Preußens Staats-Baumeister konnte alles – auch wenn er die Ausführung anderen überließ. In der Alten Nationalgalerie sind nun Schinkels Skulpturen-Entwürfe zu sehen – von denen er selbst keinen je umgesetzt hat.
Wider das unglückliche nützliche Leben: Der lange missachtete Architektur-Designer verschönerte das 20. Jahrhundert mit seinem extravaganten Schaffens-Rausch. Den stellt die erste deutsche Retrospektive im Haus der Kunst schockgefrostet vor.
Reichshauptstadt von unten: Baluschek hielt das Leben kleiner Leute Anfang des 20. Jahrhunderts in fahlen Farben fest. Dem vom Kaiser geschmähten «Rinnsteinkünstler» widmet das Bröhan-Museum eine überfällige Werkschau.
Monumentaler als die Pyramiden, das Kolosseum oder die Akropolis: Yves Marchand und Romain Meffre lichten das tote Herz von Detroit in malerischen Panoramen ab. Das «Kühlhaus Berlin» zeigt Ruinen-Romantik im XXL-Format.
Aus dem Mekka für Drogensüchtige kommt kaum noch Opium, doch es bleibt ein Armenhaus: Die Ethnologischen Museen stellen traditionelle Kulturen im Grenzgebiet von Thailand, Burma und Laos anschaulich vor.
Mainhattan hat seine Alten Meister wieder: Das Städel eröffnet den umgebauten Museums-Flügel für Spitzenwerke aus fünf Jahrhunderten. In satten Farben mit spektakulären Neuzugängen – ein Fest fürs Auge.
Von Erfurt zu den Moche-Pyramiden: Gundula Schulze Eldowy hat den DDR-Alltag genauso präzise dokumentiert wie das Leben in New York und Moskau. In Berlin ist ihr nun eine dreiteilige Werkschau gewidmet.
Ein Groß-Sammler aus Frankreich zu Gast beim Berliner Kollegen: Antoine de Galbert zeigt seine Kollektion im «me Collectors Room». Sinnlich, drastisch und an der Grenze des guten Geschmacks – starke Eindrücke sind garantiert.
Wiedereröffnung: Aus dem Aschenputtel der Berliner Museen ist eine strahlende Prinzessin geworden! Eine spektakuläre Sonder-Schau setzt ihr die Krone auf; nur ihr Alltags-Gewand gehört noch etwas aufpoliert, damit der Glanz nicht verblasst.
Gegengift gegen graue Wintertage: 100 farbenfrohe Werke von Liebermann, Corinth und Slevogt in einer abwechslungsreichen Ausstellung. Ohne wissenschaftlichen Anspruch – einfach ein herrlicher Augenschmaus des Impressionismus.
Die Freiheit liegt in Trümmern: Der vietnamesische Künstler Danh Vo füllt das Fridericianum mit abgekupferten Teilen der «Statue of Liberty». Seine funkelnde Materialschlacht hat außer Schau- auch hohen Rohstoff-Wert.
Endlich! Nach fünfjähriger Umbau-Pause ist die Neue Galerie in Kassel fertig renoviert: 2012 zeigt sie Teile der documenta, der weltgrößten Ausstellung von Gegenwartskunst. Die Sanierung wirkt gelungen; die Präsentation der Sammlung verwirrt.
Weder heldenhafte Arbeiter noch Traktoren: Sowjetische Fotografen frönten ihrer malerisch bourgeoisen Ästhetik sogar unter Stalin. Das zeigt eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau – völlig kommentarlos.
Als die Welt aus komplementären Hälften bestand: Die Neue Nationalgalerie zeigt die Kunstströmungen der Nachkriegszeit als feindliche Geschwister. Ein großer Wurf, der das Einerlei der Gegenwart erklärt.
Deutsche Juristen prägten das japanische BGB, ein Militär-Kapellmeister arrangierte die Nationalhymne: Das Kaiserreich half Japan in die Moderne. Heute herrscht Entfremdung, zeigen diplomatisch-diskret die Reiss-Engelhorn-Museen.
