Alessandro Guida + Matteo Pilati

Mascarpone

Das Trio Antonio (Giancarlo Commare), Luca (Gianmarco Saurino) und Denis (Eduardo Valdarnini) werden immer vertrauter.
(Kinostart: 6.10.) Liebe geht durch den Magen: Diese alte Floskel illustrieren die Regisseure Matteo Pilati und Alessandro Guida mit Figuren, die im italienischen Film bisher selten waren. Ein schwules Mittelschicht-Paar in Rom trennt sich – und eine klassische Italo-Komödie nimmt ihren Lauf.

Mascarpone ist eine der Hauptzutaten des italienischen Dessert-Klassikers Tiramisù – und auch im gleichnamigen Film spielt sie eine Hauptrolle: In der Zubereitung von Nachspeisen findet Antonio (Giancarlo Commore) Zuflucht und Unbeschwertheit im Ehealltag. Mit seinem Mann Lorenzo (Carlo Calderone) bewohnt er eine schicke Maisonette-Wohnung in einem wohlsituierten Viertel in Rom.

 

Info

 

Mascarpone

 

Regie: Alessandro Guida und Matteo Pilati,

101 Min., Italien 2022;

mit: Carlo Calderone, Gianmarco Saurino, Giancarlo Commare

 

Weitere Informationen zum Film

 

Beide sind Architekten, Lorenzo ist der Alleinernährer. Antonio hat sich in der Rolle der „gelangweilten Ehefrau“ eingerichtet – wie es einmal jemand im Fitnessstudio ausdrückt. Er ist der Nestbauer, sorgt mit selbstgekochten Menüs und frischgebackenen Desserts für das leibliche Wohl seines Mannes.

 

Einer muss raus

 

Dass es diesem aber zu Hause schon länger nicht mehr gefällt, merkt er nicht. Antonio trifft es daher vollkommen unvorbereitet, als Lorenzo ihm gesteht, dass er sich in einen anderen Mann verliebt hat. Deswegen soll er so schnell wie möglich das Feld räumen – Lorenzo ist sogar bereit, die Miete für ein Zimmer zu übernehmen. Am Ende kommt Antonio bei Denis (Eduardo Valdarnini) unter.

Offizieller Filmtrailer


 

Klassische Klischees

 

Dieser exzentrische Lebemann beeindruckt ihn mit seiner Nonchalance und ostentativen Laszivität. Zunächst ist Antonio eingeschüchtert, doch allmählich kommt er zu neuen Einsichten und entwickelt Initiative: Es gelingt ihm, aus seiner Leidenschaft fürs Backen eine Profession zu machen – und sich von der Vorstellung zu lösen, dass er mit nur einem Partner glücklich werden kann.

 

Hintergrund

 

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Diese Entwicklungen stellt der Film leider nicht sehr subtil dar; stattdessen bedient er sich einiger Klischees, mit denen man aus klassischen romantischen Komödien vertraut ist. Da ist beispielsweise die beste Freundin (Michela Giroud), bei der sich der Protagonist ausheult. Dann kommt es zu peinlichen Verkupplungsversuchen, die vom Herzschmerz ablenken sollen. Am Ende verstehen sich die beiden am besten, die am Anfang wenig gemeinsam hatten: Antonio und sein Zimmervermieter Denis. Und schließlich ereignet sich ein großes Drama, das den Beteiligten vor Augen führt, was im Leben wirklich wichtig ist.

 

Szenarium aus dem Hochglanzkatalog

 

Die einzelnen Motive, an sich schon wenig originell, werden in „Mascarpone“ überdies in konventioneller Form gezeigt. Dass der Film dennoch nicht vollkommen beliebig wirkt, verdankt er allein seinen sympathischen Charakteren und guten Schauspielern – und der Tatsache, dass homosexuelles Leben im italienischen Kino nur sehr selten eine Rolle spielt.

 

Genau deswegen hätte man sich für „Mascarpone“ ein Drehbuch mit etwas mehr Mut gewünscht. Über die ganze Länge des Films ist die verkürzte, eindimensionale Darstellung enttäuschend: Das Leben der Protagonisten in der gehobenen Mittelschicht Roms hätte mit mehr Eigensinn und Kontur gezeichnet werden können. In der Regie von Matteo Pilati und Alessandro Guida wirkt das Szenarium wie aus einem Hochglanzkatalog herauskopiert – seltsam unitalienisch, trotz der in Mengen zubereiteten Teigwaren.