Christian Clavier

Monsieur Claude und sein großes Fest

Oh wie schön ist Frankreich: Claude Verneuil (Christian Clavier) präsentiert den multikulturellen Schwiegereltern in stolzer Gastgeberlaune die umliegenden Sehenswürdigkeiten. © Neue Visionen Filmverleih
(Kinostart: 21.7.) Multikulti-Chaos in der französischen Provinz, zum Dritten: Monsieur Claude, dessen Stiefsöhne von drei Kontinenten kommen, soll seinen 40. Hochzeitstag feiern. Mit Verwandten aus aller Welt – das Gag-Feuerwerk, das Regisseur Philippe de Chauveron abbrennt, zündet nicht immer.

Wer mitten im Hochsommer ins Kino geht, will sich vermutlich gut unterhalten. Da scheint eine Komödie mit bekannter Personnage und Prämisse genau das Richtige, wie ein erneuter Besuch bei Familie Verneuil in Chinon. Vor acht Jahren hatte Regisseur Philippe de Chauveron mit seiner Multikulti-Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ auch hierzulande großen Erfolg.

 

Info

 

Monsieur Claude und sein großes Fest 

 

Regie: Philippe de Chauveron,

98 Min., Frankreich 2022;

mit: Christian Clavier, Chantal Lauby, Émilie Caen, Frédérique Bel

 

Weitere Informationen zum Film

 

Fünf Jahre später drehte er die Fortsetzung „Monsieur Claude 2“, die ähnlich gut ankam. Nun muss der cholerische Provinzanwalt Monsieur Claude (Christian Clavier) ein drittes Mal ran. Um ihn herum scharen sich die bekannten Töchter mit angetrauten Männern aller Weltreligionen von immerhin drei Kontinenten.

 

Von Frau zu Glück gezwungen

 

Für das große Fest im Filmtitel hat der Regisseur den Familienkreis mit weiteren Figuren angereichert, die der mit sämtlichen Klischees und Vorurteilen spielenden Culture-Clash-Posse eine neue Dimension geben sollen. Ging es im ersten Teil um das Unverständnis des naiv-nationalistischen Franzosen Monsieur Verneuil, dass seine Töchter ihre Ehemänner aus anderen Weltregionen rekrutierten, drehte sich der zweite Teil um die Erweiterung seines Horizonts und Aussöhnung mit den Tatsachen – seine Frau Marie (Chantal Lauby) zwang ihn zu seinem Glück.

Offizieller Filmtrailer


 

Hochzeitstag globalisiert feiern

 

Nun sind die Töchter Isabelle, Ségolène, Laure und Odile mit Kind und Kegel in die Nachbarschaft ihrer Eltern in Chinon gezogen und lassen ihrem Vater, der mit einem Buchprojekt beschäftigt ist, keine Ruhe. Immer gibt es irgendeine Einladung zum Grillen, oder er muss einen Streit zwischen seinen hitzköpfigen Schwiegersöhnen schlichten.

 

Außerdem ist seine Angetraute in letzter Zeit reichlich unwirsch, was am bevorstehenden 40. Hochzeitstag liegen dürfte. Seine Töchter möchten ihn festlich begehen und wollen mit allen weltweit verstreuten neuen Verwandten feiern – sehr zum Entsetzen ihrer Männer, die eine eher komplizierte Beziehung vor allem zu ihren Vätern haben.

 

Womit haben wir das verdient?

 

Mit diesen Eltern plus einer weiteren Person erweitert de Chauveron das Stammensemble um ganze neun weitere Charaktere, die alle zu ihrem Recht kommen sollen. Das kann nicht wirklich gelingen; dadurch hat der hoffentlich letzte Teil der Reihe einen eher konfusen Handlungsverlauf, zumal der Film auch noch in der Vorgeschichte stochert, bevor die extrem diversen Akteure aufeinander losgelassen werden.

 

Den größten Schrecken verbreitet bei den Angehörigen der aus den bisherigen Filmen bekannte Patriarch André Koffi von der Elfenbeinküste. Großes Unverständnis erntet auch die hochsensible Malertochter Odile, die in einer lokalen Galerie bluttriefende Bilder mit rohem Fleisch ausstellt. Der Lieblingssatz der Verneuils – „Womit haben wir das verdient?“ – fällt mehr als einmal, eher als resignierter Seufzer denn als Ausdruck echter Verzweiflung.

 

Nachfolger von Louis de Funes

 

Für die ist auch keine Zeit: Durch das personelle Überangebot ist die Taktung von Einfällen und Gags zwar hoch, aber es fehlt an durchgehendem Schwung in der Geschichte. Und als wären Zwistigkeiten in der globalen Familie nicht genug, bekommt Mutter Marie auch noch einen reichen deutschen Galeristen-Galan zugeteilt, der Claude immerhin dazu bringt, sich wieder mehr um seine Angetraute zu kümmern.

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Monsieur Claude und seine Töchter" - französische Multikulti-Komödie von Philippe de Chauveron

 

und hier eine Besprechung des Films "Verliebt in meine Frau" - französische Ehekomödie von Daniel Auteuil

 

und hier einen Beitrag über den Film "Die brillante Mademoiselle Neïla" - französische Komödie über Migrantin als Rhetorik-Ass mit Daniel Auteuil von Yvan Attal

 

und hier einen Bericht über den Film "Ein Dorf sieht schwarz" – originell-charmante Culture-Clash-Komödie in der französischen Provinz von Julien Rambaldi.

 

Offenbar wollte der Regisseur zum Abschied der riesigen Filmfamilie noch einmal ein großes Gag-Feuerwerk abbrennen. Leider zünden nicht alle der gewohnt politisch unkorrekten Witzeleien, die sich vor allem die Schwiegerväter wild gestikulierend und augenrollend an den Kopf werfen, wobei Christian Clavier vom Gestus immer mehr wie ein Nachfolger im Geiste von Louis de Funes wirkt. Der echte Culture Clash zwischen den Ethnien scheint nur ansatzweise auf.

 

Sehr aus der Zeit gefallen

 

So wird die neue Rolle von Schauspieler-Schwiegersohn Charles als schwarzer Jesus eher irritiert aufgenommen. Dass ausgerechnet der arabische mit dem israelischen Nachbars-Schwiegersohn wegen eines Apfelbaums streitet, ist schon unterhaltsamer, wie auch das Hickhack um die Zimmer, bevor die Party steigen kann – Herr Koffi in einer Jurte im Garten? Niemals!

 

Wie immer muss es dann eine Ausnahmesituation richten, hier eine getrennt nach Geschlechtern durchzechte Nacht im Dorf, die wie zu Halbstarken-Zeiten im Polizeigewahrsam endet. Da bleibt da kaum noch Zeit für das eigentliche Fest, bei dem Rockeropa Mohamed einen großen Auftritt hat. Monsieur Claudes Welt ist am Ende irgendwie in Ordnung. Das mag auf manchen beruhigend wirken, erscheint im Moment aber sehr aus der Zeit gefallen.