Manchmal scheinen Verleiher ihrem eigenen Film nicht zu trauen – trotz Starbesetzung. Dann lassen sie ihn mitten im besucherschwachen Sommer anlaufen, wenn er kaum gegen Blockbuster-Großproduktionen konkurrieren muss: in der Hoffnung, dass bekannte Namen wie Morgan Freeman und Tommy Lee Jones zumindest ein paar Zuschauer anlocken werden. Dieses Kalkül scheint auch „Das ist erst der Anfang“ von Ron Shelton ins Kino zu befördern; leider ist seine Rentner-Komödie lahm und hüftsteif geraten.
Info
Das ist erst der Anfang
Regie: Ron Shelton,
91 Min., USA 2017;
mit: Morgan Freeman, Tommy Lee Jones, Rene Russo
Hilfe anstatt Hahnenkampf
Am meisten kränkt ihn, dass Leo bei der spröden Suzie (Rene Russo) mehr Chancen zu haben scheint. Zudem wird Duke von seiner kriminellen Vergangenheit eingeholt, weshalb er um sein Leben fürchten muss. Doch sein vermeintlicher Rivale Leo hilft ihm, so dass ihr Hahnenkampf-Gerangel schnell vergessen ist.
Offizieller Filmtrailer
Mannstolle Matronen auf Männerjagd
Eigentlich kombiniert Regisseur Ron Shelton diverse Zutaten für einen amüsanten Spaß: Mafia-Komödie trifft Buddy-Movie mit Pensionären. Doch die Teile passen nicht zusammen, angefangen beim geschönten Schauplatz. Diese Luxus-Ferienanlage hat mit normalen Seniorenheimen nichts zu tun; ihre Bewohner unterhalten sich ständig in angestrengt schlüpfrigen Dialogen, die bereits in ihrer Jugend peinlich geklungen hätten. Besonders ärgerlich ist zudem das völlig antiquierte Frauenbild: Mannstolle, stark geliftete Schabracken machen sich an jeden Neuankömmling heran, der öfter im Ausland war und Gedichte rezitieren kann.
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Abgang mit Stil - Going in Style" - feinsinnige Rentner-Gauner-Komödie mit Morgan Freeman von Zach Braff
und hier eine Besprechung des Films "Ewige Jugend - Youth" – wunderbare Tragikomödie übers Altwerden von Paolo Sorrentino mit Michael Caine, Harvey Keitel + Rachel Weisz
und hier einen Beitrag über den Film "Und wenn wir alle zusammenziehen?" – charmante Rentner-WG-Komödie von Stéphane Robelin mit Jane Fonda + Daniel Brühl.
Sekt schlucken hilft nicht
So wirkt diese Komödie nicht nur wegen ihrer angegrauten Besetzung sehr altbacken: Dass sich die älteren Herrschaften in der „Villa Capri“ wie Teenager benehmen, ist für den Zuschauer Anlass zum Fremdschämen. Wenn die Männer nicht mit Poker oder Golf beschäftigt sind, quatschen sie wie Halbwüchsige im Jugend-Ferienlager über ihre mit Kosmetik zugespachtelten Mitbewohnerinnen.
Die wiederum halten sich ununterbrochen an Gläsern voller Sekt mit Orangensaft fest und starren den Jungs hinterher. Ein total absurdes Setting – wer sich solche High-Class-Versorgung leisten kann, wird kaum seine Tage wie Backfische verbringen. Diesen Blödsinn kann man sich auch mit zwei Flaschen Sekt nicht schön trinken.