Das Jüdische Museum Berlin feiert seinen 10. Geburtstag mit einem Überblick über Lebensgefühle in deutschen Landen. Polemisch, satirisch oder verspielt – bis hin zu einem jüdischen Staat in Thüringen.
Die ganze Menschheit soll es sein: Die Mammut-Schau in drei Städten zielt auf ein Porträt des gesamten Planeten. Das gelingt ihr triumphal mit klugem Konzept und souveräner Bild-Auswahl aus allen Kulturen.
Einer der bedeutendsten Künstler aller Zeiten: Hokusai hat das Leben im alten Japan in formvollendeten Bildern verewigt. Seinem Riesenwerk widmet der Martin-Gropius-Bau die erste Retrospektive in Deutschland.
In der zehnten Ausgabe zeigt die Südeuropa-Kulturschau vor allem Werke aus Belgrad. Ihre Beschränkung auf Serbiens Hauptstadt gerät keineswegs provinziell. Im Gegenteil: Superlative und Größenwahn erreichen Weltniveau.
Von 1937 bis 1944 zeigte Hitler im Münchener Haus der Kunst, was er unter wahrer Kunst verstand. Die neue GDK-Datenbank macht dieses zentrale Kapitel der NS-Kulturpolitik online zugänglich – kostenlos für jedermann.
Berlin will mit der Mammut-Schau «Kunst der Aufklärung» mitten in Peking westliche Werte propagieren. Eine ARTE-Doku zeichnet das PR-Desaster nach; eine Debatte im Martin-Gropius-Bau klärte, wie es dazu kommen konnte.
Sieg der Simulation über die schnöde Wirklichkeit: Vor dem Pergamonmuseum überwältigt ein riesiges Rundbild mit fiktiven Szenen aus dem Jahr 129 n. Chr. Dagegen fällt die Ausstellung echter Marmor-Fragmente ernüchternd aus.
Wie bei IKEA vor 30 Jahren: Der US-Minimalist Donald Judd entwarf und baute seine Einrichtung selbst. Nun sind diese Möbel in der Pinakothek der Moderne zu sehen: Puristisches Design zu stolzen Preisen.
Die Quadratur der Erdkugel: Das Linden-Museum feiert seinen 100. Geburtstag mit einer mustergültigen Völkerkunde-Schau. 400 erlesene Exponate bündeln das Kollektivgedächtnis der Menschheit – für eine neue Sicht auf die Welt.
Naga war die südlichste Stadt im antiken Reich von Meroë zwischen Ägypten und Schwarzafrika: Ihre Ruinen ruhten Jahrtausende im Sand, bis deutsche Archäologen sie ausgruben. Eine spektakuläre Schau im Kulturforum der Volksbank.
Riesen-Reliefs prallen mit Autos zusammen, Stilmöbel bergen explosive Fracht: Kunst aus Südostasien zündet symbolische Sprengsätze. Einen aufregenden Einblick in diese vitale Kultur-Szene präsentiert die Galerie Arndt.
In der Schatzhöhle von Ali Baba: Das Haus der Kulturen der Welt widmet der rastlosen Grenzgängerin Ottinger eine große Retrospektive. Von ihr selbst gestaltet, wird Ethnologie zur Kunstform eines überbordenden Privatkosmos.
Das «Art Forum» ist tot, es lebe die «abc»: Die frühere Satelliten-Messe mausert sich zur Hauptattraktion des Kunstherbstes. Mit inhaltlich wie personell stimmigem Konzept, so dass man den verblichenen Vorgänger nicht vermisst.
(Kinostart: 8.9.) Alltag im Atelier des Malerfürsten: Richter arbeitet sich an der Leinwand ab, und die Kamera sieht dabei zu. Mit wenigen Wortwechseln wird die Dokumentation zur Hommage an sein Genie – aber kein Porträt.
Einst gefeierter Poet, heute nahezu unbekannt: Indiens National-Dichter war der erste nichteuropäische Literatur-Nobelpreisträger. Und ein Maler mit einzigartig modernem Stil: Die Museen Dahlem zeigen seine unauslotbaren Bilder.
