Chadwick Boseman

21 Bridges

Ray (Taylor Kitsch) und Michael (Stephan James) wurden bei ihrem Diebstahl von der New Yorker Polizei überrascht. Foto: © 2019 Concorde Filmverleih GmbH
(Kinostart: 6.2.) New York als geschlossene Wagenburg: Um zwei Schießwütige zu stellen, wird Manhattan von der Außenwelt abgeriegelt. Was man kaum bemerkt: Der Thriller von Regisseur Brian Kirk bleibt – abgesehen von gelungener Action – recht konventionell.

Was würde passieren, wenn Manhattan für einige Stunden von der Außenwelt abgeschnitten wäre? Wenn plötzlich niemand mehr hinein oder heraus könnte? Und wenn New Yorks Zentrum von Polizisten auf der Suche nach zwei flüchtigen Verbrechern überschwemmt würde?

 

Info

 

21 Bridges

 

Regie: Brian Kirk,

101 Min., USA 2019;

mit: Chadwick Boseman, J.K. Simmons, Sienna Miller

 

Weitere Informationen

 

Mit diesen Fragen kokettiert der Großstadt-Thriller von Regisseur Brian Kirk – und schürt Erwartungen auf einen packenden Wettlauf gegen die Uhr. Am Ende kommt es allerdings anders als erhofft. Wie so häufig: Nicht jede im Drehbuch viel versprechend klingende Idee überzeugt auch auf der Leinwand.

 

Polizisten-Vater starb im Dienst

 

Verantwortlich für Manhattans vollständige Abriegelung ist der NYPD-Detective Andre Davis (Chadwick Boseman); sein Vater, ebenfalls Polizist, wurde einst im Dienst ermordet. Dieser Schicksalsschlag hat Davis sehr geprägt: Bei seiner eigenen Arbeit hat der Ermittler den Finger schnell am Abzug. Seiner Waffe fielen bereits mehrere Gangster zum Opfer. Daher eilt Davis der Ruf eines schießfreudigen Cowboys voraus; er rechtfertigt sich mit Notwehr.

Offizieller Filmtrailer


 

Gangster in der Radarfalle

 

Allerdings werden diese Vorgeschichte und sein Charakter nur knapp umrissen. Kurz nach Beginn bricht in einem Weingeschäft die Hölle los: Eigentlich wollten die Kleinkriminellen Michael Trujillo (Stephan James) und Ray Jackson (Taylor Kitsch) bloß 30 Kilo Drogen abgreifen, die  angeblich dort lagerten. Dummerweise finden sie eine viel größere Menge, die sie nicht transportieren können.

 

Zudem werden sie von plötzlich auftauchenden Streifenbeamten überrascht. Während der verunsicherte Trujillo fast in eine Schockstarre verfällt, tötet der abgebrühte Jackson diverse Cops und schießt den Weg nach draußen frei. Weil beide Gangster auf ihrer überstürzten Flucht geblitzt werden, kann der herbeigerufene Davis ihren Aufenthaltsort ungefähr bestimmen – und lässt mit Erlaubnis seiner Vorgesetzten Manhattan bis zum Morgengrauen absperren.

 

Unglaubwürdige Verschwörung

 

Alle Zu- und Abfahrtswege sollen dicht gemacht werden: Betroffen sind neben den 21 Brücken Manhattans auch Tunnel und Fährschiffe. Das zumindest behauptet der Film, ohne jedoch diesen Ausnahmezustand ernsthaft spürbar zu machen. Abgesehen von gelegentlich durch die Hochhaus-Schluchten knatternden Hubschraubern und sporadisch eingestreuten TV-Live-Berichten scheint es eine Nacht wie jede andere zu sein. Weder Angst noch Unruhe breiten sich in der Bevölkerung aus. Und der Fahndungsdruck könnte auch deutlich höher sein.

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Motherless Brooklyn" - stilsicher inszenierter Neo-Noir-Krimi im New York der 1950er Jahre von + mit Edward Norton

 

und hier einen Beitrag über den Film "Renegades - Mission of Honor" - Action-Abenteuer im Bosnien-Krieg von Steven Quale mit J.K. Simmons

 

und hier einen Bericht über den Film "The Accountant" - origineller Action-Thriller über autistischen Buchhalter von Gavin O`Connor mit J.K. Simmons.

 

Die Ausgangslage böte reichlich Möglichkeiten für ein spannungsgeladenes Katz-und-Maus-Spiel – doch sie entpuppt sich nur als Anlass für eine leicht durchschaubare, arg konventionell gestrickte Mörder-Hatz. Nicht jede Wendung der Handlung ist glaubwürdig. Und im Zuge der Ermittlungen soll eine Verschwörung ans Tageslicht kommen, doch dies wird arg überdeutlich angekündigt.

 

Altmodisches Handwerk wirkt

 

Überdies sind viele Nebenfiguren eindimensionale Funktionsträger, die dem Treiben nur wenig Würze geben können. Ein Charakterkopf wie J. K. Simmons, der 2015 für seine Rolle als sadistischer Musiklehrer in „Whiplash“ von Regisseur Damien Chazelle einen Oscar als bester Nebendarsteller erhielt, darf zwar ab und zu sein verknautschtes Gesicht in die Kamera halten – doch das hilft bei einer derart überraschungsarmen Geschichte auch nicht weiter.

 

Zwei Faktoren machen „21 Bridges“ trotzdem halbwegs ansehnlich: die engagierte Darbietung von Hauptdarsteller Boseman und die streckenweise wirkungsvolle Inszenierung. Aus dem weitgehend spannungsfreien Plot kitzelt Regisseur Brian Kirk geschickt einige mitreißende Action-Passagen hervor. Erfreulicherweise durch im besten Sinne altmodisches Handwerk: Schießereien und Verfolgungsjagden kommen fast ohne digitale Hilfsmittel aus und wirken gerade dadurch umso intensiver. Leider tritt diese Qualität wegen der dramaturgischen Schwächen immer wieder in den Hintergrund.