Whisky, Weib und Gesang: In der kanadischen Metropole Montreal lebt der Poesie-Professor Samuel O’Shea (Gabriel Byrne) das feuchtfröhliche Leben eines Trinkers und Frauenhelden. Doch die Anzeichen mehren sich, dass es bald zu Ende gehen wird: Nach einer Routine-Sauftour diagnostiziert seine Ärztin Alkoholismus und einen inoperablen Gehirntumor.
Info
Death of a Ladies‘ Man
Regie: Matt Bissonnette,
101 Min., Kanada/ Irland 2020;
mit: Gabriel Byrne, Jessica Paré, Brian Gleeson
Weitere Informationen zum Film
Schwuler Sohn + Tochter liebt Literaten
Im wirklichen Leben eröffnet ihm sein Sohn, dass er Männer liebt, während seine Tochter sich – ausgerechnet! – einen Möchtegern-Schriftsteller geangelt hat. Herrje: Die Frauen werden immer jünger, und selbst das Flirten macht irgendwie keinen Spaß mehr. Alles gute Gründe für ihn, erstmal ein Schlückchen zu kippen.
Offizieller Filmtrailer
Alki-Prof-Sinnsuche lässt kalt
Endlich entscheidet er sich, in seine irische Heimat zurückzukehren, um dort endlich das Buch zu schreiben, das in ihm steckt. Dort scheint er dank einer – natürlich weitaus jüngeren – Frau zur Ruhe zu kommen. Doch dann ruft ihn seine dysfunktionale Restfamilie zurück nach Montreal, wo sich schließlich sein Schicksal erfüllt.
Die Hauptrolle eines melancholischen Hedonisten ist Gabriel Byrne wie auf den Leib geschrieben. Auch das übrige kanadische Schauspieler-Ensemble agiert passabel. Daran liegt es nicht, dass diese Sinnsuche eines gealterten Professors den Zuschauer eher kalt lässt. Vielleicht interessiert der Abgesang auf einen akademisch-versoffenen Lebensstil nicht mehr, weil dieses Milieu von Autoren wie John Irving in „Garp und wie der die Welt sah“ (1978) oder Philip Roth in „Der menschliche Makel“ (2000) bereits ausführlich geschildert und werkgetreu verfilmt worden ist.
Cohen als allgegenwärtiger Stichwortgeber
Überdies wird nie recht deutlich, was Sam im Angesicht des Todes außer einer gewissen Sinnleere eigentlich umtreibt und was sich am Ende für ihn klärt – abgesehen von eingebildeter Anerkennung seines Vaters. Zudem greifen die Elemente von Drama, Komödie und Musical in diesem Film längst nicht so nahtlos ineinander wie bei den Gefühlsprofis aus Hollywood. Dass die Handlung in Montreal und im ländlichen Irland spielt, schafft immerhin Abwechslung beim Lokalkolorit.
Hintergrund
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und hier ein Beitrag über den Film "Am Sonntag bist Du tot - Calvary" – schwarzhumorige irische Sitten-Tragikomödie von John Michael McDonagh.
Als Junkie nach drei Minuten clean
Ähnlich eigenwillig bleibt die Bildebene: Samuels teilweise halluzinierte Erfahrungen bleiben zu speziell, bizarr und konstruiert, als dass sich irgendjemand außer trinkfesten College-Professoren damit identifizieren könnte. Wenn es dagegen wirklich dramatisch wird, traut sich der Film nicht unter die Oberfläche. Um seine Tochter von ihrer Heroinsucht zu kurieren, braucht Samuel kaum drei Filmminuten – nur ein kurzer Schlenker auf dem langen Weg eines Egozentrikers zu sich selbst.
Dass Samuel seine schwer erträgliche Ichbezogenheit gegen Ende etwas eindämmt, sich in die Fürsorge der Anonymen Alkoholiker begibt und sich damit wenigstens die Vergebung seiner Familie sichert – das ist alles, was sich „Death of a Ladies’ Man“ an Katharsis leisten mag. Der Film erweist sich damit als ebenso von sich selbst besoffen wie sein Protagonist.