Im Grunde hätten alle Künste nur zwei Themen, hat ein kluger Kopf einmal bemerkt: die Liebe und den Tod. Das gilt auch für die Leinwand: Mit dem belgischen Film „Ich bin tot, macht was draus!“ kommt eine Geschichte über Sterben, Trauern und Abschiednehmen ins Kino, die sich all dem auf sehr rustikale Art und Weise nähert.
Info
Ich bin tot, macht was draus!
Regie: Guillaume + Stéphane Malandrin,
96 Min., Frankreich/ Belgien 2015;
mit: Bouli Lanners, Wim Willaert, Lyès Salem
Große Bären mit Bärten 50+
Die belgische Rockband „Grand Ours“ („Großer Bär“) steht kurz vor dem Durchbruch: Eine US-Tournee soll endlich den ersehnten Erfolg bringen. Allerdings sind die vier bärtigen Herren an E-Gitarre, Schlagzeug und Mikrofon schon längst jenseits der 50 und nicht gerade vom Glück verwöhnt.
Offizieller Filmtrailer
Asche-Urne vom Flügel des Bruders klauen
Kurz vor dem Abflug nach Los Angeles verliert Sänger Jipé bei einem Konzert erst seine Stimme und anschließend auch sein Leben, weil er nicht mehr um Hilfe rufen kann. Seine Bandkollegen Yvan (Bouli Lanners), Wim (Wim Willaert) und Nicolas (Eddy Leduc) sind schon viel zu lange harte Jungs mit rock‘ n‘ roll lifestyle, als dass sie darüber vor Kummer vergingen.
Also soll die Amerika-Tournee wie geplant stattfinden – mit der Asche des Sängers im Gepäck. Dazu muss das Trio seine Urne erst Jipés Bruder entwenden, einem erfolgreichen chansonnier; sie steht in seiner Villa auf dem Flügel, an dem er seine Balladen komponiert. An deren Glastüren drücken sich die Rocker erst die Nasen platt, bevor sie die sterblichen Überreste ihres Kumpels in einer aberwitzigen Befreiungs-Aktion an sich bringen.
Posthum taucht schwuler Partner auf
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Das brandneue Testament" – himmlische Tragikomödie aus Belgien von Jaco Van Dormael
und hier einen Beitrag über den Film „The Broken Circle“ – bewegendes Melodram über eine belgische Bluegrass-Band von Felix van Groeningen
und hier einen Bericht über den Film „Not Fade Away“ – vielschichtiges Drama über den Werdegang einer Amateur-Rockband mit James Gandolfini von David Chase.
Jedenfalls bricht die Gruppe in die USA auf; dabei hat sie plötzlich noch einen Mann im Schlepptau. Wie sich herausstellt, war Sänger Jipé schwul, und sein langjähriger Lebenspartner Danny (Lyes Salem) will bei der Bestattung dabei sein. Offenbar kannten die Bandmitglieder ihren Frontmann doch nicht so gut, wie sie dachten.
Abschied im kanadischen Nirgendwo
Je länger die Reise dauert, desto irrwitziger wird sie. Nur soviel: Nachdem Jipés Asche beim Zoll als Gewürz deklariert und teilweise verspeist wurde, muss später das Flugzeug notlanden. So landet das Quartett versehentlich im Norden Kanadas, bei den Inuit. Hier im Nirgendwo – genauer: in der 1500-Einwohner-Kleinstadt Schefferville – finden die Männer einen Weg, den mittlerweile in alle Winde verteilten Jipé endgültig zu verabschieden. Genau so, wie sie auch leben: unangepasst und leichtsinnig. Ähnlich stimmig wirkt der Film – ein herrlich verqueres Beispiel für Trauerbewältigung, bei der sich keiner verbiegen muss.