Morgan Freeman+ Tommy Lee Jones

Das ist erst der Anfang

Nicht ohne meinen Sekt Orange: Die Bewohnerinnen des Resort amüsieren sich. Foto: Wild Bunch Germany
(Kinostart: 14.6.) Lebensabend zum Fremdschämen: Die Senioren-Komödie von Regisseur Ron Shelton über rivalisierende Rentner in einem Luxus-Resort schwelgt in antiquierten Klischees und strotzt vor Pennäler-Humor mit peinlichen Zoten. Da hört jeder Spaß auf.

Manchmal scheinen Verleiher ihrem eigenen Film nicht zu trauen – trotz Starbesetzung. Dann lassen sie ihn mitten im besucherschwachen Sommer anlaufen, wenn er kaum gegen Blockbuster-Großproduktionen konkurrieren muss: in der Hoffnung, dass bekannte Namen wie Morgan Freeman und Tommy Lee Jones zumindest ein paar Zuschauer anlocken werden. Dieses Kalkül scheint auch „Das ist erst der Anfang“ von Ron Shelton ins Kino zu befördern; leider ist seine Rentner-Komödie lahm und hüftsteif geraten.

 

Info

 

Das ist erst der Anfang

 

Regie: Ron Shelton, 

91 Min., USA 2017;

mit: Morgan Freeman, Tommy Lee Jones, Rene Russo

 

Website zum Film

 

Im sonnigen Florida leitet Duke Diver (Morgan Freeman) das „Villa Capri“-Resort für reiche Senioren mit großer Geste und Findigkeit. Alle Damen reißen sich um den Charmeur, und der Golfplatz lässt auch keine Wünsche offen: Hier fehlt es an nichts. Als aber der neue Bewohner Leo (Tommy Lee Jones) einzieht, ein erfolgreicher Geschäftsmann und Ex-Militär, steht Dukes Platzhirsch-Status auf dem Spiel.

 

Hilfe anstatt Hahnenkampf

 

Am meisten kränkt ihn, dass Leo bei der spröden Suzie (Rene Russo) mehr Chancen zu haben scheint. Zudem wird Duke von seiner kriminellen Vergangenheit eingeholt, weshalb er um sein Leben fürchten muss. Doch sein vermeintlicher Rivale Leo hilft ihm, so dass ihr Hahnenkampf-Gerangel schnell vergessen ist.

Offizieller Filmtrailer


 

Mannstolle Matronen auf Männerjagd

 

Eigentlich kombiniert Regisseur Ron Shelton diverse Zutaten für einen amüsanten Spaß:  Mafia-Komödie trifft Buddy-Movie mit Pensionären. Doch die Teile passen nicht zusammen, angefangen beim geschönten Schauplatz. Diese Luxus-Ferienanlage hat mit normalen Seniorenheimen nichts zu tun; ihre Bewohner unterhalten sich ständig in angestrengt schlüpfrigen Dialogen, die bereits in ihrer Jugend peinlich geklungen hätten. Besonders ärgerlich ist zudem das völlig antiquierte Frauenbild: Mannstolle, stark geliftete Schabracken machen sich an jeden Neuankömmling heran, der öfter im Ausland war und Gedichte rezitieren kann.

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Abgang mit Stil - Going in Style" - feinsinnige Rentner-Gauner-Komödie mit Morgan Freeman von Zach Braff

 

und hier eine Besprechung des Films "Ewige Jugend - Youth" – wunderbare Tragikomödie übers Altwerden von Paolo Sorrentino mit Michael Caine, Harvey Keitel + Rachel Weisz

 

und hier einen Beitrag über den Film "Und wenn wir alle zusammenziehen?" – charmante Rentner-WG-Komödie von Stéphane Robelin mit Jane Fonda + Daniel Brühl.

 

Warum Charakter-Schauspieler wie Morgan Freeman, Tommy Lee Jones und Rene Russo sich für so ein Machwerk hergeben, bleibt ein Rätsel: War das Honorar so hoch, oder langweilen sie sich? Denn sie scheinen tatsächlich Freude an ihren Rollen zu haben, die eigentlich nur Karikaturen sind. Vielleicht wollten sie einfach noch einmal richtig derbe und albern auf den Putz hauen wie in ihrer wilden Jugend; das könnte den flachen Pennäler-Humor des Films erklären.

 

Sekt schlucken hilft nicht

 

So wirkt diese Komödie nicht nur wegen ihrer angegrauten Besetzung sehr altbacken: Dass sich die älteren Herrschaften in der „Villa Capri“ wie Teenager benehmen, ist für den Zuschauer Anlass zum Fremdschämen. Wenn die Männer nicht mit Poker oder Golf beschäftigt sind, quatschen sie wie Halbwüchsige im Jugend-Ferienlager über ihre mit Kosmetik zugespachtelten Mitbewohnerinnen.

 

Die wiederum halten sich ununterbrochen an Gläsern voller Sekt mit Orangensaft fest und starren den Jungs hinterher. Ein total absurdes Setting – wer sich solche High-Class-Versorgung leisten kann, wird kaum seine Tage wie Backfische verbringen. Diesen Blödsinn kann man sich auch mit zwei Flaschen Sekt nicht schön trinken.