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Mehr als zehn Jahre ist es bereits her, dass Danny Ocean (George Clooney) und seine erfolgreiche Gaunertruppe in „Ocean‘s 13“ (2007) ohne Option auf eine weitere Fortsetzung auseinander gingen. Das immer gleiche Schema der „Ocean’s“-Trilogie, die Regisseur Steven Soderbergh auf Basis des alten Sinatra-Filmklassikers „Frankie und seine Spießgesellen“ (1960) modelliert hatte, war ausgereizt. Da man in Hollywood jedoch allzu gern Variationen altbewährter Erfolge weiterspinnt, musste für die Wiederbelebung der Ganovenkomödien-Reihe jetzt ein neuer Dreh gefunden werden.
Info
Ocean’s 8
Regie: Gary Ross,
110 Min., USA 2018;
mit: Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Rihanna
Raubzug beim Society-Event
Nach fünf Jahren wird Debbie Ocean (Sandra Bullock), die Schwester des angeblich toten Danny, aus dem Gefängnis entlassen. Die Zeit dort hat sie genutzt, um einen riesigen Coup zu planen: Sie will während der alljährlichen Spendengala im Metropolitan Museum in New York ein weltberühmtes Diamantencollier im Wert von 150 Millionen Dollar vom Hals des Hollywoodsternchens Daphne Kluger (Anne Hathaway) stehlen.
Offizieller Filmtrailer
Kühn, schön und effektiv
Für diese Aktion stellt sie eine rein weibliche Truppe zusammen: ihre alte Komplizin Lou (Cate Blanchett), das Organisationstalent Tammy (Sarah Paulson), die Hackerin Nine Ball (Rihanna), die Juwelierin Amita (Mindy Kaling), die Taschendiebin Constance (Awkwafina) und die Modedesignerin Rose Weil (Helena Bonham Carter). Wer hier mitgezählt hat, dem dürfte klar sein, dass sich im Verlauf der Geschichte überraschend noch ein achtes Mitglied zur Bande dazugesellen wird.
Dass es im Gegensatz zu den personalintensiven Raubzügen in Soderberghs „Ocean’s“-Filmen für diesen Coup lediglich acht Akteurinnen braucht, liegt auf der Hand. Schließlich ist eine Halskette wesentlich leichter zu transportieren als Unsummen von Bargeld. Zudem sind die Frauen besser organisiert und deutlich effektiver, vor allem, weil es hier kein männliches Dominanzgerangel gibt. An Kühnheit können es die Damen mit Dannys Mannen allemal aufnehmen – und schöner sind sie sowieso.
Stachel in der narzisstischen Modewelt
Anfangs, bei der recht langwierigen Rekrutierung von Debbies Mitstreiterinnen, kommt die Story nur mühsam in die Gänge. Erst als die disparate Truppe wirklich in Aktion tritt, nimmt der Film an Fahrt auf, um gegen Ende hin mit bissigen Dialogen und Anspielungen auf Rollenklischees und männliche Machoattitüden regelrecht zu funkeln.
Hintergrund
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Deutsch als Mittel der Verwirrung
Unter besserer Führung könnten die Darstellerinnen allerdings noch mehr strahlen. Bedauerlicherweise ist Steven Soderbergh diesmal nur als Produzent beteiligt. Waren die elegant ausgeführten Raubzüge in seinen „Ocean’s“-Filmen doch stets ein Anlass für wunderbare, selbstironische Dialogpassagen, während das Schwelgen in mondänen Interieurs über so manches Loch in den Geschichten hinweg tröstete. Gary Ross fehlt Soderberghs inszenatorische Leichtigkeit und Experimentierfreude. Brav spult er die Geschichte ab und gibt den tollen Frauen dabei zu wenig Raum für tiefgründiges Spiel.
Wenn möglich, sollte man sich den Film in der Originalfassung anschauen, denn Sandra Bullock, die als Tochter einer deutschen Opernsängerin einen Teil ihrer Kindheit in Nürnberg verbracht hat, spricht während des Raubzuges zur Verwirrung der Sicherheitsleute nur Deutsch. Und wenn Debbie ihre zwischenzeitlich zweifelnden Mitstreiterinnen mit der Vision aufrichtet: „Irgendwo da draußen ist ein achtjähriges Mädchen, das davon träumt, eine Kriminelle zu werden“, ist auch mehr als ein Augenzwinkern dabei. Danny hätte das gefallen.