Penelope Cruz + Antonio Banderas

Der beste Film aller Zeiten – Competencia oficial

Regisseurin Lola Cuevas (Penélope Cruz) mit Félix Rivero (Antonio Banderas). Foto: Copyright: © Studiocanal
(Kinostart: 30.6.) Mal eben die gesamte Filmgeschichte überflügeln; so will sich ein reicher Mäzen verewigen. Sobald aber die Egos dreier Superstars aufeinander prallen, fliegen die Fetzen – amüsante Kino-Komödie des Regieduos Cohn/ Duprat, die allerdings in Selbstbespiegelung verharrt.

Soviel sei verraten: Der beste Film aller Zeiten ist diese Komödie nicht geworden – das will sie ja auch gar nicht sein. Vielmehr geht es in diesem Film um das Vorhaben, den besten Film aller Zeiten zu drehen. Diese leicht vermessene Idee hat ein steinreicher spanischer Geschäftsmann, dem es seiner Meinung nach nicht an Geld mangelt, dafür aber an Ansehen.

 

Info

 

Der beste Film aller Zeiten –
Competencia oficial

 

Regie: Mariano Cohn + Gastón Duprat,

114 Min., Spanien/ Argentinien 2021;

mit: Penelope Cruz, Antonio Banderas, Oscar Martínez

 

Weitere Informationen zum Film

 

Er möchte etwas von Bedeutung hinterlassen, eine Brücke etwa, oder eben ein filmisches Meisterwerk. Da der Mann selbst von Film nicht viel Ahnung hat, wendet er sein bewährtes Prinzip an: Es muss einfach von allem das Beste sein! Der beste Regisseur soll mit den besten Darstellern den Bestseller des Jahres verfilmen, die Geschichte zweier verfeindeter Brüder.

 

Mix aus Denis, Uni-Absolventin + Cruz

 

Der beste Regisseur, so wird ihm versichert, ist eine Regisseurin: Lola Cuevas, Kritikerliebling in Cannes und Venedig – eine Künstlerin also, frei von kommerziellen Ambitionen. Penelope Cruz spielt diesen Paradiesvogel als eine Mischung aus Regisseurin Claire Denis, jeder beliebigen Hochschulabsolventin und eben Penelope Cruz: selbstbewusst, hip, mitunter sibyllinisch, den Kopf voller postmoderner Ideen und sexuell uneindeutig.

Offizieller Filmtrailer


 

Hahnenkampf zwischen Neidhammeln

 

Das müssen vor allem die beiden Hauptdarsteller feststellen, die Cuevas selbst als „die Besten“ ausgewählt hat: Iván Torres (Oscar Martínez) ist ein argentinischer Theatermime, der aus Prinzip alles meidet, was nach Kassenerfolg aussieht. Sein Gegenspieler ist der Action-Darsteller Félix Rivero (Antonio Banderas), der es kaum erwarten kann, nach etlichen Blockbustern seine schauspielerischen Fähigkeiten in einem seriösen Film unter Beweis zu stellen.

 

Sie sollen die beiden ungleichen Brüder aus dem Roman spielen. Damit sind die Weichen gestellt für einen Hahnenkampf zwischen den beiden Neidhammeln, die ihrerseits von ihrer Regisseurin ziemlich hart rangenommen werden. Sie setzt die beiden Alpha-Männchen während der Proben in einem leer stehenden Tagungszentrum einer Reihe von Prüfungen und Demütigungen aus.

 

Regisseurin verführt Produzenten-Tochter

 

Ihre Filmpreise werden geschreddert, ihr Talent wiederholt in Frage gestellt, ihre Komfortzonen eingerissen. Schon bei den ersten Leseproben verlangt Lola von den Darstellern echte Tränen. Dann lässt sie sie verschiedene Grade von Betrunkenheit spielen – mit präzisen Vorgaben auf einer Skala von 1 bis 10.

 

Die Herren legen sich mächtig ins Zeug. Doch als Belohung gibt es von Lola allenfalls mütterliche Aufmerksamkeit. Und während den Männern darüber Hormone und Selbstzweifel durchgehen, verführt Lola vor laufenden Mikrophonen die Tochter des Produzenten. Natürlich geht es ihr darum, die Feindschaft der beiden Roman-Brüder emotional anzufachen und so aus der eher kitschigen Buchvorlage eine Abrechnung mit maskulinem Konkurrenzverhalten herauszudestillieren.

 

Luxus-Stiftungsbau als Schauplatz

 

Bereits in den Proben beginnt jedoch das Leben, die Kunst zu imitieren. Auch Lola, die lange die Lage unter Kontrolle hat, kann nicht verhindern, dass sie furchtbar entgleist, noch bevor die erste Klappe fällt. Diese Dreiecksbeziehung aus Eitelkeit, Manipulation, Verlockung und Enttäuschung ist ziemlich witzig und mitunter sogar spannend konstruiert.

 

Vor allem der Schauplatz – ein luxuriöser Stiftungsbau vor den Toren von Madrid, in dem sich drei Viertel des Films abspielen – gibt immer wieder neue leere Räume preis, in denen die drei ihre Egos genüsslich ausbreiten können. Kurze Ausflüge ins jeweilige Domizil der Hauptpersonen runden das Bild ab; es setzt sich aus lauter kleinen Klischees zusammen, wie es sich für eine Satire gehört.

 

Kunst-Figur vom Stiefel bis Achselhaar

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Der Nobelpreisträger" – argentinische Komödie über Erfolgsautor in der Provinz von Mariano Cohn + Gastón Duprat

 

und hier eine Besprechung des Films "Leid und Herrlichkeit" – berührende Rückschau auf das Leben eines alternden Künstlers von Pedro Almodóvar mit Penélope Cruz + Antonio Banderas

 

und hier ein Beitrag über den Film "Fliegende Liebende" – Sommer-Komödie über sexuelle Enttabuisierung mit Penélope Cruz + Antonio Banderas von Pedro Almodóvar.

 

Oscar Martinez, der für die Regisseure Mariano Cohn und Gastón Duprat bereits in ihrer Literaturbetriebs-Satire „Der Nobelpreisträger“ (2016) die Hauptrolle übernahm, spielt Iván als Geistesmenschen, der seinen bürgerlichen Habitus wie ein Schild vor sich herträgt. Dagegen verkörpert Banderas mit leichtem Hang zum overacting sehr glaubwürdig den so talentierten wie narzisstischen Filmstar Félix.

 

Mit Lola Cuevas kreiert Penelope Cruz eine vom Designer-Stiefel bis zum Achselhaar hinreißende Kunst-Figur, die versucht, die Macho-Branche Kino von innen heraus zu revolutionieren, ohne dabei ihre Integrität zu verkaufen. Der Erfolg wäre ihr zu wünschen gewesen.

 

Wermutstropfen: Alles wie gehabt

 

Dass sie dabei scheitert und die bis dahin so pointiert erzählte Geschichte zum Schluss keine andere Pointe anzubieten hat, als dass alles beim Alten bleibt – das ist der Wermutstropfen eines ansonsten schwer vergnüglichen Film-Cocktails übers Filmemachen. Weit über den Tellerrand der Selbstbespiegelung weist „Der beste Film aller Zeiten“ aber auch nicht hinaus.