Orientalische Prinzen haben in der europäischen Kollektiv-Fantasie ihren festen Platz. In kostbare Gewänder gehüllt, verbreiten sie den Glanz der großen weiten Welt; ihre erlesenen Umgangsformen zeugen von märchenhaftem Reichtum. Diese Klischees haben Kunst und Literatur vor 200 Jahren geprägt; sie wirken bis heute fort.
Info
Raden Saleh (1811–1880): Ein javanischer Maler in Europa
29.6.2013 - 22.9.2013
täglich außer montags,
12 bis 18 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr
im Lindenau-Museum, Gabelentzstraße 5, Altenburg
Erster Nichteuropäer an Kunstakademie
Er war der erste Asiate, mehr noch: der erste Nichteuropäer überhaupt, der eine akademische Ausbildung in Malerei genoss. Sie übte er fortan nach den Vorgaben seine Lehrer aus: Stilistische Experimente waren seine Sache nicht. Das macht ihn in der europäischen Kunstgeschichte zum passablen, aber konventionellen Salon-Künstler zweiten Ranges.
Impressionen der Ausstellung
Saleh-Bild für 1,6 Millionen Euro
Anders in Indonesien: In seiner Heimat gilt er als Begründer der modernen Malerei und wird wie ein Nationalheld verehrt. Eine Saleh-Retrospektive 2012 in Jakarta lockte rund 30.000 Besucher an; das ist enorm für ein Land ohne Tafelmalerei-Tradition. Für seine Bilder zahlen indonesische Käufer hohe Summen: etwa 1,5 Millionen Euro für die Jagdszene „In höchster Not“, die das Kölner Auktionshaus Van Ham 2011 versteigerte.
Dieses Gemälde entstand 1842 in Dresden. Obwohl Saleh lange und prägende Jahre in Deutschland verbracht hat, ist er hierzulande kaum bekannt. Das will das ambitionierte Lindenau-Museum im thüringischen Altenburg ändern: mit der ersten ihm gewidmeten Ausstellung samt Werkverzeichnis in Europa. Sie stellt einen Querschnitt durch sein Schaffen vor: darin entfaltet sich eine der schillerndsten und faszinierendsten Künstler-Biografien des 19. Jahrhunderts.
Werke über die halbe Welt verstreut
Das Museum besitzt nur eine kleine Grafik des Malers. Es hat aber gemeinsam mit dem Südostasien-Forschers und Saleh-Experten Werner Kraus, der die Ausstellung in Jakarta mitorganisierte, rund 80 Exponate zusammengetragen. Die Liste der Leihgeber reicht von Amsterdam bis Riga; Salehs Arbeiten sind über die halbe Welt verstreut.
Was nicht verwundert, denn er selbst zog fast ein Vierteljahrhundert lang durch halb Europa. 1811 kam Raden Saleh auf Java als Spross einer angesehenen Familie persischer Herkunft zur Welt. Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er bei seinem Onkel auf; der war hochrangiger Angestellter der niederländischen Kolonial-Verwaltung.
Als Dandy von Den Haag nach Dresden
Früh erteilte ein in Java lebender belgischer Maler dem jungen Saleh Zeichenunterricht. 1829 durfte er für ein Kunststudium in die Niederlande reisen. Mit nur 23 Jahren etablierte er sich in Den Haag als Maler von Landschaften und Porträts; als eleganter Dandy bewegte er sich in der feinen Gesellschaft. 1839 gewährte ihm die Regierung ein Stipendium für eine ausgiebige Auslandsreise.
Die führte ihn nach Etappen in Düsseldorf, Frankfurt und Berlin nach Dresden, wo er sich jahrelang sesshaft wurde. Die sächsische Residenzstadt war eine Hochburg der romantischen Malerei und bürgerlichen Salonkultur, die den exotischen Neuankömmling begeistert aufnahm.
Das zeichnet die Ausstellung detailliert nach: Saleh verkehrte mit den Malern Johann Christian Clausen Dahl und Carl Gustav Carus, wurde ein enger Freund von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha und Dauergast auf dem Landgut der Mäzenaten-Familie Serre.