Eine HIV-Diagnose ist schlimm; in den 1980er Jahren, als es noch keine wirkungsvolle Behandlungsmethode gab, kam sie einem Todesurteil gleich. Das war an manchen Orten für HIV-Positive noch schwerer zu ertragen, etwa in Texas. Ron Woodroof wusste, warum: Er war ein echter texanischer Cowboy, also ein absolut schwulenfeindlicher Macho – und er hatte AIDS.
Info
Dallas Buyers Club
Regie: Jean-Marc Vallée,
117 Min., USA 2013;
mit: Matthew McConaughey, Jennifer Garner, Jared Leto
Zu krank für Medikamente
Wenig später stellt er sich den Tatsachen und bittet die Ärztin Dr. Eve Saks (Jennifer Garner), an einer Studie mit AZT teilnehmen zu dürfen, dem einzigen damals verfügbaren Anti-AIDS-Medikament. Da man ihn als zu krank einstuft, wird sein Gesuch abgelehnt. Ron besorgt sich AZT illegal, doch damit geht es ihm noch schlechter. Schließlich bekommt er den Tipp, dass er bei einem Arzt in Mexiko Medikamente erhalten kann.
Offizieller Filmtrailer
Arznei frei für Club-Mitglieder
Dieser Arzt versorgt ihn mit einem Cocktail aus Protein- und Vitamin-Präparaten, womit es Ron bald viel besser geht. Er wittert ein großes Geschäft und schmuggelt die Medikamente in die USA. Dort tut er sich mit dem Transsexuellen Rayon (Jared Leto) als Geschäftspartner zusammen.
Beide gründen den „Dallas Buyers Club“, der gegen eine hohe Aufnahmegebühr seine Mitglieder unbegrenzt mit den alternativen Medikamenten versorgt – quasi eine Arznei-flatrate. Doch das ist nicht erlaubt: Die US-Gesundheitsbehörde FDA macht Ron und Rayon das Leben schwer.
Ruhige Handkamera + natürliches Licht
Regisseur Jean-Marc Vallée hat ausschließlich mit ruhig geführter Digital-Handkamera und natürlichen Lichtquellen gedreht. So schafft er eine Atmosphäre großer Authentizität; sie kommt der auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte sehr zugute. Dabei konzentriert sich der Film ganz auf die phänomenale performance seines Hauptdarstellers Matthew McConaughey.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "Der Fremde am See" - schwuler Kammerspiel-Thriller von Alain Guiraudie
und hier einen Bericht über den Film "The Wolf of Wall Street" - mit Matthew McConaughey von Martin Scorsese
und hier einen Beitrag über den Film "Laurence Anyways" - bewegend romantisches Liebesdrama eines Transsexuellen von Xavier Dolan.
Einzelkämpfer gegen Pharma-Kartell
Auch als Ron Woodroof ist er anfangs ein klassischer Unsympath: ein rücksichtsloser Prolet, der zuerst rein egoistisch handelt und im Lauf der Handlung eine erstaunliche menschliche Veränderung durchmacht, ohne dabei zum Heiligen zu werden. Dazu trägt die ungewöhnliche Freundschaft bei, die zwischen ihm und dem sensiblen Rayon entsteht, den Jared Leto ebenso grandios darstellt.
Alleine die Tatsache, dass diese Entwicklung völlig frei von typischem Hollywood-Kitsch erzählt wird, macht „Dallas Buyers Club“ zu einem hervorragenden Film. Darüber hinaus zeigt er anschaulich, wie die Interessen milliardenschwerer Pharma-Konzerne das Gesundheitswesen bestimmen – zu Lasten schwerkranker Patienten, denen günstige Alternativen verweigert werden. Die Übermacht des Pharma-Kartells wird oft beklagt; hier ist zu sehen, wie ein gewöhnlicher Mensch mit Mut und Entschlossenheit etwas dagegen bewirken konnte.