Wie gewonnen so zerronnen: Wenn Kinofiguren plötzlich im Geld schwimmen, ist ihre Glücksträhne meist nur von kurzer Dauer. Der Traum vom schnellen Reichtum zerplatzt oft wie eine Seifenblase und bringt die Protagonisten in große Schwierigkeiten. Auf diesem Erzählmuster basiert auch die schwarzhumorig-turbulente Gaunerkomödie des französischen Regisseurs Allan Mauduit.
Info
Rebellinnen - Leg dich nicht mit ihnen an!
Regie: Allan Mauduit,
87 Min., Frankreich 2019;
mit: Cécile de France, Yolande Moreau, Audrey Lamy
Tod in der Fischkonservenfabrik
Als sie von ihrem Vorgesetzten Jean-Mi (Patrick Ridremont) übel bedrängt wird, kann sie eine Vergewaltigung im letzten Moment abwenden; doch der Angreifer verliert erst sein bestes Stück und kommt anschließend unglücklich zu Tode. Zeuginnen der eskalierenden Konfrontation werden Marilyn (Audrey Lamy) und Nadine (Yolande Moreau); beiden Kolleginnen geht es finanziell ähnlich schlecht wie Sandra.
Offizieller Filmtrailer
Leiche wird in Dosen entsorgt
Umso verlockender ist die mit Banknoten gefüllte Tasche, die Jean-Mi zufällig bei sich trug. Anstatt die Polizei zu informieren, nimmt das Trio kurzerhand das Bargeld an sich und beschließt, die Leiche des Chefs heimlich zu entsorgen – hübsch verpackt in vielen kleinen Thunfischdosen. Erwartungsgemäß läuft dabei nicht alles glatt. Überdies heften sich alsbald fiese Drogengangster auf der Suche nach der verschwundenen Kohle an ihre Fersen.
Das mag manchen an die Machart der Filme von Quentin Tarantino erinnern. Tatsächlich entwickelt die temporeiche Farce jedoch ihren eigenen Charme – was sie vor allem den drei Hauptdarstellerinnen verdankt. Cécile de France, Audrey Lamy und die bezaubernde Yolande Moreau hauchen den Protagonistinnen Leben ein; sie werfen sich in ihre Rollen mit einer Energie, die ansteckend wirkt. Bald drückt man ihrer Schicksalsgemeinschaft, die anfangs noch wenig harmonisch erscheint, die Daumen – zumal alle männlichen Akteure schmierig, brutal oder tölpelhaft daherkommen.
Keine politische Systemkritik
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Die Überglücklichen" – quicklebendiges Porträt einer Frauenfreundschaft in der Psychiatrie von Paolo Virzì
und hier eine Besprechung des Films "Widows – Tödliche Witwen" – fesselnder Thriller über Gangsterbräute + illegale Geschäfte von Steve McQueen
und hier einen Beitrag über den Film "La belle saison – Eine Sommerliebe" – lesbisches Liebesdrama in den 1970er Jahren von Catherine Corsini mit Cécile de France
und hier einen Bericht über die Ausstellung "Feministische Avantgarde der 1970er Jahre" - grandiose Überblicks-Schau zu Kunst + Emanzipation im ZKM, Karlsruhe.
Dagegen verläuft diese Reise von drei ungleichen Heldinnen wendungsreich und stets amüsant; beim vom Italo-Western inspirierten Finale hätte der Regisseur allerdings ruhig noch etwas mehr über die Stränge schlagen dürfen. Auch wenn der Titel eine anarchische Geschichte mit politischer Zielrichtung vermuten lässt – die Heldinnen wollen das sie umgebende System keineswegs ändern oder gar sprengen. Sandra, Marilyn und Nadine werden nur durch einen makabren Unfall animiert, ihr festgefahrenes Leben zu ändern.
Frauen zeigen Stinkefinger
Bei allem Unterhaltungswert streift der Film aber auch einige ernste Themen: prekäre Verhältnisse, die Enge der Provinz, sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch am Arbeitsplatz. Doch das vertieft diese Groteske nicht; sie bleibt an der Oberfläche. Dennoch ist es vergnüglich und befreiend zugleich, den drei Frauen zuzusehen, wie sie ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen und mit einem Grinsen den Männern den Stinkefinger zeigen.