Helen Mirren

Madame Mallory und der Duft von Curry

Madame Mallory (Helen Mirren, re.) prüft die Kochkünste ihrer Sous-Chefin Marguerite (Charlotte Le Bon). Foto: Constantin Film Verleih
(Kinostart: 21.8.) Kinder, Küche und Culture Clash: Regisseur Lasse Hallström verkocht das Personal eines französischen Nobel-Restaurants mit dem einer indischen Familien-Gaststätte. Seine überzuckerte Kalorienbombe liegt schwer im Magen.

Filme über Kochen und Essen sind beliebt – sie funktionieren perfekt als Metaphern für Leben, Lieben und Leiden. Zu diesem sinnlichen Thema haben alle einen Bezug; es lässt sich optisch wunderbar in Szene setzen. Küchen bieten eine hervorragende Kulisse, um von kulturellen Unterschieden, Ehrgeiz und Intrigen zu erzählen, während das eine oder andere Lebensrezept serviert wird.

 

Info

 

Madame Mallory und
der Duft von Curry

 

Regie: Lasse Hallström,

117 Min., USA 2014;

mit: Helen Mirren, Om Puri, Charlotte Le Bon, Manish Dayal

 

Website zum Film

 

Und natürlich geht es um Verführung: Bei einem guten Mahl werden steinerne Herzen weich, Menschen entsinnen sich ihrer Gemeinsamkeiten und versöhnen sich, die Liebe stellt sich ein! Filme wie das Animations-Abenteuer „Ratatouille“ (2007), der dänische Oscar-Gewinner „Babettes Fest“ (1987) von Gabriel Axel oder im letzten Jahr „Lunchbox“ aus Indien zeigen virtuos, wie kunstvoll abgeschmeckte Zutaten einen cineastischen Leckerbissen kreieren. Wenn das Rezept stimmt.

 

Juliette Binoche nascht Pralinen

 

Der schwedische Regisseur Lasse Hallström, dessen Filme „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ (1993) und „Gottes Werk & Teufels Beitrag“ (1999) für Oscars nominiert waren, hat Erfahrung mit Gastronomie im Kino: In „Chocolat – Ein kleiner Biss genügt“ (2000) ließ er Juliette Binoche und Johnny Depp mit Pralinen zueinander finden.


Offizieller Filmtrailer


 

Süßer Schmalz mit bunten Streuseln

 

Hallströms neuer Film zeigt aber, dass er von raffinierten Kompositionen nichts mehr hält. Der Regisseur setzt auf nur eine Geschmacksrichtung: süßlich mit viel Schmalz, obendrauf noch Tortenguss mit bunten Streuseln. „Madame Mallory und der Duft von Curry“ hat davon zuviel des Guten und wird schlicht ungenießbar. Danach dürfte es selbst Fans von Schmonzetten nach sauren Drops oder Gepfeffertem verlangen – so viel Zuckerwerk mit seichten Dialogen kann man einfach nicht verdauen.

 

Dabei ist die Ausgangssituation herb bis bitter: Familie Kadam sucht eine neue Heimat in Frankreich. Politische Unruhen haben die Gastronomen aus ihrem Restaurant in der indischen Metropole Mumbai vertrieben. Aus der alten Heimat sind nur eine Kiste köstlicher Gewürze, die Liebe zum Kochen und die Erinnerung an Gerüche und Geschmäcker geblieben, die an die verstorbene Mutter erinnern.

 

Der Engel aus der Trauerweide

 

In einem idyllischen Bilderbuch-Dorf streikt ihr Auto. Papa (Om Puri), das gestrenge Familienoberhaupt, beschließt, dies sei der richtige Platz, um das Familienrestaurant „Maison Mumbai“ wieder zu eröffnen. Ein altes Bauernhaus wird renoviert, und man knüpft erste Kontakte im Ort: Wie ein Engel erscheint die schöne Marguerite (Charlotte Le Bon) und verdreht Sohn Hassan (Manish Dayal) den Kopf.

 

Hintergrund

 

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

 

Lesen Sie hier eine Besprechung des Films “Lunchbox” – indisches Kulinarik-Melodram von Ritesh Batra mit Irrfan Khan

 

und hier einen Bericht über den Film Hitchcock - Biopic über den Regisseur von Sacha Gervasi mit Anthony Hopkins + Helen Mirren

 

und hier eine Kritik des Films Yves Saint Laurent - Biopic des Modeschöpfers von Jalil Lespert mit Charlotte Le Bon

 

und hier einen Beitrag über den Film Lachsfischen im Jemen - schwarzhumorige Komödie von Lasse Hallström.

 

Er ist schüchtern und unsicher, doch der beste Koch der Familie, denn er hat sein Können von Mama gelernt. Marguerite weckt sofort sein Interesse an der traditionellen französischen Küche, weil sie als Sous-Chefin direkt gegenüber im „Le Saule Pleureur“ („Die Trauerweide“) arbeitet.

 

Probleme übersichtlich aufgetischt

 

Das noble Lokal hat einen Stern im Michelin; es gehört der einschüchternd resoluten Madame Mallory (Helen Mirren). Sie findet es gar nicht lustig, dass fortan kräftiger Curry-Duft in ihr schickes Restaurant weht. Ein kulinarischer Nachbarschaftskrieg beginnt; Hassan muss sich entscheiden, ob er sich seiner neuen Heimat samt Küche öffnet, auch wenn er dafür seine Familie verlassen muss.

 

Nun verläuft der Film völlig vorhersehbar: Anfangs können sich die Kontrahenten nicht ausstehen, am Ende glänzt alles in eitel Sonnenschein. Nach zehn Minuten lässt sich der Rest der Handlung erahnen; sie spult sich tatsächlich ohne jede Überraschung ab. Schwierigkeiten und Hindernisse werden so übersichtlich aufgetischt und reibungslos gelöst, dass dagegen eine telenovela wie ein komplexes Problem-Drama erscheint.

 

Darauf bitte einen Schnaps!

 

Regisseur Hallström reiht Themen wie Integration, Karrieresucht und Konkurrenzdenken so grob aneinander, dass keiner die volkspädagogische Botschaft überhören kann: Ausländerfeindlichkeit ist schlecht und alles wird gut. Wenn dann noch nach dem harten Großstadt-Dasein das friedliche Landleben in goldenes Licht getaucht wird und das fünfte Feuerwerk am Horizont aufleuchtet, ist man endgültig reif für einen Verdauungsschnaps.