Filme mit historischen Frauenfiguren gab es zuletzt häufiger. In Filmen wie „Love and Friendship“ (2016) oder „Florence Foster Jenkins“ (2016) ginge es vor allem um die Selbstbehauptung von Frauen, die besonders in traditionell patriarchalischen Verhältnissen schwierig war. Auch der Film „Licht“ der Regisseurin Barbara Albert, der auf Alissa Walsers Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ basiert, macht diesen Prozess nachfühlbar: Die Hauptfigur Maria Teresia Paradis (Resi) ist im 18. Jahrhundert gleich mit zwei Makeln geschlagen.
Info
Licht
Regie: Barbara Albert,
97 Min., Österreich/ Deutschland 2017;
mit: Maria Dragus, Devid Striesow, Lukas Miko
Sie kann wieder sehen
Die Blindheit ist dennoch ein Makel, weshalb ihre Eltern sie zu jedem Quacksalber schicken, der verspricht, sie zu „heilen“, also sehend und präsentabel zu machen. Letzte Hoffnung ist eine neue Behandlungsmethode eines gewissen Franz Anton Mesmer (Devid Striesow), in dessen Sanatorium sie einzieht. Der macht nichts Außergewöhnliches, sondern lässt das Mädchen, das sonst immer nur getriezt wird, sprechen. Er hört ihr zu und Resi beginnt schon bald, Umrisse wahrzunehmen. Sie gewinnt einen Teil ihrer Sehkraft zurück.
Offizieller Filmtrailer
Verlust des Talents
„Wer nicht sehen kann, wird auch nicht gesehen. Wer nicht gesehen wird, wird auch nicht gehört“, sagt Resi an einer Stelle des Films. So wie sie die Umwelt neu erlebt, wird auch sie selbstbewusster. Umso mehr irritiert, dass sie mit der Sehkraft ihr Talent am Klavier einbüßt. Denn mit der Kontrolle über ihren „sicheren Hafen“, die Musik, verliert sie auch ihre bisherige Welt.
Sie muss wie ein kleines Kind Farben, Formen und Distanzen lernen und wird nach den ersten Erfolgen von Doktor Mesmer herumgezeigt. Er möchte endlich Anerkennung bei der Akademie. Erneut wird Resi benutzt und zum Vergnügen begafft, kann sich nun aber wehren. Neben der historisch verbürgten Geschichte, erzählt die Regisseurin Barbara Albert vom Machtgefüge als Wechselspiel zwischen denen, die gesehen werden und denen, die gaffen.
Panoptische Bilder
Hintergrund
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Resi, hervorragend gespielt von Maria Dragus, ist dabei Wanderer zwischen den Welten und ein lebendiger Beweis, dass die Dinge nicht gottgegeben fortbestehen müssen. Sie freundet sich mit ihrer Zofe Agnes (Maresi Riegner) an, wird aber auch von Hofdamen besucht. Sie ist zwar nicht „von Stand“, hat aber außergewöhnliche Fähigkeiten und Talent – also das, was Frauen im 18. Jahrhundert, die eher lieblich und puppenhaft sein sollen, oft nicht zugestanden wird.
Späte Würdigung
Inwiefern Resis (vorübergehende) Heilung physisch oder eher psychologisch bedingt ist, lässt der Film offen. Die echte Maria Teresia Paradis erblindete später wieder, fing an zu komponieren und gründete eine Musikschule für Sehbehinderte. Schön, dass sie nun von diesem wunderbaren Film gewürdigt wird.