Von Tempeln für Schriftrollen zu biomorphen Mediatheken: Eine Ausstellung in der Münchener Pinakothek der Moderne zeigt anschaulich die Geschichte der Bibliotheks-Architektur – als Augenschmaus für Bücher-Liebhaber.
… schaut die Alte Pinakothek auf ihre Meisterwerke: Mit Infrarot-Strahlen lassen sich die Unterzeichnungen von Gemälden sichtbar machen. Ein faszinierender Einblick in Maler-Werkstätten um 1500.
Erfinder der Arabellion: Lawrence von Arabien prägte den modernen Guerilla-Krieg, wählte Könige aus – und übersetzte Homer. Doch zum Helden machte ihn erst eine Multimedia-Show, zeigt das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.
Die 18. Skulpturen-Sommerschau verknüpft abermals ein hochtrabendes Motto mit Auftragsarbeiten. Sie nutzen geschickt den repräsentativen Rahmen von Schloss Marquardt – samt Park und Badestelle.
Hundert Millionen Blumen folgen Mao: Die Inhaftierung von Ai Weiwei wird im Westen als brutale Unterdrückung eines aufrechten Dissidenten verstanden. Doch Chinesen sehen das ganz anders, enthüllte eine Debatte im Münchener Haus der Kunst.
Das ZKM will die Fülle der Welt schultern: Seine Ausstellung über Quellen-Sammlungen von Künstlern gerät zur ausufernden Materialschlacht. Die ordnet nur der Katalog – wenn man avanciertes Akademiker-Englisch versteht.
Speyer feiert das Salier-Jahr: 950 Jahre Dom, 900 Jahre Stadtrechte. Darüber geht das Historische Museum der Pfalz weit hinaus: Es entfaltet das Panorama einer Epoche, in der die Weichen für Europas Geschichte gestellt wurden.
Aus Freude am Fahren: Das ZKM in Karlsruhe wird zum familientauglichen Drive-in-Museum und fährt Kunst im automobilen Zeitalter auf. Wer sich nicht ans Steuer setzen will, kann den Auto-Kultursalon auch virtuell besuchen.
Alles so schön bunt hier: Die Schirn zeigt die erste deutsche Retrospektive des Transavanguardia-Stars seit 25 Jahren. Sein esoterisch angehauchter Surrealismus nähert sich UNICEF-Postkarten an.
Lesben-Kuss im Autoreifen: Pop Art wurde von Männern dominiert, aber einige Frauen mischten kräftig mit. An sie erinnert «Power up – Female Pop Art» in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen – mit großen Unterschieden in Stil und Qualität.
Kunst als Körpertherapie: Die Kunstsammlungen NRW zeigen in «Move – Kunst und Tanz seit den 60ern» Werke aus 50 Jahren, die auf die menschliche Physis einwirken. Bei so vielen Mitmach-Angeboten wird die Frage zweitrangig, was man da eigentlich tut.
Invasion der Schwarzmaler: Die Kunsthalle Karlsruhe zeigt zwölf Künstler aus Frankreich, die auf Farben verzichten. Keine schwarze Serie, sondern ein beeindruckendes Ensemble eigenständiger Stile von altmeisterlich bis biomorph.
Geheimnisvoller geht’s nicht: Die Schirn Kunsthalle in Frankfurt/Main stellt Kunst in und über «Geheimgesellschaften» aus, aber zeigt sie nicht: Was der mysteriöse Mummenschanz und Budenzauber bedeuten, enthüllt erst der Katalog.
Dreimonatiger Tag der offenen Tür: Das Wallraf-Richartz-Museum wird 150 Jahre alt und feiert das mit einer Sonderschau über seinen Arbeitsalltag. «Tat Ort Museum» führt anschaulich vom Ankauf bis zum Audioguide.
Ein Anarchist, der Kirchen leuchten ließ: Johan Thorn Prikker hat nach 1900 das halbe Rheinland ausgeschmückt. Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf widmet dem vielseitigen Niederländer die erste Retrospektive seit 30 Jahren.
Nicht ohne meinen Fotoapparat: Auf täglichen Spaziergängen lichtete Arno Schmidt die Natur in der Heide ab. Seine ereignisarmen, aber subtilen Aufnahmen sind nun im Günter Grass-Haus in Lübeck zu sehen.
