blumenfest zu verstreuen – die kleine Schwester biegt das wieder hin.
Alle übrigen Kubaner wollen westliche Touristen nur ausnehmen; der nette Taxifahrer ist darauf aus, Rosa zu verführen, um von ihr nach Europa geheiratet zu werden. Die Einheimischen sind also kein herzensgutes Völkchen, das den ganzen Tag tanzt und fröhlich am Sozialismus festhält.
Fair-Trade-Reiseleiter als Retter
Hintergrund
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Eigentlich sind alle Zutaten für eine spannende Culture- oder gar Weltanschauungs-Clash-Komödie vorhanden, aber Regisseur Roberts bleibt an der Oberfläche hängen. Man wünscht sich, Ken Loach hätte das Drehbuch verfilmt: Der kennt die mitunter komischen Seiten des Klassenkampfs und lässt auch Zwischentöne zu.
Rosa unter die Haube, Asche ins Meer
Zwar sind die Schlagabtausche der Schwestern einigermaßen witzig, und brandgefährliche Situationen tauchen auf, aber dann wird es arg zuckrig romantisch: Ailie bandelt mit Rosas Kumpel Conway an. Miss Verhuscht findet ihren karibisch freundlichen Topfdeckel, und Papas Asche beim Blumenfest den Weg ins Meer. Das ist zu banal. Nichts gegen Ende gut, alles gut, aber ein wenig mehr Substanz darf auch in einer Komödie stecken.