Im Weltall sind alle Menschen gleich – gleich klein. Insbesondere im Verhältnis zu den überdimensionalen Fluggeräten, den Satelliten und der babylonischen Raumstation, durch die sich die Kamera schlängelt, wie vor Ehrfurcht erstarrt. Ein atmosphärisch schöner Einstieg in den zweiten Teil von „Independence Day“; der Vorgänger von 1996 war einer der erfolgreichsten science fiction-Filme aller Zeiten.
Info
Independence Day: Wiederkehr
Regie: Roland Emmerich,
129 Min., USA 2016;
mit: Liam Hemsworth, Jeff Goldblum, Charlotte Gainsbourg
20. Todestag des Kampfpilot-Heroen
Andere Figuren aus der Original-Besetzung spielen wieder mit: etwa der Satelliten-Techniker David Levinson (Jeff Goldblum), der gealterte Ex-Präsident Whitmore (Bill Pullman) oder Brent Spiner als verwirrter alien-Forscher Dr. Brakish Oku. Zu Filmbeginn wird des 20. Todestags von Pilot Hiller gedacht, der im Sternenkrieg fiel. Die Machtzentrale in Washington lässt erahnen, dass die Welt auch zwei Jahrzehnte später noch vom Angriff der Außerirdischen gezeichnet und die Bedrohung nicht verschwunden ist.
Offizieller Filmtrailer
Alien-Raumschiff passt kaum auf Kinoleinwand
Zwar hat sich die Menschheit hochentwickelte alien-Technologie angeeignet, so dass die US-Hauptstadt aussieht wie ein SciFi-Videospiel aus den 1990er Jahren. Um einen möglichen Neuangriff abzuwehren, spannt sich ein ausgefeiltes Abwehrsystem als Schutzschild um die Erde. Nur einige Skeptiker bezweifeln, dass der intergalaktische Frieden ewig währen werde: wie Levinson, der mit Dauerfragezeichen im Gesicht an UFO-Wracks herumforscht, oder die Psychologin Catherine Marceaux (Charlotte Gainsbourg).
Damit, dass die aliens vor 20 Jahren kurz vor ihrem Exodus einen Hilferuf ins All gesendet haben, der von einer noch viel mächtigeren Spezies beantwortet wird, hat niemand gerechnet. Als ihr Riesen-UFO auf dem Bildschirm im oval office auftaucht, gibt US-Präsidentin Lanford mit angriffslustigen Raubtieraugen den Feuerbefehl. So einen Krieg hat die Menschheit noch nicht gesehen: Das alien-Raumschiff passt kaum auf die Kinoleinwand, wenn es unter gutturalem Grollen seinen bedrohlichen Schatten auf die skyline wirft.
Kommissköpfe-Armee überrollt Fortschritt
Hintergrund
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Alle denkbaren Fortschritte der letzten 20 Jahre, die eine Frau als Präsidentin oder advanced technologies erahnen lassen, werden von einer Armee der Bürstenhaarschnitte überrollt: Auf ihnen ruht jetzt die letzte Hoffnung der Menschheit. Während des rund einstündigen shoot-out erstickt eine Dauerklimax aus CGI-Detonationen restlos jede Spannung. Toll sind hingegen die establishing shots, die den Zuschauer in die unendlichen Tiefen des Weltalls saugen und mit den desorientierenden Dimensionen des Universums den Menschen in seiner Kleinheit auf den Boden der Tatsachen bringen.
Feinde schweißen zusammen
So wird diese „Independence Day“-Fortsetzung zum fastfood für feelgood-SciFi-fans. Sie setzt trotz 200 Millionen US-Dollar Budget weder visuell noch inhaltlich neue Standards für das genre. Am Ende bleibt nur eine Erkenntnis: „Wir mögen unsere Differenzen haben, aber wir müssen jetzt alle zusammenhalten“, sagt Ex-Präsident Whitmore in einer Radioansprache an die Menschheit.
Das birgt eine zynische Wahrheit, die in Zeiten von Brexit, Donald Trump und AfD auf eine UFO-Invasion hoffen lassen sollte: Nichts schweißt Menschen besser zusammen als ein gemeinsamer Feind. Auch im Weltall sind wir alle gleich – gleich dumm.