Artikel von Oliver Heilwagen (425)

Jahrgang 1968, Studium der Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft in Göttingen, Bordeaux, Berlin und Moskau. Rundfunk-Volontariat, danach Redakteur und/oder Autor für diverse Medien, u.a. bei F.A.Z., Die Welt, Der Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Deutschlandradio, Netzeitung und kultiversum - Die Kulturplattform. Mitgründer und seit 2011 V.i.S.d.P von Kunst+Film. Interessen: Alte Meister, ost- und außereuropäische Kunst sowie Autorenfilme mit dem, was früher "gesellschaftliche Relevanz" hieß.

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Freising

Verdammte Lust! – Kirche. Körper. Kunst

Du sollst Dir ein Bildnis machen: Das 2022 wieder eröffnete Diözesanmuseum betrachtet die Wirkung klerikaler Vorgaben auf Körperbilder seit der Antike. Verordneter Lustfeindlichkeit begegneten Künstler mit raffinierten Ablenkungs-Strategien – etwa bei Heiligen in eindeutig zweideutiger Ekstase. ...weiter

Tarik Saleh

Die Kairo-Verschwörung

(Kinostart: 6.4.) Stasispitzel an der Elite-Uni: Ein Novize gerät in Machtkämpfe an der Al-Azhar, quasi dem Vatikan des Islam. Der packende Klerikal-Politthriller von Regisseur Tarik Saleh bietet einzigartige Einblicke in orientalisches Denken und Handeln, die so noch nie im westlichen Kino zu sehen waren. ...weiter

Lars Kraume

Der vermessene Mensch

(Kinostart: 23.3.) Premiere für einen vergessenen Völkermord: Dieser Spielfilm ist der erste über das deutsche Kolonialreich – am Beispiel des Genozids an den Herero. Ihn bereitet Regisseur Lars Kraume bewundernswert differenziert auf; samt Sündenfall der Ethnologie für rassistische Ziele. ...weiter

73. Berlinale

Zeit für Schwarmintelligenz

Berlinale goes gaga: Der Goldene Bär ging an eine Doku über eine Psychiatrie-Klinik auf dem Wasser. Im Wettbewerb gaben Newcomer und Nobodys den Ton an; Glamour war gestern. Die Retrospektive überraschte mit hochwertiger Filmauswahl durch Praktiker – ein Vorbild für andere Sektionen. ...weiter

Frankfurt am Main

Chagall – Welt in Aufruhr

Shtetl als Karneval der Lebenslust: Mit fliegenden Bräuten, Kühen und Clowns half Marc Chagall den Deutschen, nach 1945 den Holocaust zu bewältigen. Nun präsentiert die Schirn ihn mit Bildern der 1930/40er Jahre als hellsichtigen Beobachter der Epoche – diese Deutung überzeugt nur teilweise. ...weiter

Cécile de France + Vincent Lacoste

Verlorene Illusionen

(Kinostart: 22.12.) Die Geburt der Massenmedien aus dem Geist der Korruption: Der Held von Balzacs Roman-Klassiker steigt zum skrupellosen Starjournalisten auf, bis er zu hoch pokert. Das verfilmt Regisseur Xavier Giannoli als umwerfend sinnliches Sittenbild für die Youtube-Generation. ...weiter

Kad Merad

Ein Triumph

(Kinostart: 15.12.) Warten auf Godot hinter Gittern: Ein erfolgloser Schauspieler probt mit Häftlingen absurdes Theater. Das wunderbar differenzierte Gruppen-Porträt von Regisseur Emmanuel Courcol bringt Gefängnisalltag in allen Facetten näher – zurecht als beste europäische Komödie 2020 prämiert. ...weiter

Thomas von Steinaecker

Werner Herzog – Radical Dreamer

(Kinostart: 27.10.) Die Welt als Abenteuerspielplatz – ihn hat Werner Herzog bis an die Grenzen des Sichtbaren ausgelotet. Höhepunkte seines Riesenwerks von 70 Filmen lässt Thomas von Steinaeckers Doku unprätentiös Revue passieren; eine wunderbare Würdigung zum 80. Geburtstag. ...weiter

Cem Kaya

Liebe, D-Mark und Tod – Aşk, Mark ve Ölüm

(Kinostart: 29.9.) Zwölf Goldene Schallplatten, aber nie in der deutschen Hitparade: Die Musik türkischer Migranten spielt in einem Paralleluniversum. Ihre Geschichte breitet die Doku von Regisseur Cem Kaya als launiges Patchwork aus – eine faszinierende Expedition ins Unbekannte. ...weiter

Kassel

documenta fifteen: Hallenbad Ost, St. Kunigundis und Hübner-Areal

Zeit für eine vorläufige Bilanz: Der Antisemitismus-Skandal belegt, wie hartnäckig das Kunst-Establishment an Privilegien festhält. Das davon unbeeindruckte Publikum erfreut sich an farbenfroh exotischen Bilderwelten, etwa von Taring Padi aus Java und Atis Resistanz aus Haiti. ...weiter