Die Familie ist die heilige Kuh des US-mainstream. Grund genug, sie zu schlachten! Das war öfter ein Thema für das amerikanische independent cinema. Aber auch Popcorn-Kino darf sich am Schlachtfest versuchen; vor allem wenn es so leicht und fast ohne Rührseligkeiten daherkommt wie in „Wir sind die Millers“.
Info
Wir sind die Millers
Regie: Rawson Marshall Thurber
110 Min., USA 2013
mit: Jennifer Aniston, Jason Sudeikis, Emma Roberts, Will Poulter
Von Marie Juana und Casey kosten
Im Haus wohnt außerdem noch der Teenager Kenny (Will Poulter), der Clark für seinen lifestyle bewundert und auch gern mal von Marie Juana kosten würde. Erotisch noch ziemlich unbedarft, hat er sein Auge auf das Straßenmädchen Casey (Emma Roberts) geworfen, die aber nichts von ihm wissen will.
Offizieller Filmtrailer
Angebot, das man nicht ablehnen kann
Wie die Umstände sich eben manchmal so verketten, treffen alle zufällig aufeinander, als Clark nicht nur seinen Bauchladen, sondern auch alle Geldreserven verliert. Er sieht sich plötzlich den unangenehmen Begleiterscheinungen seines kriminellen business ausgesetzt.
Sein Boss (Ed Helms) bietet ihm zur Wiedergutmachung seines Patzers ein Angebot an, das er leider nicht ablehnen kann. Clark soll eine Lieferung Marihuana von Mexiko in die USA schmuggeln, um seine Schuld zu begleichen.
Ein Ferien-Wohnmobil voller Gras
Wie tarnt man sich am besten für eine solche Tour? Natürlich als spießiger Familienvater mit Frauchen und halbdebilen Kinderchen im Wohnmobil auf Ferientour! Leider versteht er von sozialer Idylle ebenso wenig wie Rose, Kenny und Casey, die auf dieser Reise mitfahren müssen, weil es das Drehbuch so will.
Thurber inszeniert den Anti-Familienfilm als gewitzte Mischung aus road movie, Kiffer-Krimi und romantic comedy. Dabei nimmt er die Klischees familiären Zusammenhalts ebenso wie die Standards dieser Film-Genres aufs Korn.
Strip-Show verhindert Familien-Tragödie
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "Jackie - wer braucht schon eine Mutter" - tragikomisches Roadmovie mit Holly Hunter
und hier einen Bericht über den Film "Ein freudiges Ereignis" - Tragikomödie über junge Eltern von Rémi Bezançon
und hier einen Beitrag über den Film "Die Besucher" - deutsch-deutsches Familiendrama von Constanze Knoche mit Corinna Kirchhoff
Hier wächst sie wider Willen in die Rolle der Mutter der vorgeblichen Familie Miller hinein, muss sich um ihre postpubertierenden Kinder kümmern, sexuelle Träume von Camping-Bekanntschaften erfüllen und ihren Pseudo-Ehemann davon abhalten, sich immer weiter ins Unglück zu reiten.
Ehrlicher Slapstick ohne Prüderie
Mit einer ähnlichen Grundidee hatte schon Regisseur Harold Ramis 1983 großen kommerziellen Erfolg: Er schickte Chevy Chase als Oberhaupt der Familie Griswold im Film „Die schrillen Vier auf Achse“ auf Urlaubsreise.
Der american way of life hat sich seitdem verändert, aber gesellschaftliche Verwerfungen zwischen Verklemmung und Übersteigerung sind immer noch der beste Nährboden für ehrlichen Slapstick. Insbesondere, wenn man sich so wenig um Prüderien schert wie die Autoren von „Wir sind die Millers“.
Leider ist der Film etwas zu lang geraten, so dass sich die Gags auf die Dauer etwas abnutzen. Und weil die Millers – wie es das Genre vorsieht – auf ein happy end zusteuern, verfängt sich Regisseur Thurber am Ende doch noch in schmierigen Fallstricken romantischer Komödien.