Bad news are good news: Das Böse und Abgründige übt eine besondere Faszination aus – ebenso die Frage, was einen Menschen zum Mörder machen kann. Soeben kam Stefan Ruzowitztkys Dokumentarfilm „Das radikale Böse“ ins Kino: Er behandelt deutsche Einsatzgruppen, die im Zweiten Weltkrieg zwei Millionen Juden in Osteuropa ermordet hatten.
Info
Zero Killed
Regie: Michal Kosakowski,
81 Min., Deutschland/ Österreich 2011;
mit: Uli Aigner, Aylin Ayaz, Teresa Behr
Motive von Rache bis Sadismus
Die Mordfantasie-Videos zeigen brutale Folterungen und kaltblütige Morde. Die Motive reichen von persönlicher Rache bis zur rein sadistischer Tötung völlig Unbekannter: Opfer werden erschossen, erstochen oder vor fahrende Autos gestoßen. Diese Szenarien wirken komisch, grotesk oder bizarr, bis hin zu stark verstörend.
Offizieller Filmtrailer
Todesstrafe spart Kosten
In seinen Interviews fragt Kosakowski nach den Gründen für die gewählten Szenarien und stellt weitere brisante Fragen; etwa die, ob eine Todesstrafe in bestimmten Fällen sinnvoll und angemessen wäre. Mordfantasien hatte sicherlich jeder schon einmal. Doch vermutlich gehen nur wenige so weit wie eine der Interviewten, die die Entsorgung der Leiche mit bedenkt.
Viele Eltern würden sicher zum Schutz ihrer Kinder notfalls bis zum Äußersten gehen. Aber wer befürwortet offen die Todesstrafe mit dem pragmatischen Argument, dass sich damit Kosten für Unterkunst und Verpflegung der Straftäter sparen ließe? Der Film befördert viele solcher zynischen Aussagen zutage.
Unklar, ob Aussagen repräsentativ sind
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "The Act of Killing" - Doku von Joshua Oppenheimer über Massaker an Kommunisten in Indonesien 1965, Europäischer Filmpreis 2013
und hier einen Bericht über den Film “Camp 14 – Total Control Zone” – Doku von Marc Wiese über unmenschliche Haft in Nordkoreas Arbeitslagern.
Dagegen sind die in „Zero Killed“ gezeigten Szenarien jederzeit als reine Fantasieprodukte erkennbar. Problematisch an diesem Film ist auch, dass völlig unklar bleibt, ob und inwieweit die Aussagen der Befragten repräsentativ sind. Der Regisseur betont, er habe Menschen aus ganz unterschiedlichen Gruppen interviewt.
Doch die überwiegende Mehrheit sind Filmemacher, Schauspieler und weitere Künstler: Dadurch wirkt das Gezeigte wenig aussagekräftig. Zwar beantworten alle Gesprächspartner auch brisante Fragen beeindruckend direkt und unverstellt – doch der Erkenntnisgewinn fällt gering aus.