Choreographie des Todes: Der mexikanische Fotograf lichtet virtuos Unfälle, Verbrechen und Katastrophen ab. Seine schrecklich schönen Bilder zeigt das Museum für Sepulkralkultur erstmals in Deutschland.
Die Kollektion der Handels-Kette: Das Fridericianum zeigt eine Auswahl aus dem migros museum für gegenwartskunst. Ein gemischtes Sortiment wie im schweizerischen Supermarkt – von Pretiosen bis Ramsch.
Ein Fest des avantgardistischen Designs: Die Artĕl-Kooperative in Prag schuf eine kubistische Welt. Ihre kantigen Vasen und zackigen Dosen zeigt nun das Grassi-Museum im schönsten Ausstellungssaal Deutschlands.
Bild-Thriller: Die mehrmonatige Arbeit, die in den inszenierten Fotografien von Gregory Crewdson steckt, lohnt sich. Ihre Sogwirkung ist unbestreitbar – zu überprüfen bei seiner ersten Ausstellung in Berlin.
Umberto Eco schwärmt für sie, Disney porträtierte sie: Markgräfin Uta war die Schönste im deutschen Mittelalter. Ihren Schöpfer würdigt nun eine Landesausstellung: mit einem langen, steinigen Kreuzweg, der ins Paradies führt.
Giorgio Vasari ist Vater der Kunstkritik, -geschichte und –hochschule; überdies baute er die Uffizien in Florenz. Zum 500. Geburtstag widmet ihm die Gemäldegalerie eine kleine, feine Kabinett-Ausstellung.
Er erfand das Merchandising und wollte Kultur-Olympiaden ausrichten: Zum 200. Geburtstag von Liszt feiert die Klassik-Stiftung den Virtuosen und Komponisten mit einer opulenten Doppel-Ausstellung.
…möchte man nach dieser Ausstellung! Die Kunsthalle Erfurt zeigt anschaulich mit Werken aus 500 Jahren, wie sich die Stadt-Ansichten deutscher Künstler gewandelt haben: Vom Pilgerziel zum Asphalt-Spinnennetz.
Seit Jahrzehnten spielt Mel Ramos virtuos mit dem Kunstkanon, indem er ihn zitiert und gleichzeitig gegen ihn verstößt. Die Völklinger Hütte widmet dem Kalifornier eine umfassende Werkschau.
Weder arm noch sexy: Die Leistungsschau junger Künstler, die trotz enormen Budgets keine sein will, überflutet die Stadt mit einem Ozean mäßiger Arbeiten. Darin gehen die wenigen guten Werke unter.
Kunst-Paparazzo der klassischen Moderne: Brassaï begleitete Picasso und Matisse mit der Kamera. Solche Fotos sind im Museum Berggruen zu sehen, seine Schnappschüsse von Graffitis in der Sammlung Scharf-Gerstenberg.
Mit zischendem Stammel-Deutsch Tausende von Briten begeistern – das hat nur Ernst Jandl geschafft. Eine herrlich abwechslungsreiche Ausstellung im Literaturhaus Berlin erinnert an den populärsten konkreten Poeten.
Die Idee ist gut, doch das Museum noch nicht bereit: Sachsen schickt Barock-Schätze nach Kanada, von dort kommen Ritual-Masken. Daraus wird eine passable Indianer-Schau, aber der angekündigte Kultur-Vergleich bleibt aus.
Auf 120 Großformaten zelebriert das britische Künstler-Duo seinen so bonbonbunten wie ideenarmen Narzissmus: Eine monströse Nabelschau zweier Konzeptkunst-Greise in den Hamburger Deichtorhallen und im Lentos Kunstmuseum Linz.
Sinnestaumel auf Chinesisch: Das Museum für Asiatische Kunst zeigt Bilder, die am Kiosk nur mit schwarzen Balken zu sehen sind. Die liebevoll gestaltete Ausstellung verrät viel über vergangene Alltagskultur.
