Hugh Grant + Colin Farrell

The Gentlemen

Mickey Pearson (Matthew McConaughey, re.) zeigt Matthew Berger (Jeremy Strong, li.) eine seiner versteckten Cannabis-Plantagen. Foto: Universum Film
(Kinostart: 27.2.) Unternehmens-Veräußerung in der Unterwelt: Ein Drogenbaron will sein Marihuana-Imperium verkaufen. Wie schwierig das ist, schildert Regisseur Guy Ritchie in seiner amüsanten Gangster-Komödie mit großem Star-Ensemble.

Zur englischen Oberklasse zählt – abgesehen von den Royals und ihrem Umfeld – neuer Geld- und verarmter alter Landadel mit üppigem Großgrundbesitz. Im Film von Regisseur Guy Ritchie gesellen sich verschiedene Emporkömmlinge, schmierige Verleger und international operierende Kriminelle hinzu. Letztere liefern sich in den Grauzonen dieses sozialen Biotops wahre Schlachten um den Zugang zum gehobenen Lebensstil mit Dienerschaft und Tweed-Anzügen.

 

Info

 

The Gentlemen

 

Regie: Guy Ritchie,

113 Min., Großbritannien/ USA 2019;

mit: Matthew McConaughey, Hugh Grant, Colin Farrell 

 

Website zum Film

 

Damit kehrt Regisseur Ritchie nach Ausflügen in die Welt des Blockbuster-Kinos zu seinen Ursprüngen zurück: Mit etlichen Stars hat er eine neue Variante der raubeinigen Krimikomödien gedreht, die ihn berühmt gemacht haben. Im Gegensatz zu Filmen wie „Bube, Dame, König, Gras“ (1998) und „Snatch – Schweine und Diamanten“ (2000) geht es diesmal aber weniger um den Aufstieg aus der Gosse, sondern mehr um das, was danach kommt.

 

Frührentner in der High Society

 

Der Exil-Amerikaner Michael „Mickey“ Pearson (Matthew McConaughey) hat sich mit beträchtlichem Talent und Willen zu gnadenloser Brutalität aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet. Als die Filmhandlung einsetzt, hat er ein millionenschweres Marihuana-Reich aufgebaut. Nun möchte er sein Wissen über die feinen Unterschiede im kulturellen Klassenkampf der Londoner Society ausleben – und mehr Zeit mit seiner Frau Rosalind (Michelle Dockery) und Spaziergängen in der Natur verbringen.

Offizieller Filmtrailer


 

Rückzug ist schwieriger als Einstieg

 

Also will Mickey sein Gras-Imperium gewinnbringend veräußern – und zwar an einen anderen US-Gangster: den exzentrischen Milliardär Matthew (Jeremy Strong). Der tritt Mickey als Freund entgegen, spinnt aber zugleich im Hintergrund Intrigen gegen seinen Handelspartner in spe, um den Preis für die Übernahme zu drücken.

 

Dadurch erweist sich der Rückzug aus dem Business für Mickey als fast noch schwieriger als einst der Einstieg. Sobald Gerüchte über sein Ausscheiden kursieren, möchte sich ein ganzer Schwarm von Nutznießern und Konkurrenten an seinem Nachlass zu Lebzeiten bereichern. Nun muss Mickey beweisen, dass er sein gern zitiertes Motto auch beherzigt: Es reicht nicht, sich wie ein König zu gebärden – man muss auch einer sein.

 

Abholdienst für bedröhnte Tochter

 

Diese Geschichte erzählt Regisseur Ritchie mit vielen skurrilen Gestalten, überraschenden Wendungen, Witz und Theatralik. Ähnlich wie in früheren Filmen basiert alles auf guten Ideen. So muss Mickey öfter den Landadeligen, auf deren Grund und Boden seine Farmen stehen, diverse Gefälligkeiten erweisen: Einmal schickt er seinen besten Mann Ray nach London, um eine verzogene gefallene Tochter aus einer Drogenhöhle zurück zu ihren Eltern zu bringen.

 

Ray ist Mickeys rechte Hand, ebenso loyal wie brillant; allerdings hat er einen an eine Zwangsstörung grenzenden Hang zu Ordnung, was in der Junkie-Hochhauswohnung zu allerhand Aufregung führt. Dem Regisseur dient Ray darüber hinaus als Vehikel, um im Wechselspiel mit Hugh Grant als Privatdetektiv und Tausendsassa Fletcher die Handlung voranzutreiben.

 

Brutalität à la Tarantino

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "21 Bridges" - Action-Thriller über die Abriegelung von Manhattan von Brian Kirk

 

und hier einen Bericht über den Film "Motherless Brooklyn" – stilsicher inszenierter Neo-Noir-Krimi im New York der 1950er Jahre von + mit Edward Norton

 

und hier einen Beitrag über den Film "Kingsman: The Secret Service" - originelle, aber zynische Agentenfilm-Parodie von Matthew Vaughn mit Colin Firth.

 

Fletcher wurde von einem Verleger angeheuert, den Mickey verprellt hatte, damit er belastendes Material über den Drogen-Farmer auftreiben solle. Anstatt es an die Presse zu geben, entscheidet sich Fletcher, lieber Ray und Mickey zu erpressen. Woraus sich ein Katz- und Maus-Spiel zwischen den unterschiedlichen Charakteren, ihrer sozialen Intelligenz und ihren Härtegraden ergibt.

 

Wie sein Kollege Quentin Tarantino tischt Guy Ritchie im Verlauf der Handlung eine Menge an Drastik und Brutalität auf; allerdings wirkt das weniger wie Selbstzweck als bei Tarantino. Eher dient es der Beschreibung der Schattenseiten eines Lebensstils, der zuallererst nach Reichtum und glatten Oberflächen strebt.

 

Nur einer weiß, wann Schluss ist

 

Neben allen moralisch zwielichtigen oder einfach eindimensional machtbesessenen Figuren darf einzig Colin Farell als „Coach“ eine vorbildlich positive Rolle übernehmen. Das tut er eindrucksvoll; er weiß aber auch, wann Schluss sein sollte. Womit er in diesem Film ziemlich allein dasteht.