Sönke Wortmann

Der Nachname

Mutter Dorothea (Iris Berben) offenbart ihre Pläne mit Adoptivsohn René (Justus von Dohnányi) gegenüber Schwiegertochter Anna (Janina Uhse) und Tochter Elisabeth (Caroline Peters). Foto: Constantin Film Verleih
(Kinostart: 22.10.) Familiendrama im Ferienhaus: Die Mutter heiratet ihren Adoptivsohn, die Tochter der Haushälterin soll als Leihmutter ein Kind für sie austragen. Den Nachfolger seiner „Vornamen“-Erfolgskomödie vergeigt Regisseur Sönke Wortmann mit kleinlichen Konflikten und verschleppter Komik.

Drei Männer, drei Frauen und familiäre Konflikte, die für Zündstoff sorgen – so lautete vor vier Jahren das Erfolgsrezept der französischen Gesellschaftskomödie „Le Prénom“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière; erst auf der Bühne, dann im Kino. Die Adaption „Der Vorname“, die Komödien-Spezialist Sönke Wortmann 2018 in ein deutsches Wohnzimmer verlegte, war ebenso gelungen – und ähnlich erfolgreich. Das schreit geradezu nach einer Fortsetzung. Allerdings haben die Autoren der Originalvorlage keine verfasst. Wortmann und sein Drehbuchautor Claudius Pläging machten sich also selbst an die Arbeit.

 

Info

 

Der Nachname

 

Regie: Sönke Wortmann,

87 Min., Deutschland 2022;

mit: Christoph Maria Herbst, Iris Berben, Justus von Dohnányi, Florian David Fitz

 

Weitere Informationen zum Film

 

Im Vorgängerfilm laden Literaturprofessor Stephan (Christoph Maria Herbst) und seine Frau Elisabeth (Caroline Peters) ihre Verwandten in ihre schicke Bonner Wohnung zum Essen ein. Der Abend verläuft anders als geplant – es kommt zu einem Eklat: Elisabeths Bruder Thomas (Florian David Fitz) und seine Freundin Anna (Janina Uhse) verkünden, dass sie ihr Kind Adolf nennen wollen.

 

Intim-Geheimnisse zu Tisch

 

Die Gastgeber sowie Stephans Mutter Dorothea (Iris Berben) und ihr Adoptivsohn René (Justus von Dohnányi) sind empört. Daraus entwickelt sich ein Enthüllungs-Drama, bei dem allerlei intime Geheimnisse der Beteiligten auf den Tisch kommen.

Offizieller Filmtrailer


 

Heirat von Mutter + Adoptivsohn

 

Auf diese bewährte Struktur setzt auch „Der Nachname“ – der Nachfolgerfilm klammert sich geradezu daran fest. Mit einem wichtigen Unterschied: Diesmal spielt das Ganze in einem Ferienhaus auf Lanzarote, wodurch leider der Kammerspiel-Charakter verloren geht, der den Vorgänger auszeichnete. Allerdings können auch Feriengefühle und Landschafts-Panoramen nicht verhindern, dass sich die Gemüter bald erhitzen.

 

Im Zentrum der Fortsetzung stehen Dorothea und René: Sie haben schon seit längerem eine Liaison – und verkünden nun zum Entsetzen der übrigen Familie, dass sie geheiratet haben. Doch der Schock sitzt noch tiefer: Dorothea hat Renés Nachnamen angenommen. Als ob das nicht skandalös genug wäre, wollen die Frischvermählten zudem ein gemeinsames Kind bekommen.

 

Randfigur Leihmutter

 

Als Leihmutter soll Lucia (Elena Sancho) einspringen, die Tochter der verstorbenen Haushälterin. Wie sich herausstellt, hat sie eine engere Verbindung zur Familie, als deren Mitgliedern lieb ist. Leider erfährt der Zuschauer wenig über Lucia – sie erscheint im Film als hübsche Randfigur, die sich aber kaum verständigen kann, weil sie nur Spanisch spricht.

 

Bald wettert jeder gegen jeden; allerlei bislang verborgene Peinlichkeiten werden ans Licht gezerrt, bis alle ihr Fett abgekriegt haben. Der Schauplatz-Wechsel von Mittelschichts-Wohnung zum Ferienhaus ermöglicht Regisseur Wortmann, alle Vertraulichkeiten zunächst in Zwiegesprächen bereden zu lassen, bevor sie in großer Runde ausgebreitet werden.

 

Hasch-Kekse + Viagra

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Der Vorname" - witzige Tragikomödie von Sönke Wortmann

 

und hier einen Beitrag über den Film "Eingeschlossene Gesellschaft" - gelungene Schul-Sittenkomödie von Sönke Wortmann mit Justus von Dohnányi + Florian David Fitz

 

und hier eine Besprechung des Films des Films "Contra" - solide Culture-Clash-Komödie im Uni-Milieu von Sönke Wortmann mit Christoph Maria Herbst.

 

Dummerweise verlieren die Skandale und Skandälchen dabei ihre Sprengkraft, bis sie vor allen Anwesenden ausdiskutiert werden. Angesichts der verschleppten Situationskomik bleibt es allzu oft Iris Berben allein überlassen, mit ihrem Spiel die müde Komödie in Schwung zu halten. Aber selbst sie tut sich schwer damit, ihrer Figur Natürlichkeit und Esprit zu verleihen.

 

Zudem würde man sich wünschen, dass Drehbuch und Regie der engagierten Besetzung etwas mehr Bewegungsfreiheit und Fantasie zugestanden hätte. Schon die Auseinandersetzung um Dorotheas geänderten Familiennamen wirkt arg kleinlich und unglaubwürdig. Auch die anderen Streitigkeiten und Konflikte erscheinen wenig originell – etwa die Idee, neben erbrechtlichen Fragen auch Haschkekse und Viagra ins Spiel zu bringen.

 

Fortsetzung droht

 

Viel hat Sönke Wortmann mit „Der Nachname“ nicht zu sagen – außer der Banalität, dass Familien oft seltsame Konstellationen sind, weil man sich seine Angehörigen nicht aussuchen kann. „Und so geht das Drama immer weiter“, heißt es am Schluss, als wolle der Regisseur gleich das nächste Sequel ankündigen – da denkt man allerdings nur noch: bitte nicht!