R. Buckminster Fuller wurde in den 1960er Jahren als visionärer Vordenker gefeiert, dann vergessen. Nun soll ihn eine Hommage von Star-Architekt Norman Foster im MARTa Herford rehabilitieren: Besser ist die Begleitschau.
Fotografie als Sprachersatz: Mit seiner einzigartigen Bildsprache, die sich keinem Stil zuordnen lässt, hat André Kertész das Medium entscheidend geprägt. Nun zeigt der Martin-Gropius-Bau seine erste Retrospektive in Deutschland.
Freiheit für die Buchstaben: Eine Ausstellung der Weserburg in Bremen blickt umfassend auf die Geschichte der Konkreten Poesie zurück. Mit nostalgischem Flair, weil von ihr wenig geblieben ist.
Wie ein Kunstsammler die Einrichtung der Nationalgalerie erzwang: Zum 150. Geburtstag feiert das Museum seinen heimlichen Gründer mit einem herrlichen Rückblick auf seine Kollektion.
Im Kunstbetrieb der 1960er Jahre war Lee Bontecou eine der wenigen anerkannten Frauen. Später wurde sie vergessen. Zum 80. Geburtstag zeigt nun das ZKM ihre einzigartigen dreidimensionalen Wandarbeiten.
Görlitz war einst Knotenpunkt auf einer wichtigen Handelsroute im Deutschen Reich. 600 Jahre Mobilitätsgeschichte zeichnet die Sächsische Landesausstellung im Kaisertrutz nach: prachtvoll, ambitioniert und etwas konfus.
Unscharf, unterbelichtet und grobkörnig: Twomblys Aufnahmen vom Treibgut des Alltags sabotieren jede technische Perfektion. Das befestigt seinen Ruf als kryptischer Künstler – zu sehen im Museum Brandhorst und in Siegen.
Aufwändig wie ein Hollywood-Film: Die Video-Installation von Isaac Julien verschränkt drei Erzählstränge zu einer überwältigenden Chinoiserie. Bis Jahresende im Museum Brandhorst.
Best of Benjamin: Passagen aus seinem Werk illustriert die Pinakothek der Moderne mit Architektur-Fotos und einer Film-Collage aus Madrid. Wem das spanisch vorkommt, der greife zum Begleitband.
Wie man aus der Fläche in den Raum kommt: Die Weserburg zeigt 100 Papier-Skulpturen berühmter Künstler. Eine vor originellen Ideen strotzende Schau voller Überraschungen.
Einfacher geht es kaum: Richard Long schafft Kreise und Rechtecke aus Torf, Steinen und Schlamm. Damit erzielt er im Hamburger Bahnhof eindrucksvolle Wirkungen – im Vergleich zu anderen Land-Art-Pionieren.
Nichts für zarte Gemüter: Die Pinakothek der Moderne zeigt handgemalte Filmplakate aus Ghana, die vor Drastik strotzen. Doch Ströme von Blut enthüllen starke Einflüsse der christlichen Ikonographie.
Die Pinakothek der Moderne erhält eine bedeutende Sammlung klassischer Fotografie. Ihrer Bedeutung wird die erste Ausstellung jedoch nicht gerecht: Eine uninspirierte Präsentation setzt keinerlei Akzente.
Mit raffinierten Inszenierungen wurde der Amateur zum Chronisten des «International Style». Seine Sehnsuchts-Bilder einer verschwenderisch eleganten Moderne sind nun im Architekturmuseum Schwaben zu sehen.
Die Alte Pinakothek wird 175 Jahre alt und gönnt sich ein opulentes Jubiläumsprogramm. Höhepunkt ist gewiss «Vermeer in München» – auch wenn das Etikett der Sonderschau schwindelt.
Abstrakt im Stil des 18. Jahrhunderts malen? Das geht: Der Informel-Maler Hann Trier hat im Krieg zerstörte Deckenbilder neu gestaltet. Nun zeigt eine Schau mustergültig, wie raffiniert er sich den Geist der Epoche anverwandelte.
Begabt war er schon immer, trotzdem hat auch Andy Warhol einmal klein angefangen. Als Werbegrafiker in New York machte er sich in den 1950er Jahren einen Namen. Die von ihm ausgelöste ästhetische Revolution kündigte sich damals schon an.
