Fast nirgendwo liegen Leichtigkeit und Schinderei, Hoffnung und Scheitern, große Sprünge und Abstürze so nah beieinander wie im klassischen Ballett. Dieser Kunstform hat sich die 26-jährige Elise (Marion Barbeau) mit Haut und Haar verschrieben. Sie ist hoch talentiert – und als Primaballerina fühlt sie sich ihrer früh verstorbenen Mutter nahe. Ihre eigene Karriere betrachtet sie auch als Einlösung eines Versprechens, dass sie als Kind ihrer Mama gegeben hat, die ebenfalls professionelle Tänzerin war.
Info
Das Leben ein Tanz
Regie: Cédric Klapisch,
118 Min., Frankreich 2022;
mit: Marion Barbeau, Hofesh Shechter, Denis Podalydès
Weitere Informationen zum Film
Mit Gips in der Bretagne
Nun ist ihre Beziehung dahin, und es scheint auch zweifelhaft, ob sie je wieder tanzen können wird. Stattdessen stehen fürs erste Gips und Massagen beim Physiotherapeuten Yann (François Civil) auf dem Programm. Dieser, ebenfalls von seiner Partnerin verlassen und so unglücklich wie Elise, bemüht sich sehr um sie.
Offizieller Filmtrailer
Authentisch redselige Ensemblefilme
Körperlich und seelisch verletzt zieht sich Elise in den Schoß ihrer Familie zurück. Als sie dort auf Unverständnis stößt, flieht sie mit ihrer Freundin Sabrina (Souheila Yacoub) und deren Partner Loïc (Pio Marmaï) weiter aufs Land. In einem Refugium in der Bretagne bekocht Loïc Künstler, während Elise versucht, fernab vom Hauptstadttrubel ihr Leben neu zu ordnen.
Cédric Klapisch erlebte seinen Durchbruch 1996 mit dem Publikumserfolg „… und jeder sucht sein Kätzchen“; seinen bislang größten Hit landete er 2002 mit „L’auberge espagnol – Barcelona für ein Jahr“. Seine Filme sind meist Ensemblefilme, in deren Mittelpunkt unaufgeregte Begegnungen zwischen den Charakteren stehen. Dabei mäandern sie zwischen Themen und Konstellationen hin und her, oft an der Grenze zur Geschwätzigkeit – und beziehen gerade daraus ihre Authentizität.
Wechsel zu Shechter-Compagnie
Das ist bei „Das Leben ein Tanz“ nicht anders. Auf dem Landsitz in der Bretagne taucht ein berühmter, von Elise bewunderter Choreograf auf: Hofesh Shechter, der sich im Film selbst spielt. In ländlicher Abgeschiedenheit studiert er mit seiner Compagnie ein neues Stück ein. Seine Einladung an Elise, an den Proben teilzunehmen, ihre Handicaps zu akzeptieren und einzubringen, eröffnen ihr eine neue Perspektive.
Hintergrund
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Tanz in allen Spielarten
Doch ein Element bietet Regisseur Klapisch viel mehr Möglichkeiten als in französischen Konversationsfilmen üblich: die Tanzszenen. Von den atemberaubend in blaues und rotes Licht getauchten Arabesquen, Croisés und Grand jetès auf der Pariser Bühne über die körperlichen Zumutungen der Proben bis zum anmutig verrückten Gruppentaumel bei der Shechter-Premiere als Finale – die Schönheit der Bewegungsabläufe ist schlicht atemberaubend.
Und so ist zuletzt nicht nur das Leben ein Tanz, der immer wieder seine Richtung ändert. Dieser Film zeigt Tanz in all seinen Spielarten vom klassischen Ballet bis zur aktuellen HipHop-Artistik als eine der schönsten und treffendsten Parabeln auf das Leben. Das fängt Klapisch mit überzeugendem Ensemble, eigensinnigen Choreografien und erfindungsreichen Kameraperspektiven kongenial ein.