Bereits der Vorspann, bei dem man zur Offstimme von Elisabeth (Caroline Peters) einem Pizzakurier durch Bonner Straßen folgt und Erläuterungen zu deren Namen erhält, verdeutlicht die Stoßrichtung von Sönke Wortmanns neuem Film, der auf dem bereits 2012 in Frankreich verfilmten Theaterstück „Le Prénom“ von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte basiert. So erfährt man hier beispielsweise, dass die zentrumsnahe Schumannstraße nach dem Komponisten Robert benannt ist, während seine Frau Clara für ihre ebenso großen Verdienste nur einen kleinen Weg in einem Neubauviertel erhalten habe.
Info
Der Vorname
Regie: Sönke Wortmann,
91 Min., Deutschland 2018;
mit: Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Iris Berben
Dynamischer Aufsteiger
Er lebt mit Elisabeth in einer gutbürgerlichen Familienidylle, in der ausschließlich sie sich um die Kinder und die Zubereitung des Essens kümmert. Letzteres ist gerade eine größere Aufgabe, denn es werden Gäste erwartet. Als erste treffen der manierierte Klarinettist René (Justus von Dohnányi), ein Intimus von Elisabeth seit Kindertagen, und Elisabeths Bruder Thomas (Florian David Fitz) ein, ein jungdynamisch eloquenter Aufsteiger ohne Abitur.
Offizieller Filmtrailer
Ein Kind namens Adolf
Bereits vor dem ersten Gang kommt es – nach kleineren Vorgeplänkeln und einem spöttischen Betrachten der Bücher in Stephans Regal – zum handfesten Eklat. Der Grund ist die Ankündigung von Thomas, dass seine schwangere Freundin Anna (Janina Uhse) und er vorhaben, ihren Sohn Adolf zu nennen. Damit bringt er innerhalb von Minuten alle Anwesenden voller Wut gegen sich auf. Allerdings werden dabei auch sehr grundsätzliche Widersprüche zwischen den beteiligten Charakteren sichtbar.
Hintergrund
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Die Bandbreite des bürgerlichen Milieus
Sehr vergnüglich gelingt es dem Film, mit fortschreitender Handlung immer neue Abgründe aufzureißen und seinen Protagonisten ein ums andere Mal den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Dabei sind die Personen – so sehr sie zunächst auch als Stereotype aktueller bürgerlicher Milieus angelegt sind – durchaus glaubhaft und entwickeln Tiefe. Ein gut aufgelegtes und geführtes Ensemble füllt das Kammerspiel mit Leben. Rhythmus und Geschwindigkeit stimmen, und die Pointen sitzen.
Alles in Allem gelingt Sönke Wortmann mit seinem nah am Original bleibenden Remake eine wirklich witzige Komödie. Schade ist vielleicht, dass der Ansatz zu sozialer Sprengkraft, der sich aus einer Dekonstruktion der charakterlichen Untiefen der Protagonisten ableiten ließe, am Ende zu versöhnlich in trivialen Lebensweisheiten verpufft. Aber auch das ist vielleicht der Realität geschuldet.