Weder süßlich noch erbaulich: Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zeigt den Romantiker Philipp Otto Runge als Erfinder des Gesamtkunstwerks. «Kosmos Runge» ist die erste Retrospektive seit 33 Jahren.
Star-Architekt Daniel Libeskind hat das Nussbaum-Museum, das er vor 13 Jahren errichtete, um einen Anbau erweitert: Manche Mängel des Altbaus bestehen fort. Das erträgt die Eröffnungs-Ausstellung würdevoll und anmutig.
Eine Symphonie von Düften in archaischer Hängung: Die Galerie «Berlin Weekly» zeigt zwei Wochen lang eine spektakuläre Installation aus Kernseifen – eingeschlossen im Schaufenster.
Alles blüht, wächst und gedeiht: Drei Kunstvereine beleuchten anschaulich eine zentrale Metapher unserer Zivilisation, so vielschichtig und mehrdeutig wie das Leben selbst.
Alle Welt kennt seine farblich facettierten Architektur-Visionen und Seestücke. Nun zeigt eine Ausstellung kaum bekannte Arbeiten erstmals in Deutschland: groteske Karikaturen, zarte Aquarelle und kühne Fotografien.
Zeitgeschichte und poetische Impressionen: C/O Berlin entdeckt Fritz Eschen neu, einen grandiosen Chronisten der Nachkriegsjahre in Berlin. Was er in Bildern festhielt, ist heute kaum noch vorstellbar – eine erstklassige Schau.
Das Multitalent der 1920er Jahre rühmten Zeitgenossen als Vollender des deutschen Kubismus. Nicht ohne Grund, wie eine beeindruckende Skulpturen-Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum und Edwin-Scharff-Museum zeigt.
Die Kristallnacht als Suite in sechs Sätzen: Ab 1992 spielten New Yorker Avantgardisten radikal neue jüdische Musik. Das Jüdische Museum widmet der Bewegung nun eine klangvolle Ausstellung.
Fetting-Festspiele in der Hauptstadt: Das Gesamtwerk des einstigen Stars der «Neuen Wilden» würdigen ein Museum und eine Galerie. Sein heftiger Malgestus hat an Frische nicht verloren.
Helden zu Geistern, Ikonen zu Fratzen: Das Medizinhistorische Museum wirft einen Blick unter die Haut von Kunstwerken. Der Röntgenblick offenbart eine ganz eigene Schönheit dieser Werke, auch wenn die Wirkung des Originals selten dieselbe ist.
Panoptikum der Selbstverstümmelung: Die Hamburger Kunsthalle führt vor, was Künstler dem menschlichen Antlitz alles angetan haben. Ein Defilee großer Namen wird zur beliebigen Geisterbahnfahrt.
Kunst aus dem Physik-Baukasten: Der Ungar setzt naturwissenschaftliche Grenzphänomene in skurrile Apparate um. Anschaulich und amüsant, aber nie platt oder albern, wie die Werkschau in der Kunsthalle zeigt.
Waschbrettbauch, metrosexuell oder Anzugtyp – was genau braucht der Traummann von heute eigentlich? Gute Frage: Wie er aussieht, versuchen 50 Starfotografen in den Hamburger Deichtorhallen zu zeigen.
Die Entdeckung von Mutter Natur: John Constable hat mit Ansichten unscheinbarer Landschaften die Kunst im 19. Jahrhundert revolutioniert. Die Staatsgalerie Stuttgart stellt sein Werk in Deutschland erstmals ausführlich vor.
Kitsch as Kitsch can: Für «Orientalismus in Europa» holt die Hypo-Kunsthalle pikant abgeschmeckte Ölschinken hervor, mit denen sich Europa im 19. Jahrhundert ins Märchenland des Orients träumte. Eine Parade unsterblicher Klischees.
Von Geishas zur Abstraktion: Schon vor 200 Jahren erreichten Farbholzschnitte in Japan ein Massenpublikum. Im 20. Jahrhundert adaptierten sie die Bildsprachen der Moderne, wie das Völkerkundemuseum zeigt.
