London im ausgehenden viktorianischen Zeitalter: Der Botaniker Molyneux (Michel Simon) schreibt unter Pseudonym Kriminalromane, doch sein Doppelleben fliegt auf. Zudem muss er um sein Leben fürchten: Der Massenmörder Kramps ist ihm auf der Spur. Die Polizei und eine gewaltige Menschenmenge machen sich auf, Kramps zu finden, der – seines Zeichens Metzger – aus Liebe zu Tieren tötet.
Info
Drôle de drame -
Ein sonderbarer Fall
Regie: Marcel Carné,
105 Min., Frankreich 1937;
mit: Louis Jouvet, Françoise Rosay, Michel Simon
Vorführung im Filmmuseum Düsseldorf
Zwischen Theater und Film
In „Drole de drame“ spielt er den Serienmörder William Kramps, als Baptiste Deburau glänzte er später in Carnés Meisterwerk „Die Kinder des Olymp“ (1945). Sein Schauspielstil lag zwischen Film und Theater. Die Nähe zum Theatralen und zur Poesie sind stilistische Merkmale von Marcel Carné, der – ganz in der Tradition seines Vorbilds Jacques Feyder – drei Dinge in den Vordergrund stellte: die Schauspieler, den Standpunkt der Kamera und die Pläne für die Szenerie.
Ausschnitt aus dem Film
Gesellschaftskritik in den 1930er Jahren
Der von vielen Wendungen geprägte Film weist eine groteske Clownerie auf, die Tragik, Pessimismus und Kritik an der französischen Gesellschaft Mitte der 1930er Jahre deutlich werden lässt. Mit dem vom Filmkritiker Georges Sadoul geprägten Begriff „Poetischer Realismus“ entstand ein Stil, der von den Erfahrungen der Jahre der Weltwirtschaftskrise in Frankreich gekennzeichnet war.
Die Inszenierung und das Herausarbeiten dessen, was Sadoul unter Poetischem Realismus versteht, fiel bei diversen Regisseuren höchst unterschiedlich aus. Inhaltlich ging es stets um den Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft in der Alltagswelt.
Schüfftans Spiegeltrick-Verfahren
Dabei sorgte vor allem der Exilant Eugen Schüfftan für ungewöhnliche Bilder. Der bis heute einflussreichste Kameramann seiner Generation wurde berühmt für das nach ihm benannte Spiegeltrick-Verfahren, in dem zwei Bilder über Spiegel zu einem kombiniert werden und die Größenverhältnisse der Bilder keine Rolle mehr spielen.
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "La Guerre est finie - Der Krieg ist vorbei" - französischer Filmklassiker von Alain Resnais
und hier einen Bericht über den Film "Belle de Jour - Schöne des Tages" - französischer Filmklassiker von Luis Buñuel
und hier einen Beitrag über die Ausstellung "Der Stachel des Skorpions: Ein Cadavre exquis nach Luis Buñuels »L’Âge d’or«" - zeitgenössische Hommage-Werke in München und Darmstadt.
Anfangs ein Flop
„Drôle de drame“ wurde in 23 Tagen gedreht und war bei seiner Veröffentlichung ein finanzieller Misserfolg. Erst später kam es bei Wiederaufführungen zur verdienten Anerkennung. Für Carné selbst bedeutete diese Produktion beinahe das Ende seiner Laufbahn als Regisseur.
Zur Form der Groteske konnte er sich aus mehreren Gründen nicht mehr durchringen. Einerseits war er selbst davon überzeugt, nie wieder eine vergleichbare Schar grandioser Schauspieler zusammenzubekommen, die dafür nötig gewesen wäre; andererseits glaubte er nicht, dass er noch einmal einen Produzenten von einem solchen Projekt hätte überzeugen können.
Ein Gastbeitrag von Thomas Ochs, Filmmuseum Düsseldorf