Don’t believe the hype! Der hektisch geschnittene Trailer-Clip legt nahe, „Blackhat“ sei eines dieser testosterongeschwängerten action-Spektakel, bei denen im Sekundentakt irgendwas mit viel Getöse in die Luft fliegt. Was nicht stimmt: Über weite Strecken schreitet der Film eher gemächlich voran; er lässt sogar seinen Figuren manchmal Zeit zum Nachdenken. Das ist die gute Nachricht.
Info
Blackhat
Regie: Michael Mann,
133 Min., USA 2014;
mit: Chris Hemsworth, Viola Davis, Tang Wei, Wang Leehom
So possierlich wie „Tron“ von 1982
Einmal versucht es Mann zumindest: Die Kamera schießt wie ein Elektron die Platinen-Leiterbahnen entlang, überspringt Kontakte und bringt Schaltkreise zum Glühen. Das sieht so possierlich aus wie heutzutage die ersten Versuche, Filme mit Computer-generierten Bildern anzureichern, etwa in „Tron“ von 1982. Klugerweise lässt es der Regisseur danach bleiben.
Offizieller Filmtrailer
Nicht virtuelle, sondern reale Dramen
Fortan demonstriert der Held Nicholas Hathaway (Chris Hemsworth) seine sagenhaften Fähigkeiten am laptop. Da purzeln auf dem Monitor Zahlenkaskaden im Hexadezimal-Code herunter; er blickt kurz drauf und sieht sofort die Zeile, die schädliche malware enthält. Oder er schickt einem hochrangigen NSA-Mitarbeiter eine Email, er solle sein Passwort ändern, fischt es ab und knackt so das Intranet des mächtigsten Geheimdienstes der Welt. Bei dieser Szene dürften Informatik-Studenten höhnisch kichern.
Doch es wäre unfair, dem Film vorzuwerfen, er könne nicht veranschaulichen, was sich nicht darstellen lässt. Programmieren oder Fehlersuche in software sind so statische Tätigkeiten wie Mediationsübungen von Mönchen. Und die eigentlichen Dramen spielen sich nicht in virtuellen Konflikten ab, sondern dabei, was sie hienieden auf Erden anrichten. Die Übersetzung von abstraktem number crunching in reale Gewalt und Leiden gelingt Regisseur Mann anschaulich.
Verbrechersuche in T-Shirts und Flipflops
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
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Mit Dawais Schwester Chen Lien (Tang Wei), die bald die Geliebte des Super-hacker wird, und einer FBI-Agentin (Viola Davis) als Anstandswauwau ist das Quartett komplett. Es nimmt mit präparierten USB-Sticks, Funk-Fahndung und ähnlichen gadgets die Spur der Schurken auf – die üblichen gewissenlosen Söldner aus schmutzigen Kleinkriegen. Wobei sich das Katz-und-Maus-Spiel in den Gassen von Hongkong abspielt: Verbrechersuche in T-Shirts und Flipflops.
Chauvinistischer show-down
Auch die nächsten Stationen sucht Hollywood sonst eher selten auf: Zinn-Minen in Malaysia und Massen-Umzüge in Jakarta. Mitten in einer Prozession läuft der reichlich chauvinistische show-down ab: Arme Indonesier werden herumgescheucht wie Hühnerscharen. Doch nur das Finale behandelt den Ort als bunte Kulisse; ansonsten vermittelt der Film viel Atmosphäre seiner exotischen Schauplätze.
So bekommt man in „Blackhat“ einiges von den Schauwerten Südostasiens abseits thailändischer Strände mit, während ein recht plausibel gestrickter whodunnit abrollt. Nur über Datenklau und Internet-Spionage erfährt man kaum etwas – der Film, dem das gelingt, muss noch gedreht werden.