Im europäischen Kino gibt es einen sympathischen Größenwahn. Dazu gehört eindeutig, US-Amerikaner auf den Gebieten science fiction und action herauszufordern. Schließlich handelt es sich dabei um genres, in denen es nicht ausschließlich auf die Imaginationskraft ankommt, sondern auch auf das budget: Sieht ein Film zu billig aus, kauft einem das heute niemand mehr ab. Der französische Regisseur und Produzent Luc Besson gehört zu jenen europäischen Filmemachern, die diese Herausforderung nie gescheut haben.
Info
Valerian - Die Stadt der tausend Planeten (3D)
Regie: Luc Besson,
137 Min., Frankreich/ USA 2017;
mit: Dane DeHaan, Cara Delevingne, Clive Owen, Ethan Hawke
Hohes persönliches Risiko
„Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“, Bessons Verfilmung eines comic von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières von 1967, hat dieses budget. Mit rund 180 Millionen US-Dollar bewegt er sich im Bereich aktueller amerikanischer blockbuster–comic-Adaptionen. Die hatten sich in den letzten Monaten oft als finanzielles Risiko erwiesen, weil selbst viele Millionen Zuschauer keine Garantie mehr für hohe Gewinne sind. Für den Filmemacher, der mit seinem Unternehmen „EuropaCorp.“ selbst an der Produktion beteiligt ist, ist das Projekt also auch ein persönliches Risiko.
Offizieller Filmtrailer
Buntes Action-Spektakel
Und der Film selbst? Ist wie zu erwarten vor allem ein buntes Spektakel. Als Mischung aus visuell teilweise beeindruckender high tech science fiction mit wilden Verfolgungsjagden und lustigem retro-Charme. Etwa, wenn die Hauptfiguren plötzlich in psychedelisch angehauchten, klar als Pappe und Plastik erkennbaren Kulissen stehen und wie Zeitreisende aus „Barbarella“ (1967) wirken, einer anderen berühmten französischen comic-Verfilmung. Oder wenn der Film mit der Aufnahme einer Raumkapsel endet, die den US-amerikanischen Apollo-Missionen der 1960/70er Jahre nachempfunden ist.
Hintergrund
Lesen Sie hier ein Interview mit Luc Besson über "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten"
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Planetare + zwischenmenschliche Schlachtfelder
Die Handlung ist angesichts mangelnder erzählerischer Stringenz und unzähliger Episoden, welche die Protagonisten an andere Schauplätze auf immer neuen Planeten versetzt, nur schwer auszumachen: Die bläulichen aliens, die ohne eigenes Verschulden ihren hübschen Paradies-Planeten in einer militärischen Katastrophe verloren haben, möchten ihre Zivilisation wieder auferstehen lassen, was jener Militär (Clive Owen), der für ihren Untergang verantwortlich war, unbedingt verhindern will. Mittendrin: die beiden Agenten Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne), die auf der zwischenmenschlichen Ebene ein weiteres kleines Schlachtfeld eröffnen.
Hier liegt vermutlich die deutlichste Unwucht des Films: Dem britischen Ex-Model Delevingne nimmt man die geradlinige, toughe und supercoole Agentin sofort ab. Was sie allerdings an dem von DeHaan verkörperten Titelhelden finden soll, der mit Tränensäcken, wässrigen Augen und undeutlicher Aussprache alles andere als dynamisch wirkt, bleibt völlig unklar.
Freude am Größenwahn
Doch bei Besson darf man sich von solchen Details nicht stören lassen: Was andere Filme vor inneren Widersprüchen kollabieren ließe, ist in seinem schrillen und temporeichen Spektakel, das dauernd amüsante Einfälle aufweist, nur eine Nebensache. Der französische Regisseur denkt groß, und daran kann man durchaus seine Freude haben.