Jakob Lass

Love Steaks

Lara (Lana Cooper) versucht Clemens (Franz Rogowski) zu verführen. Foto: Timon Schäppi/ Daredo Media
(Kinostart: 27.3.) Blutig, Medium oder Well Done: Bei einem jungen Liebespaar im Luxus-Hotel fliegen die Fetzen. Regisseur Jakob Lass bleibt möglichst nah an der Realität; ein konsequent radikales Experiment, dessen Aufbruchstimmung fasziniert.

Es ist ein außergewöhnlicher Liebesfilm, den Regisseur Jakob Lass da präsentiert: Ohne Drehbuch wirft er ein ungleiches Paar in ein reales setting. Lass vermischt Spielfilm, Dokumentation und Improvisation zu einem radikalen Experiment, das wenig romantisch daherkommt.

 

Info

 

Love Steaks

 

Regie: Jakob Lass,

89 Min., Deutschland 2014;

mit: Lana Cooper, Franz Rogowski

 

Website zum Film

 

„Love Steaks“ ist ein eigenartiger Film, der irritiert und abstößt, aber auch fasziniert und neugierig macht. Regisseur Lass hat seine Vision eines extrem realitätsnahen Kinos ohne die Konventionen und Zwänge öffentlicher Förderung radikal und konsequent umgesetzt.

 

Düfte + Massagen im Wellness-Bereich

 

Der schüchterne Physiotherapeut Clemens (Franz Rogowski) tritt eine neue Stelle in einem Luxushotel an; dort wird er in den noblen Wellness-Bereich eingewiesen. Hier lassen sich reiche Gäste in gediegener Atmosphäre mit Düften, Massagen und „Energie-Behandlungen“ verwöhnen. Clemens ist tollpatschig, unsicher und ängstlich. Meist sieht er so aus, als wäre er gerade lieber anderswo.


Offizieller Filmtrailer


 

Mit Alkoholproblem in der Küche

 

Im selben Hotel arbeitet die forsche Lara (Lana Cooper) in der Küche. Sie ist laut, frech, ungeniert und behauptet sich tapfer gegen ihre männlichen Kollegen. In der Küche geht es hektisch zu, es wird geflucht und getrunken. Lara ist immer ein bisschen überdreht, kennt keine Grenzen und hat bereits ein handfestes Alkoholproblem.

 

Anfangs sind beide eher feindselig. Dann beginnen sie eine ungewöhnliche Beziehung, in der sie einander fordern und provozieren. Sie will ihn mutiger werden lassen, er möchte ihr aus der Sucht heraus helfen. Ihr Verhältnis ist wild und ungestüm, doch von den strengen Regeln des Arbeitsplatzes und wachsamen Augen ihrer Kollegen eingeengt. Clemens will stark sein, Lara fühlt sich von ihm verraten: Zwischen ihnen kommt es zum Machtkampf.

 

FOGMA-Manifest gegen Panikstarre

 

Hintergrund

 

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

 

Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "Drei Stunden"  - federleichte Sommer-Liebes-Komödie von Boris Kunz

 

und hier einen Bericht über den Film “Before Midnight” von Richard Linklater zur unendlichen Liebesgeschichte von Ethan Hawke + Julie Delpy

 

und hier einen Beitrag über den Film "Ich fühl mich Disco" - Coming-Out-Komödie von Axel Ranisch, Regisseur-Kollege von Jakob Lass.

 

Regisseur Lass, Noch-Student an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg, und seine Mitstreiter haben mit „Love Steaks“ den ersten „FOGMA-Film“ der Welt gedreht. Ihre Regeln erinnern nicht zufällig an das „DOGMA-Manifest“ dänischer Kollegen wie Lars von Trier und Thomas Vinterberg von 1995.

 

Die FOGMA-tiker streiten gegen „Nettigkeit aus sozialer Faulheit,“ „Panikstarre“ und „Pseudo-Professionalität“. Dagegen setzen sie auf ungeschminkte Realität: Maske und künstliches Licht sind verboten. Gedreht werden soll an einem „Ort mit realen Abläufen“ in „semidokumentarischer Arbeitsweise“.

 

Mix aus Profis + Laien

 

Das Hotel in „Love Steaks“ und seine Mitarbeiter gibt es tatsächlich: im Ostseebad Ahrenshoop. Beide Hauptrollen sind mit Profi-Schauspielern besetzt; sie improvisieren mit den übrigen Laiendarstellern, die sich viel Mühe geben und offensichtlich Regisseur und Team vertrauen. Das erinnert mitunter an den österreichischen Filmemacher Ulrich Seidl, der ebenfalls stets mit Profis und Laien zugleich arbeitet.

 

Bei „Love Steaks“ muss man sich auf sperrige Momente einlassen, doch in jeder Minute blitzen Mut, Aufbruchstimmung und Andersartigkeit dieses Filmes durch. Er ist eine freche Zumutung, die durch ihre Energie fasziniert – verdient gewann Regisseur Lass den Hauptpreis beim diesjährigen Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken.