Jessica Schwarz

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner

Die Beziehung von Felix (Felix Klare) und Kati (Jessica Schwarz) bekommt im zweiten Anlauf neuen Schwung. Foto: © NFP, 2017, Christoph Assmann
(Kinostart: 13.7.) Spule dein Leben zurück: Regisseur Pepe Danquart schickt Jessica Schwarz zurück in die Vergangenheit, damit sie eine Entscheidung korrigieren kann. Doch auch so wird das Gras nicht grüner – leichte Sommerkomödie übers Drehen am Rad der Zeit.

Was wäre, wenn? Spekulationen über Alternativen zum linearen Ablauf der Zeit sind zeitlos attraktiv. In ihrem Roman „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“ von 2013 lässt bestseller-Autorin Kerstin Gier eine junge Frau durch die Zeit reisen, um vermeintliche Fehler ihres Lebens rückgängig zu machen.

Info

 

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner

 

Regie: Pepe Danquart,

110 Min., Deutschland 2017;

mit: Jessica Schwarz, Felix Klare, Christoph Letkowski

 

Website zum Film

 

Diese Geschichte hat Regisseur Pepe Danquart nun in einer Sommerkomödie mit gut aufgelegtem star ensemble verfilmt. Kati (Jessica Schwarz) ist jung, schön und chaotisch; sie wird nach einer Blinddarm-Operation  aus dem Krankenhaus entlassen. Sie steigt schwungvoll in ihr Auto, während der angehende Oberarzt Felix (Felix Klare), nicht weniger attraktiv, sein Fahrrad aufschließt. Kati fährt vorwärts und überrollt versehentlich den Drahtesel von Felix, der sich mit einem Sprung zur Seite rettet. Die beiden schauen sich in die Augen und verlieben sich: Sex, Liebe, gemeinsamer Urlaub, Zusammenziehen und dann eine rosarote Traumhochzeit.

 

Kurzweilige Romantik

Was in anderen romantic comedies die ganze Handlung wäre, dient Regisseur Danquart nur als Prolog seines Films. In wenigen Minuten stellt er seine Protagonisten vor, etabliert Stimmung und Tempo und kreiert eine eingängige Ausgangssituation, auf die er im späteren Verlauf zurückgreifen kann. Das ist unerlässlich, geht es doch um Zeitreisen.

Offizieller Filmtrailer


Ehe-Kater

Fünf Jahre später ist nämlich das Leben von Kati nicht mehr so rosarot: Der dynamische beau von einst ist inzwischen ein träger Ehemann geworden, der seine Zeit lieber als Oberarzt im Krankenhaus verbringt als mit Kati um die Häuser zu ziehen. Sie selbst ärgert sich in einer Werbeagentur mit ihrer strengen Chefin (Juliane Köhler) herum und vermisst die Unterstützung ihrer Freundinnen Marlene (Elena Uhlig) und Linda (Pheline Roggan), die ebenfalls mit Krisen beschäftigt sind. Kati ist frustriert: Soll das alles gewesen sein?

 

Just in dieser Zeit lernt sie den Künstler Mathias (Christoph Letkowski) kennen. Er ist lustig und aufregend; er steht für all die Verlockungen, die ihrem Eheleben abhanden gekommen sind. Kati wünscht sich einen Neuanfang, möchte Felix jedoch nicht verletzen – hätte sie damals doch besser Mathias anstelle von Felix kennengelernt. Was wäre, wenn…

 

Erneuter Autounfall

 

Nervlich am Ende gerät Kati erneut in einen Autounfall und wacht im Krankenhaus auf – nun allerdings per Zeitreise fünf Jahre zurückversetzt; also genau einen Tag, bevor sie nach ihrer Blinddarm-Operation entlassen wurde. Kati erholt sich schnell von ihrem Schock und ist wild entschlossen, ihr Schicksal in die Hände zu nehmen. Auf ihrer to-do-Liste steht ganz oben: Mathias statt Felix kennen lernen.

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Drei Stunden" – federleichte Sommerkomödie über fast verpasste Liebe von Boris Kunz

 

und hier einen Beitrag über den Film "Love Is All You Need" – wunderbar beschwingte Sommer-Komödie von Susanne Bier mit Trine Dyrholm

 

und hier eine Besprechung des Films "Midnight in Paris" – märchenhafte Zeitreise in die 1920er Jahre von Woody Allen.

 

Die anschließenden Irrungen und Fettnäpfchen sind vorprogrammiert und oft wenig überraschend. Doch der Film hat charme, den er besonders dem ensemble verdankt: Judy Winter als mütterliche Freundin, Juliane Köhler als biestige Chefin, Milan Peschel als neureicher Gönner und Oliver Korittke als verlogener Ehemann bringen viel Augenzwinkern in den Klamauk. Elena Uhlig und Pheline Roggan sind als beste Freundinnen von Kati ein herrliches sidekick-Duo. Denn Kati nutzt die Gunst der Stunde und räumt auch im Leben ihrer Mädels ordentlich auf: Bald werden mehrere Menschen zu ihrem Glück gezwungen.

Vorbilder wie Bridget Jones

 

Natürlich ist leicht zu erkennen, welche Vorbilder Regisseur Danquart hier kopiert – von den Figuren, die teilweise an Filme von Sandra Bullock und Melissa McCarthy erinnern, bis zu ähnlich gestalteten Szenen und Kostümen aus dem Kassenschlager „Bridget Jones“ (2001). Dabei versteht Danquart sein Handwerk: Der Film ist dramaturgisch einwandfrei konstruiert und glänzt mit netten Pointen.

 

Man sollte also kein philosophisches Gedankenspiel zu großen Themen wie Schicksal, Zufall und Lebensaufgaben erwarten. Wer aber eine solide, beschwingte Komödie genießen will, der kommt auf seine Kosten. Am Ende bleibt ein schöner Satz von Frau Baronski (Judy Winter) im Gedächtnis. Sie spielt eine mütterliche Mentorin von Kati, erhebt in einer Szene ihr Martini-Glas und sagt: „Das, wonach man sich sehnt, ist nicht immer das, was man braucht“.