Dakota Johnson

Fifty Shades of Grey

Anastasia Steele (Dakota Johnson) erliegt dem Charme von Christian Grey (Jamie Dornan). Foto: Universal Pictures
(Kinostart: 12.2.) Die SM-Romanze der Saison, auf die 70 Millionen Hausfrauen sehnsüchtig gewartet haben: Regisseurin Sam Taylor-Johnson verfilmt die triviale Roman-Vorlage als garantiert jugendfreie Hochglanz-Schmonzette für die ganze Familie.

Sex sells: Diese Werber-Weisheit ist wohl fast so alt wie das älteste Gewerbe der Menschheit. Soll ein Auto an den Mann gebracht werden, räkelt sich bevorzugt eine verführerische Schönheit lasziv auf der Motorhaube. Und für ein Frauen-Parfüm mit gewisser verruchter Note verwendet man inzwischen gerne Anspielungen auf Fetisch, Bondage und Sadomasochismus.

 

Info

 

Fifty Shades of Grey

 

Regie: Sam Taylor-Johnson,

125 Min., USA 2015;

mit: Jamie Dornan, Dakota Johnson, Jennifer Ehle

 

Website zum Film

 

Da verwundert nicht, wenn umgekehrt die Verfilmung eines Buch-Bestsellers mit sadomasochistischer Thematik so kalt und glatt wie eine Parfüm-Reklame aussieht; zudem verfliegt ihr Inhalt schneller als jede noch so dezente Duftnote. So verhält sich es jedenfalls beim größten hype der Saison, der Verfilmung des SM-Weltbestsellers „Fifty Shades of Grey“; einen Tag vor Kinostart hatte sie auf der 65. Berlinale ihre Weltpremiere.

 

Unschuld vom Lande meets yuppie

 

Der Film erzählt die Geschichte der 21-jährigen Literaturstudentin Anastasia Steele (Dakota Johnson), die für ihre Uni-Zeitung den steinreichen 27-jährigen Jungunternehmer Christian Grey (Jamie Dornan) interviewt. Die leicht verhuschte Unschuld vom Lande und der vor Selbstbewusstsein nur so strotzende yuppie fühlen sich sofort zueinander hingezogen.


Offizieller Filmtrailer


 

Als fan fiction zur „Twilight“-Trilogie entstanden

 

Doch Anastasia fehlt in Liebesdingen jede Erfahrung; so nimmt der virile Macher Christian die Sache gern in die Hand. Er liebt es, Kontrolle auszuüben: Herr Grey steht nicht auf kuscheligen Blümchensex, sondern auf sexuelle Dominanz und Unterwerfung. Anastasia ist fasziniert und zugleich abgestoßen. Rasch lässt sie sich aber auf das Spiel nach Christians Regeln ein.

 

Ursprünglich ist diese story als fan fiction auf einer Internet-Seite zur „Twilight“-Trilogie entstanden. Für die Buchveröffentlichung hat Autorin Erika Leonard kaum mehr als ein paar Namen geändert und sich selbst das Pseudonym „E. L. James“ verpasst. Zuerst erschien die Trilogie nur in einem kleinen australischen Verlag; mittlerweile wurden mehr als 70 Millionen Exemplare verkauft.

 

Sex toys erwähnen, aber nicht zeigen

 

Es zählt eben vor allem Quantität, insbesondere in der Welt des Christian Grey: Imposant ist der Wolkenkratzer, in dessen oberster Etage der große mover and shaker sein Firmen-Imperium regiert. Stattlich ist die Zahl der Edelkarossen in seinem Fuhrpark. Und der Umfang seines Harems: Schon 15 unterwürfige Frauen haben die Ausstattung in seinem „Spielzimmer“ kennen gelernt.

 

Hintergrund

 

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

 

Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "Remedy" - SM-Dokudrama über New Yorker Domina-Studio von Cheyenne Picardo

 

und hier einen Beitrag über den Film Feuchtgebiete – gelungene Verfilmung des Erotik-Bestsellers von Charlotte Roche durch David Wnendt

 

und hier einen Bericht über den Film “Guilty of Romance” – brillanter japanischer Erotik-Psycho-Thriller unter Huren in Tokio von Sion Sono.

 

Für Uneingeweihte: Hier wird nicht Billard gespielt oder gepokert, sondern willige Damen lassen sich fesseln und auspeitschen. Herrn Greys Arsenal umfasst neben gewöhnlichem Sex-Spielzeug auch Dinge wie flogger (Peitschen mit vielen Riemen), butt plugs (Anal-Stöpsel) oder Nippelklammern. Die beiden letzten Utensilien werden im Film zwar kurz erwähnt, aber natürlich nicht gezeigt. Schließlich muss für den Massenmarkt alles schön harmlos und clean bleiben.

 

Romantik-Idylle wie im „Playboy“

 

Dabei ist Christian ein ganz schlimmer Finger. Zum Auftakt eröffnet er der unerfahrenen Anastasia: „Ich mache keine Liebe; ich ficke – hart!“ Aber weil seine Angebetete etwas besonderes ist, macht er in ihrem Fall manche Ausnahme. Ihre Entjungferung geht doch sehr zart und einfühlsam vonstatten.

 

Als Anastasia später aufwacht, sitzt Christian nackt an seinem glänzenden Bechstein-Flügel und spielt eine melancholische Melodie. Im Hintergrund blickt man durch die raumhohe Fensterfront seines Luxus-Apartments auf die skyline von Seattle: eine Idylle von mit Romantik gepaarter männlicher Souveränität wie aus dem „Playboy“.

 

Welcome to my world!

 

Richtig anrüchig wird es dagegen, wenn Christian der ihm verfallenen Anastasia das erste Mal zünftig den Popo versohlt. Als ihren schönen Lippen dabei sanftes Stöhnen entweicht, bemerkt er selbstzufrieden: „Welcome to my world!“ Dieser glamourös überzuckerte Edelkitsch bedient schwüle Kleinmädchen-Fantasien so hemmungslos, wie es sich selbst Hollywood selten traut. Wer darauf gefasst ist, kann den großen Unterhaltungswert der Welt von Herrn Grey für sich entdecken.