Koks, Knarren und ein Panoptikum an Knallköppen: Dieser Zutaten bedient sich Regisseur Detlev Buck („Bibi & Tina“, „Wir können auch anders“) in seinem jüngsten Film „Asphaltgorillas“. Hier kracht es auf Biegen und Brechen: Keine Idee ist zu abstrus, als dass sie in diesem Schwank um Falschgeld und Drogen nicht vorkommen könnte. Auch die Genre-Mixtur ist merkwürdig: Der Film setzt sich mit Schwung zwischen alle Stühle.
Info
Asphaltgorillas
Regie: Detlev Buck,
93 Min., Deutschland 2018;
mit: Samuel Schneider, Jannis Niewöhner, Ella Rumpf
Gangsterrapper und Oligarchen-Tochter
Auch die Besetzung des Films verspricht reichlich Albernheit: Georg Friedrich („Wilde Maus“) ist als halbseidener Ganove im prolligen Leoparden-Oufit schwer zu toppen. Kiezklischees werden ebenfalls durchdekliniert: Neben Kriminellen unterschiedlichsten Kalibers haben sowohl der Gangsterrapper (vom Rapper Ssio gespielt) als auch die Bio-Mutti-in-spe ihren Auftritt.
Offizieller Filmtrailer
Alles falsch gemacht
Die Geschichte von Frank (Jannis Niewöhner), der dringend Geld braucht, um ein verwöhntes Oligarchen-Töchterchen (hölzern: Model und Instagram-Star Stefanie Giesinger) bei Laune zu halten, basiert auf dem Tatsachenbericht „Der Schlüssel“ aus Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichtensammlung „Schuld“. Während Schirach die vielen absurden Momente der Story durch einen trockenen Erzählstil ausbalanciert, setzt Buck in der schmerzfrei adaptierten Groteske um kleine Fische und große Pläne immer noch eins drauf.
Dass er Milieustudie kann, hat Buck vor einigen Jahren mit „Knallhart“ bewiesen. Doch in „Asphaltgorillas“ sind die Figuren dafür zu schablonenhaft und ihre kriminellen Ambitionen zu hanebüchen. Einzig Franks alter Freund Atris (Samuel Schneider) ist mehr als eine Karikatur – obwohl er alles falsch macht, was man falsch machen kann. Er ist scharf aufs große Geld, weil er sich gern vom sinisteren Gangsterboss El Keitar (Kida Khodr Ramadan) lossagen möchte.
Verliebt in eine freche Diebin
Hintergrund
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An einigen Stellen löst der kühne Mix tatsächlich ein, was die wilde Mischung verspricht. Doch auf Dauer funktioniert das schillernde Neon-Spektakel mit seinen flotten Schnitten nicht. Es fehlt schlichtweg der eigene Blick, der ein solches Genre-Experiment zusammenhalten könnte. Zu oft hangelt sich die Geschichte lediglich von Klischee zu Klischee und verliert dabei immer mehr an Schwung.
Wilder Ritt ohne Moral
Die Verwirrung, die Buck nach eigener Aussage an der Story interessiert hat, sorgt eben nicht einfach von selbst für Unterhaltungswert und einen wilden Ritt. Versöhnlich stimmt dann wenigstens die Schlussszene: Sie sorgt für eine bittersüße Pointe jenseits aller Moral.