Frances McDormand

Three Billboards outside Ebbing, Missouri

Mildred Hayes (Frances McDormand) versucht mit den Schildern die Polizei zum Handeln zu bringen. Foto: © 2017 Twentieth Century Fox
(Kinostart: 25.1.) Eine Kratzbürste gegen den Provinz-Mief: Regisseur Martin McDonagh schickt eine wütende Frau in den Kampf gegen die örtliche Polizei, die genauso faul wie rassistisch ist – fulminante schwarze Komödie, die zurecht für sieben Oscars nominiert wurde.

„Wenn wir hier alle Polizisten mit rassistischen Neigungen entlassen würden, säßen in der Station nur noch zwei Leute. Und die hätten was gegen Schwule.“ Es scheint ein toller Ort zu sein, dieses Ebbing, Missouri, das Polizeichef Willoughby (Woody Harrelson) in derart leuchtenden Farben schildert. Die Aussage trifft den Ton dieser doppelbödigen Tragikomödie des Regisseurs Martin McDonagh, der zuletzt „Brügge sehen… und sterben?“ (2008) gedreht hat. Auch hier ist das bonmot so ernst gemeint wie der abgründige gag

 

Info

 

Three Billboards outside Ebbing, Missouri

 

Regie: Martin McDonagh,

115 Min., USA/ Großbritannien 2017;

mit: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell

 

Website zum Film

 

Willoughby ist aber eigentlich nicht bei Mildred (Frances McDormand) vorbei gekommen, um sich für seine seltsamen Mitarbeiter zu entschuldigen, sondern um sich selbst zu rechtfertigen. Die stoische Mildred hat in der kleinen Stadt eine ungewöhnliche Aktion gestartet. Ein Jahr, nachdem ihre Tochter brutal vergewaltigt und ermordet wurde, hat sie an  einem der Ortseingänge drei fast verfallene Plakatwände gemietet.

 

Der nette Todkranke

 

Darauf fragt sie auf eigens angefertigten Plakaten den Polizeichef, warum es noch immer keine Verhaftung gibt. Im kleinen Ebbing haben die Leute zu diesem Vorgang natürlich schnell eine Meinung – und in der Regel keine positive. Warum dem armen Willoughby solchen Ärger bereiten, wo er doch ein so netter Mensch ist und wegen einer Krebserkrankung sowieso nicht mehr lange zu leben hat?

Offizieller Filmtrailer


 

Alle wollen nur ihre Ruhe

 

Doch nun müssen sich diverse Personen zu dem Plakatärgernis irgendwie verhalten: der Polizeichef, sein tendenziell gewalttätiger und nicht besonders heller Mitarbeiter Dixon (Sam Rockwell), der Besitzer der Werbeagentur, Mildred selbst, ihr jugendlicher Sohn und Ex-Ehemann. Der verklemmte wie rassistische Dixon fühlt sich und seine Zunft angegriffen, weil Willoughby sein großes Vorbild ist. Mildreds Verwandte finden sie ziemlich peinlich und würden mit der Sache lieber abschließen. 

 

Mildred aber bleibt stur und ungerührt, auch weil sie wegen des Tods der Tochter von Schuldgefühlen geplagt wird. Nur Polizeichef Willoughby möchte vermitteln. Doch ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Aufgestaute Wut und latente Gewalt treten zutage. Und irgendwann ist die Gewalt real: Der Agenturbesitzer landet im Krankenhaus, die Plakatwände brennen, die Polizeistation auch.

Viel Understatement

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films “Promised Land”Polit-Thriller  von Gus van Sant mit Frances McDormand

 

und hier einen Bericht über den Film "Schloss aus Glas" - Familien-Drama  von Destin Daniel Cretton mit Woody Harrelson

 

und hier einen Beitrag über den Film "The Guard - Ein Ire sieht schwarz"  - schwarzhumorige Krimi-Komödie von John Michael McDonagh.

 

Aber Regisseur McDonagh und seine großartigen Schauspieler halten die Geschichte mit viel Understatement geschickt zwischen dem menschlichen Drama in der amerikanischen Kleinstadt und einer Komödie mit groteskem schwarzen Humor in der Waage. Dazu gehört auch, dass der Film in der Gewaltdarstellung deutlich zwischen den absurden Wutausbrüchen der Hauptfiguren und der Bedrohung differenziert, die jener durchreisende Soldat darstellt, der vielleicht der Mörder sein könnte.

 

Doch der Film hat auch eine andere Seite, weil er sich viel Zeit für seine Figuren nimmt. Für die liegt Liebe, Verständnis und Vergebung nahe beieinander. Und wenn dann mal ein Vorurteil fallen gelassen oder sich die Zeit genommen wird, den anderen zuzuhören, kommt es schließlich zu höchst seltsamen Allianzen von Menschen, die einem zusehends ans Herz wachsen: Von der verhärmten Mildred bis zum dämlichen Dixon.

 

Anrührender Tod

 

Den sensiblen Polizeichef und seinen liebevollen Umgang mit anderen liebt man sowieso. Sein Tod ist eine anrührende Tragödie. Obwohl das Jahr jung ist, lässt sich eines mit Sicherheit sagen: „Three Billboards Outside Ebbing…“, der jüngst für sieben Oscars nominiert wurde, ist einer der ganz großen Filme des Jahres.