Idris Elba

Es war wie ein Déjà-vu

Idris Elba als Nelson Mandela. Foto: Senator Film
Vom 20-jährigen Feuerkopf bis zum 70-jährigen Landesvater: Idris Elba spielt Nelson Mandela in allen Lebensaltern. Im Interview spricht er über Erinnerungen an Mandelas Freilassung, eine Nacht in seiner Gefängniszelle und den Riss durch Südafrika.

Mr. Elba, verbinden Sie persönliche Erinnerungen mit Nelson Mandela?

 

Ich erinnere mich gut an den Tag, als er 1990 freigelassen wurde; die Welt stand einen Augenblick lang still. Ich war zuhause; mein Vater schaltete gleichzeitig das Radio und den Fernseher an, so dass wir es hören und sehen konnten es war sehr laut. Als Regisseur Justin Chadwick diese Szene in allen Details nachstellte, kam mir das sehr seltsam vor. Ich hatte es als Jugendlicher gesehen, und nun spielte ich es selbst: Es war wie ein déjà vu.

 

Wie haben Sie sich Mandelas Sprechweise angeeignet?

 

Info

 

Mandela - Der lange Weg zur Freiheit

 

Regie: Justin Chadwick,

152 Min., Südafrika/ UK 2013;

mit: Idris Elba, Naomie Harris, Mark Elderkin

 

Website zum Film

 

Ich wollte seine Sprechweise nicht verkörpern, sondern interpretieren. Normalerweise hörten die Menschen Mandela, wenn er eine Rede hielt nicht als Privatmann. Genau das wollte ich aber erreichen. Da ich nicht wie Mandela aussehe, wollte ich zumindest so klingen wie er; dafür war die Stimme wichtig.

 

Täglich fünf Stunden in der Maske

 

Was dachten Sie, als Sie sich zum ersten Mal im Spiegel als Mandela sahen – genauer: Mandela als alte Version Ihrer selbst?

 

Wow Du siehst wie Dein eigener Vater aus. Es dauerte täglich fünf Stunden, bis Prothese und Maske fertig waren. Wir haben im Team entschieden: Ich soll nicht wie Mandela, sondern wie ich selbst aussehen, aber gealtert mit ein paar von Mandelas Charakteristika, damit das Publikum ihn wieder erkennt.


Offizieller Filmtrailer


 

Gefängnis-Insel als verfluchter Ort

 

Sie haben eine Nacht in Mandelas früherer Zelle auf Robben Island verbracht. Wie war diese Erfahrung?

 

Als ich die Zelle wieder verließ, war ich fest entschlossen, Mandela zu ehren und zugleich sehr wütend über die Ungerechtigkeit seiner Inhaftierung. Freiheitsentzug ist sehr ungerecht, wenn man nicht schuldig ist. Hat man etwas verbrochen, kann man in der Haft über seine Taten nachdenken. Doch er wurde unschuldig dieser unmenschlichen Umgebung ausgesetzt. Robben Island ist ein verfluchter Ort; die Geister der Vergangenheit sind dort sehr präsent.

 

Ab der Einwanderung der Buren

 

Sie konnten sich mit unzähligen Dokumenten über Mandela auf Ihre Rolle vorbereiten. Welche waren wichtig für Sie?

 

Das Material, das ich verwendet habe, behandelte mehr die Geschichte Südafrikas als die Person Mandela. Es gibt viele Dokumentarfilme über ihn, aber sie halfen mir nicht. Ich musste verstehen, was Mandela für sein Land bedeutete, wie seine Präsenz empfunden wurde. Ich las also Bücher über die Einwanderung der Buren nach Südafrika, und wie sie sich dort niederließen all das war für mich relevant, um Mandela spielen zu können.

 

Viele Schwarze sind keine Mandela-Fans

 

Wie haben die Südafrikaner, als Sie dort waren, mit Ihnen über Mandela gesprochen?

 

Der ANC ist immer noch sehr stark, aber die Umstände haben sich geändert. Viele Schwarze sind nicht gerade Fans von Mandela; sie denken, dass sie Südafrika verspielt haben, weil Mandela zu viele Kompromisse mit den Weißen einging, anstatt Vergeltung zu üben. Andererseits ist das heutige Südafrika Mandela sehr dankbar. Da ist ein Riss in der Gesellschaft.

 

Persönliche Opfer im Mittelpunkt

 

Der Film konzentriert sich sehr auf Mandela als Privatperson und blendet die Geschichte Südafrikas und der Apartheid weitgehend aus. Was halten Sie davon?

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit"

 

und hier einen kultiversum-Bericht über den Film "The Bang Bang Club" - Drama über Pressefotografen im Südafrika der Apartheid-Endphase von Steven Silver

 

und hier einen Bericht über die Ausstellung "Afropolis" zur Entwicklung von Johannesburg + vier weiteren afrikanischen Metropolen im Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln.

 

Der Film beruht auf Mandelas Autobiographie; die ist sehr persönlich gehalten und behandelt kaum die Apartheid und Politik der Zeit. Der Film versucht zwar, verständlich zu machen, unter welchem Druck die Apartheid-Regierung stand, aber er übergeht auch vieles. Es geht vor allem um einen Mann, der nach 27 Jahren Haft freigelassen wurde, und seine Frau und die persönlichen Opfer, die sie bringen mussten. Die Geschichte der Apartheid wäre ein anderer Film der sicher sehr spannend wäre.

 

Südafrika in anderen Ketten

 

Sie waren während der Dreharbeiten ein halbes Jahr lang in Südafrika. Verfolgt nach Ihrem Eindruck die jetzige ANC-Regierung immer noch Mandelas Kurs, oder hat sie seine Ziele verraten?

 

Mandelas Botschaft ist dem ANC immer noch eingeschrieben, denke ich. Aber die Lage hat sich seit dem Ende der Apartheid sehr verändert. Südafrika ist ein anderes Land mit anderen Problemen geworden: Anstelle der Ketten der Apartheid liegt es nun in Ketten der Armut, Krankheit und massiven sozialen Ungleichheit. Der ANC arbeitet immer noch an einem demokratischen Südafrika, aber das bleibt eine schwierige Aufgabe.