
Neben der Landstraße in der kalifornischen Wüste liegt ein verbeultes Autowrack. Im Inneren hängt eine tote Frau im Gurt; ihr Wagen hat sich überschlagen. Schon bald stellt sich heraus, dass das keineswegs die Todesursache gewesen ist. Wie Polizeikommissar Marty Metakawich (Charly Day) herausfindet, wurde das Opfer erstochen und der Unfall anschließend arrangiert.
Info
Honey Don't!
Regie: Ethan Coen,
89 Min., USA/ Großbritannien 2025;
mit: Margaret Qualley, Aubrey Plaza, Charlie Day, Chris Evans
Weitere Informationen zum Film
Margaret Qualley ist zurück
Bei „Honey Don’t!“ handelt es sich um den zweiten Teil einer von Regisseur Ethan Coen geplanten B-Movie-Trilogie mit Protagonistinnen, die Frauen lieben; er ist mit dem Vorgänger „Drive-Away Dolls“ von 2024 lose verknüpft. Das Drehbuch schrieb Coen abermals gemeinsam mit seiner Ehefrau Tricia Cooke. Wieder steht Margaret Qualley als lesbische Antiheldin im Zentrum des Geschehens. Doch ansonsten ist alles auf wohltuende Weise anders als beim Vorgängerfilm.
Offizieller Filmtrailer
Der Vorgänger enttäuschte
In „Drive-Away Dolls“ war ein ungleiches Frauenpaar Ende der 1990er Jahre auf der Flucht aus Pennsylvania in den Süden der USA. Alles drehte sich um einen Koffer voller überdimensionierter Dildos als MacGuffin, hinter dem alle her sind. Doch die hysterisch-klamaukigen Episoden, die einander jagten, rundeten sich nicht zum stimmigen Ganzen. Der Regisseur war so sehr damit beschäftigt, frühere Werke der Coen-Brüder zu zitieren, dass darunter die Originalität des Films stark litt. Nur Qualley machte eine starke Figur.
Diva alter Schule
Ebenso in „Honey Don’t“: Bisweilen wirkt es, als schwebe sie wie eine Hollywood-Diva alter Schule durch die atmosphärisch dichte Neo-Noir-Krimikomödie, die nun in der Gegenwart spielt. Wobei sie ihre zeitgemäßen Ansichten entschieden vertritt: etwa, wenn sie einen frauenprügelnden Schurken schmerzhaft in die Schranken weist und anschließend seinen „Make America Great Again“-Autoaufkleber mit queer-feministischen Stickern überklebt.
Es hilft nichts: Als running gag des Films scheinen alle Männer, die sie anmachen, ihre jedes Mal geäußerte Entgegnung, dass sie nun mal Frauen bevorzuge, zu überhören. Dafür findet die Polizistin MG Falcone (Aubrey Plaza), die in den Tiefen des Polizeiarchivs arbeitet, schon das Klackern ihrer hohen Schuhe betörend – so werden beide, wenigstens für einige Nächte, ein Paar. Nebenbei beschafft MG für Honey Informationen über die Tote aus der Wüste. Sie führen zur evangelikalen Sekte von Reverend Drew Dewlin (Chris Evans).
Kleinstadt im Niedergang
Der telegene Prediger ist der Star einer durchchoreografierten Religions-Show; wobei er seine Stellung hauptsächlich dazu nutzt, um bedürftige weibliche Gemeindemitglieder für SM-Spielchen ins Bett zu bekommen. Außerdem ist er in Drogenhandel und andere kriminelle Machenschaften verstrickt, was weitere, teils groteske Fälle von Mord und Totschlag nach sich zieht.
So weit, so genreüblich. Doch zugleich werden alle Figuren sehr glaubhaft in eine gottverlassene Kleinstadt mitten in der Wüste eingebettet. Hier bleibt außer TV-Religion, Süchten und Waffenfetischismus nicht viel, um vom Niedergang des schäbigen Gemeinwesens abzulenken. Nur wenigen Bewohnern gelingt es, nicht in der einen oder anderen Form abzustürzen.
Charakter wie aus Chandlers Romanen
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Drive-Away Dolls" – Roadmovie-Krimigroteske über ein lesbisches Paar mit Margaret Qualley von Ethan Coen
und hier eine Besprechung des Films "Love Lies Bleeding" – lesbischer Kleinstadt-Thriller von Rose Glass
und hier eine Kritik des Films "The Substance" – Body-Switch-Horror von Coralie Fargeat mit Margaret Qualley
und hier einen Beitrag über den Film "Kinds of Kindness" – komplex verrätselter Episodenfilm von Giorgos Lanthimos mit Margaret Qualley.
Wie im klassischen Film Noir bleiben verschiedene Handlungsstränge konsequent nebeneinander stehen, ohne dass eine Lösung notwendigerweise alle Details miteinander verbindet. Wobei der eigentliche Nährboden der gewalttätigen Verwicklungen das Milieu ist, in dem sich die Figuren bewegen.
Enttäuschung + Hoffnung
Nicht alles darin wird von allen durchschaut; manchmal täuscht man sich gerade in denjenigen, die einem besonders nah sind. Doch immer wieder entsteht neue Hoffnung, zumindest auf ein wenig vergnügliche Zweisamkeit.
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