Daniel Auteuil

Verliebt in meine Frau

Daniel (Daniel Auteuil) und Emma (Adriana Ugarte) haben viel Spaß. Foto: © Christine Tamalet. Fotoquelle: Weltkino Filmverleih
(Kinostart: 11.10.) Altherrenfantasien bei einem peinlichen Dinner: Daniel malt sich in lebhaften Farben aus, wie es wohl wäre, wenn er die junge Freundin seines Freundes Patrick kennengelernt hätte. Köstliche Komödie von und mit Daniel Auteuil.

Was für eine unangenehme Situation: Daniel (Daniel Auteuil) trifft seinen alten Freund Patrick (Gérard Depardieu) ganz zufällig auf der Straße wieder. Dieser hat nach 35 Jahren Ehe seine Frau verlassen und erlebt mit seiner neuen Partnerin gerade einen zweiten Frühling. Der ganze Freundeskreis, einschließlich Daniels Frau Isabelle (Sandrine Kiberlain), die mit der Verlassenen gut befreundet ist, ist sich einig: Patrick ist lächerlich, sein Verhalten unverzeihlich.

 

Info

 

Verliebt in meine Frau

 

Regie: Daniel Auteuil,

85 Min., Frankreich 2018;

mit: Daniel Auteuil, Sandrine Kiberlain, Gérard Depardieu, Adriana Ugarte

 

Website zum Film

 

In der Pariser Oberschicht ist er von nun an kein gern gesehener Gast mehr. Blöd nur, dass Daniel es einfach nicht schafft, dem Abtrünnigen seine Meinung zu sagen. Die Begegnung der beiden endet mit einer höflichen Einladung zum Dinner. Patrick möge doch bitte mit seiner neuen Partnerin zu Daniel und Isabelle kommen…

 

Ein verführerischer Besuch

 

Nun wird es erst so richtig unangenehm: Isabelle ist gar nicht erfreut, den Feind in ihre Wohnung lassen zu müssen. Zwischen dem Gastgeberehepaar knirscht es schon gewaltig, als der Besuch anrückt. Und dann kommt alles noch viel schlimmer. Die Neue heißt Emma (Adriana Ugarte) und ist schlicht hinreißend: keine 30, wunderschön, nett, freundlich, interessant und äußerst höflich. Ihr rotes Kleid leuchtet in der spießigen Wohnung der Gastgeber verführerisch.

Offizieller Filmtrailer


 

Kontrollverlust

 

Daniel kann seine Augen von nun an nicht mehr von der schönen Spanierin lassen. Isabelle gelingt es unter großen Mühen, ihre Gesichtszüge nicht vollends entgleiten zu lassen, aber Daniel verliert die Kontrolle über sich und seine Gedanken völlig: Schon während des Aperitifs kann sich er nicht mehr am Gespräch beteiligen. Stattdessen stellt sich der ältere Herr genüsslich vor, wie sich Emma für ihn auszieht.

 

Hier beginnt der eigentliche Spaß des Filmes: Immer wieder driftet Daniel in einen Tagtraum und stellt sich vor, wie es sein könnte, wenn er ein Leben mit Emma beginnen würde. Was, wenn Emma ihn anstatt Patrick kennengelernt hätte? Während Patrick erzählt, wie sich die erste Begegnung zugetragen hat, malt sich Daniel alles in den schönsten Bildern aus und setzt sich in seiner Fantasie an die Stelle seines alten Freundes.

 

Überraschende Pointe

 

Eine geschickte Montage und die dramaturgisch pointierte Szenenfolge wagen sich immer weiter in Daniels Träume vor, um dann wieder ernüchternd beim Abendessen der beiden Paare zu landen. Die löffeln sich höflich durch ein ganzes Menü, während sie sich bemühen, den Schein zu wahren. Immer verschlungener werden die Zeitsprünge, immer versetzter die Rückblenden.

 

Bald ist nicht mehr so klar, ob sich die gezeigten Szenen wirklich nur in Daniels Kopf abspielen, oder ob er eine der imaginierten Möglichkeiten tatsächlich umgesetzt hat… Der Film,  dessen Bühnenvorlage von Florian Zeller unter dem treffenderen Titel „Hinter der Fassade“ schon auf vielen Bühnen gespielt wurde, wartet dann mit einem überraschenden Ende und einer schönen Pointe auf.

 

Der Stolz Frankreichs

 

Ein köstliches Spiel mit Klischees, rosaroten Tagträumen und völlig überspitzten Sehnsüchten unterhält den Zuschauer fluffig und sinnlich. Es spricht für Regisseur und Hauptdarsteller Daniel Auteuil, dass er keine Scheu hat, auch seine eigene Figur stark zu ironisieren. Am witzigsten gerät eine Szene, in der sich Daniel vorstellt, mit Emma nach Spanien zu ihrer Familie zu reisen: Von der spanischen Großfamilie augenblicklich ins Herz geschlossen, dankt Daniel für die Gastfreundschaft, in dem er sich eine Gitarre schnappt und ein spanisches Liebeslied für seine Emma singt, die vor Verzückung und Stolz auf ihren Franzosen schier zerfließt.

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Die brillante Mademoiselle Neïla" - französische Komödie mit Daniel Auteuil von Yvan Attal

 

und hier einen Bericht über den Film “Monsieur Claude und seine Töchter”französische Multikulti-Komödie von Philippe de Chauveron

 

und hier einen Beitrag über den Film "Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste" - französische Sozial-Komödie von Alexandra Leclère

 

Auteuil, der schon als Kind auf der Bühne stand und in unzähligen Filmen mitwirkte, hat als Regisseur und Schauspieler ein perfektes Timing und ein sicheres Händchen für seine Geschichte und seine Kollegen. Das Kammerspiel konzentriert sich ganz auf seine vier Protagonisten, zelebriert genüsslich das Verwirrspiel mit Zeit, Traum und Raum und setzt ganz auf erfahrene Spieler, die perfekt harmonieren.

 

Chauvinistischer Blick

 

Gérard Depardieu füllt die Leinwand mit Charisma und Lebensfreude, während Sandrine Kiberlain mühelos zwischen der mal sanften, mal wutschnaubenden Ehefrau hin und her wechselt. Adriane Ugarte mag als Emma vielleicht etwas seicht gezeichnet sein, dennoch haut einen die junge Schauspielerin mit ihrem Charme und ihrer natürlichen Schönheit schlicht um: Es ist ein sinnlicher Genuss, der jungen Frau zuzusehen.

 

Sicher kann man dem Film die etwas einseitige, durchweg männliche Betrachtungsweise vorwerfen. Doch man kann auch argumentieren, dass der Film ja schließlich ganz aus der Sichtweise der Figur Daniel erzählt wird. Schwerer wiegt da eher, dass die Besetzung des Filmes aller Ironie zum Trotz eine chauvinistische Sehgewohnheit verrät: Beim Ehepaar Daniel und Isabelle, das hier als die spießige Alltagsbeziehung dargestellt wird, ist Sandrine Kiberlain auf Grund ihres Geburtsjahres eigentlich falsch besetzt. Die Schauspielerin ist nämlich ihrerseits immerhin knappe 20 Jahre jünger als Daniel Auteuil.