Blake Lively

Nur noch ein einziges Mal – It ends with us

Lily Bloom (Blake Lively) und Ryle Kincaid (Justin Baldoni) fühlen eine tiefe Verbindung zueinander. Foto: Sony Pictures Germany
(Kinostart: 15.8.) Willkommen in Lily Blooms Blumenladen: In seiner Verfilmung des Bestsellers von Colleen Hoover nähert sich Regisseur Justin Baldoni dem Kernthema häusliche Gewalt äußert schonend. Das passt zum Strickmuster des „New Adult“-Genres, das eine harmlose Hochglanz-Welt beschwört.

Jenseits des Feuilletons floriert das junge Phänomen der „New-Adult“-Romane. Die oft im Selbstverlag erscheinenden Geschichten drehen sich um die Probleme junger, meist weiblicher Erwachsener, die ihr Teenager-Leben hinter sich lassen und auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt sind. Zielgruppe sind Menschen im selben Alter: Angehörige der Generation Z, die sich in den Stories um Liebe, erste Jobs und endgültige Abnabelung von den Eltern wiederfinden.

 

Info

 

Nur noch ein einziges Mal –
It ends with us

 

Regie: Justin Baldoni,

130 Min., USA 2024;

mit: Blake Lively, Justin Baldoni, Brandon Sklenar

 

Weitere Informationen zum Film

 

Dieses Genre bietet allerdings eine geschönte, eskapistische Version des echten Lebens mit dazu passenden pastellfarbenen Einbänden, gerne mit goldenen Titel-Lettern. Eine der wichtigsten und in den einschlägigen Buchforen meistbeachteten Autorinnen ist die 1979 geborene US-Amerikanerin Colleen Hoover, die mittlerweile 20 Erfolgsromane veröffentlicht und eine riesige Fangemeinde hat. So war eine Adaption ihrer Werke für die Leinwand nur eine Frage der Zeit. Die Wahl fiel auf ihren populärsten Bestseller, „Nur noch ein einziges Mal“ (im US-Original: „It ends with us“) von 2016.

 

Raus aus der Vorstadt

 

Bereits die Veröffentlichung des Filmtrailers löste eine kleine Fan-Hysterie aus, obwohl außer schönen Menschen in schöner Umgebung nicht viel zu sehen war. Diese Ästhetik prägt von Anfang an den Film von Justin Baldoni. Darin besucht die Protagonistin Lily Blossom Bloom (Blake Lively) zu Beginn ihre alte Vorstadt-Heimat, um der Beerdigung ihres Vaters beizuwohnen. Ihr Verhältnis zu ihm war schwierig, weshalb die junge Frau schnell wieder in Richtung ihrer Traumstadt Boston verschwindet. Hier will sie demnächst einen Blumenladen eröffnen.

Offizieller Filmtrailer


 

Muster wiederholen sich

 

Von der Stadt erhofft sie sich zudem einen echten Neuanfang, fern von den Traumata ihrer Jugend. Zufällig begegnet sie dort dem äußerst attraktiven Neurochirurgen Ryle Kincaid (Regisseur Justin Baldoni selbst), in den sie sich alsbald verliebt. Wie sich herausstellt, ist er überdies der Bruder ihrer neuen besten Freundin und Ladenaushilfe Alyssa (Jenny Slate). Obwohl Ryle nach eigener Einschätzung für Beziehungen nicht geeignet ist, wird bald romantisch Hochzeit gefeiert.

 

Allerdings währt das anfangs unbeschwerte Glück nicht lang. Vielmehr zeichnet sich ab, dass Lily die Verhaltensmuster ihrer Eltern unbewusst wiederholt. Der nach Außen perfekte Ryle hat sich, genau wie einst ihr Vater, nicht unter Kontrolle und neigt zu gewalttätigen Ausbrüchen. Als dann Lilys erste Jugendliebe Atlas Corrigan (Brandon Sklenar) wieder in ihr Leben tritt, muss die inzwischen Schwangere existenzielle Entscheidungen treffen.

 

Ernstes Thema in Rückblenden

 

Gewisse Übertreibungen wie Lily blumiger Name oder Ryles Beruf werden im Film selbst ironisch kommentiert. Davon abgesehen sind die Lebensumstände der Figuren durchaus realitätsnah. Die Ausstattung ist es eher nicht: Sie kontrastiert die viktorianisch anmutende Verspieltheit des Floristik-Geschäfts mit dem hypermodernen, durchgestylten Herrenapartment. Das erinnert an erlernte Fernseh-Gewohnheiten der Zielgruppe – auch Hauptdarstellerin Lively wurde durch eine TV-Serie berühmt, nämlich „Gossip Girl“.

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste"Drama über die toxische Beziehung mit Max Frisch von Margarethe von Trotta

 

und hier eine Besprechung des Films "Mommy" – Psycho-Drama über eine toxische Mutter-Sohn-Beziehung von Xavier Dolan

 

und hier einen Beitrag über den Film "Der Unsichtbare" – subtiler Mystery-Horrorfilm über eine mißbräuchliche Beziehung von Leigh Whannell.

 

Vordergründig geht es in dem Film ums Erwachsenwerden und ein wenig weibliche Selbstermächtigung, denn Lily will sich nicht von einem Mann abhängig machen. Überschattet vom ernsten Thema häuslicher Gewalt: Dafür kehrt die Erzählung in mehreren Rückblenden zurück in Lilys Teenagerzeit. Das wohlbehütete Mädchen hatte sich damals in einen nicht standesgemäßen Jungen verliebt. Für die herzenswarme Lily war sein sozialer Status unwichtig – im Gegensatz zu ihrem Vater, der ihrer Liaison brachial ein Ende setzte und später seine Wut an der Mutter ausließ.

 

Um Harmlosigkeit bemüht

 

Das zeigt der Film nur von weitem und übertüncht von Musik, als wolle man das junge Publikum nicht allzu sehr verschrecken oder eine Trigger-Warnung vermeiden. Damit geht die perfekt ausgeleuchtete Produktion ganz andere Wege als rauer angelegte Werke mit verwandter Thematik, etwa der Thriller „Enough“ (2002). Darin trainierte das von Jennifer Lopez gespielte Gewaltopfer noch Körper und Geist, um tatsächlich zurückzuschlagen. Die zurückhaltende Lily dagegen regelt den Konflikt still mit einer konsequenten Trennung und trifft dabei praktischerweise kaum auf Widerstand von Ryle. 

 

Dessen „Ausrutscher“ zuvor werden durch Nahaufnahmen und Zeitlupe wenn nicht relativiert, so doch leichter verdaulich gemacht. Die Kameraführung bedient sich ansonsten meist einer an Streaming-Serien erinnernde Hochglanzästhetik mit zahlreichen Großaufnahmen. Dazu läuft freundliche Musik, unter anderem von Livelys guter Freundin Taylor Swift. Dennoch schaffen es die durchaus glaubhaft agierenden Darsteller, der letztlich arg harmlos erzählten Handlung und den schablonenhaft angelegten Figuren etwas Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dem Epilog ist zu entnehmen, dass uns eine Fortsetzung blüht.