Tara (Shefali Shah) und Amar (Neeraj Kabi) leben in Mumbai, doch beide trennen Welten. Sie ist eine leidenschaftliche Köchin, Inhaberin eines kleinen Restaurants und aufopferungsvolle Mutter zweier erwachsener Kinder. Er hingegen residiert als Bollywood-Star in einem Haus an der Küste, für das der Begriff des Elfenbeinturms wie gemacht scheint. Aktuell hadert der Schauspieler mit den Tanzszenen in seinem neuen Film.
Info
Once Again –
Eine Liebe in Mumbai
Regie: Kanwal Seth,
98 Min., Indien/ Österreich/ Deutschland 2018;
mit: Shefali Shah, Neeraj Kabi, Rasika Dugal
Telefon statt WhatsApp
Ihre Telefonate sind geprägt von einer Nähe, die durch die räumliche und soziale Distanz überhaupt erst möglich wird – so wie man eben Fremden sein Herz mitunter eher ausschüttet als nahestehenden Menschen. Dass die beiden in Zeiten von WhatsApp und sozialen Medien ausgiebig miteinander telefonieren, liegt wohl auch an ihrem fortgeschrittenen Lebensalter.
Offizieller Filmtrailer
Atmosphäre ersetzt Spannung
Überhaupt verströmt „Once again“ altmodischen Charme. Sehr bedächtig, mit Tendenz zur Langatmigkeit erzählt Kanwal Sethi, seit langem in Leipzig lebender Regisseur mit indischen Wurzeln, diese Geschichte einer vorsichtigen Annäherung. Natürlich ist das Telefonieren den beiden auf Dauer nicht genug: Eine persönliche Begegnung wird unerlässlich. Dramaturgisch ebenso naheliegend folgen auf die erste Verliebtheit bald Ernüchterung und Befremden.
Sethi geht es in seinem zweiten Spielfilm, für den er auch das Drehbuch schrieb, scheinbar nicht vordringlich darum, einen Spannungsbogen zu schaffen. Er interessiert sich vielmehr für Atmosphäre und das Erkunden von Orten. Ob die Kamera nun einen Markt voller Blumen und Gewürze einfängt, die nächtlichen Straßen der pulsierenden Megametropole Mumbai oder Amars Luxuswohnung mit Blick auf das schimmernde Meer – immer prägt Sinnlichkeit die sorgfältig komponierten Bilder.
Wenig glaubwürdige Protagonisten
Dieser sensible Blick für Schauplätze war auch schon die Stärke von Sethis erfrischenden Spielfilmdebüt „Fernes Land“ (2010), in dem er einen Deutschen und einen Pakistani auf eine turbulente Odyssee durch Leipzig schickte. Diesmal vernachlässigt der Regisseur jedoch über seiner Freude an ästhetischen Bildern die Figurenzeichnung und den Aufbau der Geschichte, die als Variation des Aschenputtel-trifft-Prinz-Themas nicht sonderlich originell daher kommt.
Hintergrund
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Bollywood-Arthouse-Hybrid
Amars Figur entspricht dem Klischee des erfolgreichen, aber einsamen Stars, der selbst während eines Filmdrehs über sehr viel freie Zeit zu verfügen scheint. Derweil hat die selbstbewusste Tara zwar Schwierigkeiten, einen Kredit für ihr Restaurant zu bekommen, richtet ihrem Sohn aber zugleich eine teure Hochzeit aus. Und erscheint zudem immer wieder in eleganten, neuen Saris.
Insgesamt wirkt „Once again“ wie ein seltsamer Hybrid aus Bollywood- und Arthouse-Kino, bei dem sich die Frage stellt, auf welches Publikum er zielt: Für Bollywood-Liebhaber dürfte er deutlich zu nüchtern inszeniert sein – schließlich wird weder gesungen noch getanzt. Dagegen dürfte Arthouse-Kinogänger befremden, dass etwa in den Dialogen arg dick aufgetragen wird.
Fade Faszination für Herkunftsland
Mit offenkundiger Faszination schaut der im nordindischen Amritsar geborene Kanwal Sethi auf sein Herkunftsland. In seinem Blick offenbart sich dieselbe Mischung von Nähe und Fremdheit, mit der sich auch seine Figuren konfrontiert sehen. Leider ist das Ergebnis alles in allem eher fad als würzig geraten.