
Nach dem großen Erfolg seiner hinreißend skurrilen Pfadfinder-Liebesgeschichte „Moonrise Kingdom“ (2012) kann Wes Anderson offenbar genau die Filme machen, die er will. Zumindest ist „Grand Budapest Hotel“ so eigenwillig geraten wie der Vorgänger.
Info
The Grand Budapest Hotel
Regie: Wes Anderson
100 Min., USA/ Deutschland 2013;
mit: Ralph Fiennes, Tony Revolori, Willem Dafoe, Jude Law, Tilda Swinton
Nach Motiven von Stefan Zweig
Dabei verwundert, dass der Regisseur „Grand Budapest Hotel“ aus Motiven der Erzählungen von Stefan Zweig komponiert haben will. Natürlich fällt auf, dass er sämtlich mit Requisiten und Figuren aus der K.u.k.-Epoche operiert, angefangen bei dem prachtvollen Hotelpalast mit seinem dekadenten Luxus.
Offizieller Filmtrailer
Tolle Spiele + köstliche Torte
Doch dem pseudoklassischen Ambiente fehlt in der freundlich überdrehten Zuckerbäcker-Optik des Texaners Anderson völlig jene nostalgische Melancholie, die europäische Bearbeitungen von K.u.k-Themen in der Regel kennzeichnet. Andersons Filme sind wie ein riesiger Kindergeburtstag für alle: mit tollen Spielen und einer köstlichen Torte, von der man nicht genug kriegen kann. Und hinterher ist einem nicht einmal schlecht!
In Wirklichkeit dürfte alles etwas anders abgelaufen sein; das stellt eine Rahmenhandlung klar. Die eigentliche Handlung ist eine doppelt gebrochene Erzählung: Ein alternder Schriftsteller arbeitet an seinen Memoiren. Dabei erinnert er sich an eine Episode, die er als junger Schriftsteller (Jude Law) bei einem Aufenthalt im Grand Budapest Hotel erlebte.
Eindrucksvoll schillernder Ralph Fiennes
Damals traf er auf den Besitzer Mr. Moustapha (F. Murray Abraham); dieser erzählte ihm die Geschichte des Hotels und seiner Jugend. Als Flüchtling und Einwanderer aus dem Orient schätzte sich der junge Zero Moustapha glücklich, einen Job als Lobby-Boy im Hotel zu ergattern – um so mehr, als ihn der allmächtige Concierge des Hotels unter seine Fittiche nahm.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit
Lesen Sie hier eine Bilanz der 64. Berlinale mit dem "Großen Preis der Jury" für "The Grand Budapest Hotel" von Wes Anderson
und hier eine Besprechung des Films “Moonrise Kingdom” – zauberhaft skurriles Märchen über die erste Liebe von Wes Anderson
und hier einen Bericht über den Film “Große Erwartungen” – opulente Verfilmung des Klassikers von Charles Dickens mit Ralph Fiennes.
Rettung durch Konditoreiwaren
Nun ist Gustave der Verleumdung und Verfolgung durch die bösartigen Erben ausgesetzt – mit Adrien Brody an der Spitze und Willem Dafoe als gruseligem, eiskalten Killer. Was dank der Hilfe seines treuen Lobby-Boys und dessen junger Verlobten Agatha ein glimpfliches Ende nimmt – vor allem, weil sie Konditoreiwaren in reicher Auswahl immer im rechten Moment einzuschmuggeln weiß.
Regisseur Anderson ist ein besessener Detailarbeiter. Jede Kleinigkeit sitzt; von der so wundersamen wie opulenten Ausstattung bis zu den unaufdringlich ausgefeilten Dialogen. Seine Star-Schauspieler unterwerfen sich mit spürbarem Vergnügen der Aufgabe, ihre Charaktere so weit zu überdrehen, dass ihre Schrullen reine Liebenswürdigkeit ausstrahlen, ohne ins Lächerliche auszuarten.
Wer erkennt Star-Schauspieler?
Zu den Spielen, mit denen man sich auf dieser herrlichen Film-Party vergnügen kann, gehört das Darsteller-Raten. Manch namhafter Schauspieler ist von geschickten Visagistinnen so raffiniert getarnt worden, dass er oder sie kaum wieder zu erkennen sind. Am meisten Spaß macht das Ratespiel, wenn man vorher nicht weiß, welche Schauspieler mit von der Partie sind.