Aus Budapest über Berlin nach Hollywood: Mit Schnappschüssen voller Dynamik veränderte der ungarische Fotograf die Bilderwelt. Seine aufregende Retrospektive wird nun in der Versicherungskammer Bayern gezeigt.
Das Pathos der hohen Schalterhalle: Paul Bonatz zitierte am Stuttgarter Hauptbahnhof Babylon, Byzanz und Kairo. Er baute auch Brücken, Staustufen – und die Oper von Ankara. Nun ist ihm eine vorbildliche Werkschau gewidmet.
Wie man einen Kassenschlager inszeniert: Der Martin-Gropius-Bau in Berlin bauscht seine neue Grafik-Ausstellung zum Mega-Ereignis auf. Dennoch lohnt der Besuch: nicht wegen, sondern trotz des MoMA-Etiketts.
Er hätte ein deutscher Picasso werden können. Der lobte die «unerhörte Virilität» seiner Bilder. Doch Kolle starb mit 32 Jahren. Nun wird in Chemnitz und Hamburg die größte Werkschau seit dem Krieg gezeigt: eine echte Entdeckung.
Die ideale Ausstellung für Kurzsichtige: Die Kunsthalle zeigt, wie im Gefolge von Richter das Unschärfe-Prinzip die Gegenwartskunst erobert hat. Ein kleiner Geniestreich.
Deutlicher sehen durch Verwischung: Die frühen Bilder des bekanntesten lebenden deutschen Malers im Bucerius Kunst Forum zeigen die 1960er Jahre in ihrer oft abgründigen Trivialität.
Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit: Die Weserburg in Bremen will klären, ob Kunst unser Dasein verbessern kann. Ein nostalgischer Rückblick auf tote Führungsfiguren der 1970/80er Jahre – Lebende haben wenig zu sagen.
Fotografie- als Stadt- als Welt-Geschichte: Drei Museen präsentieren ihre Bilderschätze. «Leipzig. Fotografie seit 1839» ist ein faszinierendes Panorama von zwei Jahrhunderten, das am Ende etwas ausfranst.
Versöhnung von organischer Gestaltung und Serienfertigung: Joseph Maria Olbrich war seiner Zeit weit voraus. Die Kunstbibliothek zeigt nun seine 200 schönsten Entwürfe: Bau-Kunst im Wortsinne.
Zum 350. Gründungsjubiläum holt die größte deutsche Universalbibliothek in Berlin einige ihre wertvollsten Schätze aus dem Archiv. Bibliophile Zeitgenossen werden überwältigt sein – so viel papierner Reichtum ist selten zu bestaunen.
Pinkelnde Weiber und Bogenschießen auf Leichname: In seiner Grafik schreckte Dürers Schüler vor nichts zurück. Der Meister des Drastischen zeichnete Abseitiges in moralischer Absicht, wie die Gemäldegalerie zeigt.
Das Alte Museum eröffnet seine Abteilung griechischer Kunst. Nun ist die gesamte Antiken-Sammlung wieder in einem Haus zu sehen: nüchtern präsentiert, aber äußerst anschaulich.
Lost in Fachchinesisch: Das Berliner Museum für Asiatische Kunst zeigt zwei Ausstellungen über figürliche Malerei in China mit bemerkenswert eigenwilligen Rollbildern – völlig unkommentiert.
Zum 125. Geburtstag von Hugo Ball porträtiert das Arp Museum den Dada-Pionier und seinen Freund Hans Arp als vielseitige Sinn-Zerstörer und –Schöpfer: Vom Verstummen im Glauben bis zum einzigartigen Gesamtwerk.
Der XXL-Gesellschaftskritiker: Die Kunsthalle Weishaupt zeigt fotorealistische Riesenformate von Robert Longo. Seine plakativen Kohlezeichnungen gleichen einer optischen Tracht Prügel.
Ästhetiken der Katastrophe: Die Galerie Camerawork in Berlin zeigt Robert Polidoris Fotografien vom Leben nach dem Super-GAU in Tschernobyl und die Jangtse-Dokumentation von Nadav Kander – Bilder von trauriger Aktualität.
