McDonald’s feiert seinen „Gründer“ Ray Kroc gerne als tatkräftigen Visionär, dessen geschäftlicher Scharfsinn den Siegeszug des hamburger im Alleingang begründet hat. Als Kroc 1984 mit 81 Jahren verstarb, war sein fast food– Unternehmen ein weltweit operierender Konzern. Sein privates Vermögen belief sich auf eine halbe Milliarde US-Dollar.
Info
The Founder
Regie: John Lee Hancock,
115 Min., USA 2016;
mit: Michael Keaton, Laura Dern, John Carroll Lynch
Die Macht des positiven Denkens
Mitte der 1950er-Jahre geht es Ray Kroc nicht besonders gut. Nach einigen geschäftlichen Fehlschlägen arbeitet der über 50-Jährige als wenig erfolgreicher Vertreter von elektrischen Multimixern. Doch niemand will die Maschinen zur Herstellung von milkshakes haben. Kroc ist derart frustriert, dass er sich mit Schallplatten über „die Macht des positiven Denkens“ über Wasser halten muss. Umso überraschter ist er, als ihn aus einem Schnellrestaurant im kalifornischen San Bernadino eine Bestellung für ungewöhnlich viele Mixer erreicht.
Offizieller Filmtrailer
Eine Symphonie der Effizienz
Er fährt hin und entdeckt das fast food-Restaurant der Brüder McDonald (Nick Offerman, John Carroll Lynch) mit einem damals revolutionären Konzept: Arbeitsteilige Abläufe in der Küche verringern die Wartezeit für die Kunden auf ein Minimum. Kellnerinnen und Einweggeschirr, wie die Amerikaner sie aus den zeitgenössischen Autorestaurants kennen, gibt es nicht. Die Anzahl der Speisen ist limitiert, dafür gelangen sie in gleichbleibender Qualität zum Gast. Das ist zumindest der Anspruch.
Die Versuche der Brüder, die Arbeitsabläufe zu optimieren, werden in einer amüsanten Szene illustriert. Wie bei einer Theaterprobe wird auf einem Tennisplatz mit Requisiten die Küche simuliert, bis alles stimmt: „eine Symphonie der Effizienz“. Kroc ist begeistert. Er kauft die franchise-Rechte von den zurückhaltenden Brüdern, um das Land mit einer neuen „amerikanischen Kirche“ zu beglücken. Doch je mehr Restaurants entstehen, desto mehr drängt sich die Frage auf, ob zugunsten des Profits nicht vielleicht doch Einschränkungen bei der Qualität gemacht werden können. Ein langwieriger Konflikt mit den McDonald-Brüdern beginnt.
Kein Anti-Kapitalismus-Pamphlet
„The Founder“ lässt sich vielleicht vorwerfen, seine Kritik nicht scharf genug zu formulieren. Doch der Film ist kein Anti-McDonald’s- oder Anti-Kapitalismus-Pamphlet. Sondern ein Unterhaltungsfilm mit einer schwierigen Aufgabe: Die Hauptfigur ist in ihrem letztlich rücksichtslosen Erfolgsstreben wenig sympathisch, doch der Zuschauer soll dem Geschehen zwei Stunden lang gerne folgen.
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)" – brillante Theater-Satire mit Michael Keaton von Alejandro G. Iñárritu, Oscar für den Besten Film 2015
und hier eine Besprechung der Doku "Slow Food Story" – liebedienerische Geschichte der Slow-Food-Bewegung von Stefano Sardo
und hier einen Beitrag über den Film "Versicherungsvertreter" – amüsant entlarvende Doku über Aufstieg + Fall des selfmade man Mehmet Göker von Klaus Stern.
Geschäft statt Liebe
Zugleich besitzt Keatons Figur genug Tiefe, um nicht eindimensional zu wirken. Die Skrupellosigkeit, mit der Kroc die Brüder schließlich aus ihrem eigenen Unternehmen drängt und zudem seine Frau Ethel (Laura Dern) verlässt, die in Zeiten der Erfolglosigkeit stets zu ihm stand, hat auch etwas Tragisches. Der geschäftliche Erfolg, der ihm schließlich zufällt, ist nicht gleichzusetzen mit einem menschlich geglückten Leben.
In einer der besten Szenen telefoniert Kroc mit Joan Smith (Linda Cardellini), der Gattin eines business partner. Geredet wird nur über Berufliches, doch gefilmt ist dieser Moment wie eine Liebesszene. Es gibt tatsächlich nur eins, was Kroc und seine spätere zweite Frau miteinander verbindet: das Geschäft.