Margot Robbie + Christian Bale

Amsterdam

Die drei Freunde Burt Berendsen (Christian Bale), Valerie Voze (Margot Robbie) und Harold Woodman (John David Washington) reisen gemeinsam nach Amsterdam. Foto: © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.
(Kino-Start: 3.11.) Ein faschistischer Putsch in den USA? Der soll 1933 tatsächlich gedroht haben. Das benutzt Regisseur David O. Russell als Aufhänger für eine Krimikomödie, die mit hochkarätiger Starbesetzung und opulenter Ausstattung prunkt – doch der verworrene Plot lässt das Interesse erlahmen.

Alles beginnt mit einem Mord, eigentlich mit zwei Morden. Zunächst ist nur einer davon offensichtlich: Eine junge Frau (Taylor Swift) wird im New York der 1930er Jahre vor ein Auto gestoßen – genau in dem Moment, in dem ein entscheidendes Teil des Puzzles aufgedeckt werden soll, das den ersten Mord erklären würde. Kurz zuvor war ihr Vater, der ehemalige US-General Bill Meekins, ums Leben gekommen. Allerdings glaubte seine Tochter nicht an einen natürlichen Tod.

 

Info

 

Amsterdam 

 

Regie: David O. Russell,

134 Min., USA 2022;

mit: Christian Bale, Margot Robbie, John David Washington, Matthias Schoenaerts, Robert De Niro

 

Weitere Informationen zum Film

 

Deshalb hatte sie kurz vor ihrem eigenen Ableben zwei Kriegsveteranen um Hilfe gebeten, die einst unter ihrem Vater gedient hatten: den Arzt Burt Berendsen (ein völlig überdrehter Christian Bale) und seinen Freund Harold Woodman (John David Washington), der mittlerweile als Anwalt arbeitet. Zwar soll Burt nur eine Autopsie an Meekins Leiche durchführen, aber rasch stecken beide Männer mittendrin im Schlamassel. Nun müssen sie beweisen, dass sie nicht den Tod von Meekins Tochter zu verantworten haben; im Übrigen stellt Burt fest, dass ihr Vater vergiftet worden ist.

 

Kunst-Gebilde aus Metallsplittern

 

Damit wäre die Rahmenhandlung grob umrissen, die den neuen Film von Regisseur David O. Russell mehr oder weniger zusammenhält. Daneben ist noch eine zweite Geschichte von Bedeutung: Als sich Burt und Harold im Ersten Weltkrieg kennenlernten und schwer verwundet in einem Lazarett landeten, gerieten sie dort an die Krankenschwester Valerie Voze (Margot Robbie). Sie beherrscht eine seltsame Kunst: Aus Metallsplittern, die sie mit einer Pinzette behutsam aus den Körpern der Verletzten entfernt, formt sie merkwürdige Gebilde. Irgendwann landet das Trio in Amsterdam, was irgendwie den Filmtitel begründet.

Offizieller Filmtrailer OmU


 

Roosevelt durch Generalmajor ersetzen

 

Doch dann zieht es Burt zurück zu seiner Frau in New York. Harold folgt ihm, um sein Jurastudium aufzunehmen, obwohl er in trauter Dreisamkeit kurzzeitig mit Valerie angebändelt hatte. Aber da hat der Zuschauer bereits das Interesse an den konstruierten Figuren oder dem verworrenen Plot verloren – obwohl der Film angeblich auf einer realen Verschwörung in den 1930er Jahre basiert.

 

„Amsterdam“ will ein aufwändiger, mit hochkarätigen Stars besetzter Screwball-Comedy-Verschnitt sein. Zugleich beginnt er mit der Ankündigung: „Vieles davon ist tatsächlich passiert.“ Das bezieht sich auf den Plan eines Putsches in den USA im Jahr 1933. Angeblich hatte sich damals eine Gruppe wohlhabender Geschäftsleute gegen Präsident Franklin D. Roosevelt verschworen: Er sollte gestürzt und durch einen faschistoiden, pensionierten Generalmajor namens Smedley Butler ersetzt werden.

 

Gute Schauspieler-Leistungen

 

Hintergrund

 

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Natürlich war die historische Gemengelage komplizierter. Das merkt man dem Film an: Wer in den mehr als zwei Stunden Laufzeit den Überblick behalten will, muss sich sehr konzentrieren. Die Irrungen und Wirrungen, die sich aus der hin und her pendelnden Zickzack-Dramaturgie ergeben, machen es dem Publikum schwer, bei der Sache zu bleiben.

 

Am besten erfreut man sich an den eindrucksvollen Leistungen der Schauspieler. Margot Robbie dreht ordentlich auf, um der Exzentrik ihrer Figur genügend Nachdruck zu verleihen. Christian Bale versucht mit aller Kraft, seinen fieberhaft forschenden Arzt glaubwürdig darzustellen, der auf einem Dauertrip zu sein scheint. Allein John David Washington setzt in diesem Film mit coolem Understatement darauf, dass weniger oft mehr ist – vor allem, wenn das Drehbuch nichts taugt.

 

Nur Fußnote im Russell-Werk

 

Doch bei aller Spielkunst und makellosen Ausstattung, die „Amsterdam“ streckenweise durchaus sehenswert machen, ist dieser Film insgesamt so mühsam anzuschauen wie das kaum überraschende Finale, auf das Regisseur David O. Russell eifrig hinarbeitet. Dass er grundsätzlich Komödien zu drehen versteht, hat er etwa mit „I Heart Huckabees“ (2004) und „American Hustle“ (2013) bewiesen. Doch einige andere seiner Filme krankten am gewollt originellen, unausgegorenen Skript. Daher dürfte „Amsterdam“ nicht mehr als eine wenig beachtete Fußnote in seinem Werk werden.