Von Greifen, Kentauren und Sphingen: Das Kunsthistorische Museum Wien begibt sich ins mythische Reich der Misch- und Fabelwesen und fördert «Ungeheuerliches in der Kunst» zutage. Eine sagenhafte Ausstellung.
Der Wiener Kinetismus ist eine bislang weitgehend übersehene Avantgarde-Strömung der 1920er Jahre. Das Belvedere zeigt mit einer großartigen Ausstellung, dass es in der klassischen Moderne noch eine Menge zu entdecken gibt.
Die Kelten sind das rätselhafteste Volk der Antike: Sogar ihr Name ist unklar. Die Völklinger Hütte kontrastiert nun die schönsten Funde mit monströsen Maschinen – in der größten Kelten-Schau, die es je gab.
Louvre trifft DHM: Das Musée d’Art Moderne in Luxemburg ist ein Meisterwerk des Architekten Ieoh Ming Pei. So jung wie hyperaktiv zeigt es drei bis vier Ausstellungen zugleich. Nur seine Sammlung wirkt zusammengewürfelt.
General und Gesetzgeber, Massenmörder und Modernisierer: Der kleine Korse hat als französischer Kaiser Europa für immer verändert. Das zeigt eine eindrucksvolle Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle.
Das Museum Ostwall unter dem Dach des «Dortmunder U» hat die beste Aussicht im ganzen Land. Doch seine Ausstellung über Kunst und Film wirkt betriebsblind: Vor lauter Analogien sieht sie keine Unterschiede mehr.
Klinger war einer der einflussreichsten Künstler unter Wilhelm II. – und sein Symbolismus alles andere als gefällig. Seine Werkschau im Wilhelm-Lehmbruck-Museum gerät jedoch zur gestrigen Hommage.
Ein Tempel der Künste in schwäbischer Dorf-Idylle: Der Sammler Artur Walther hat in Burlafingen bei Ulm sein Privat-Museum eröffnet. Zum Auftakt zeigt er einen faszinierenden Überblick über Fotografie aus Afrika.
Riga ist eine Hauptstadt des Jugendstils. Dort entwickelten lettische Künstler um 1900 einen ganz eigenen Stil. Ihre delikaten Bilder in fahlen Farben zeigt nun das Nationalmuseum des Großfürstentums.
Ob mit der Waffe oder der Kamera – es wird geschossen. Mit der Ausstellung «SHOOT!» inspiziert die Galerie C/O Berlin das ästhetische Potenzial, das hinter dieser sprachlichen Analogie steckt. Ein Schuss ins Schwarze.
Die ganz andere Modernität der Aborigines: Das Museum Ludwig in Köln zeigt in einer faszinierenden Ausstellung 60 Werke australischer Ureinwohner. Ihr gefälliges Farbenspiel verbirgt ein Rätsel: Nichts ist hier, wie es scheint.
Von Kairo bis Johannesburg: Die erste Ausstellung im Neubau des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln will fünf Großstädte in Afrika beleuchten. Doch «Afropolis» ist heillos überfrachtet und neokolonialistisch.
Das Institut für Auslandsbeziehungen stellt in seiner Galerie aktuelle Arbeiten von neun Künstlern vor. Dass sie aus Südamerika kommen, bemerkt man erst auf den zweiten Blick.
Exhumierung aus dem Massengrab der Kunstgeschichte: Das Edwin Scharff Museum zeigt einen Virtuosen, der alle Stile der Malerei um 1900 beherrschte – und nach seinem frühen Tod in Vergessenheit geriet.
Das Linden-Museum in Stuttgart wird 100 Jahre alt. Im Jubiläumsjahr stellt es den Westhimalaya vor, wo sich die tibetische Kultur am besten erhalten hat – und die Polyandrie. Allerdings täte dem Haus eine Reinkarnation gut.
50 Jahre lagen sie in Trümmern, dann wurden sie neun Jahre lang zusammengeklebt: Das Pergamon-Museum zeigt 3000 Jahre alte Monumente aus Syrien – die spektakuläre Geschichte einer sensationellen Entdeckung.
Karl Hans Janke hat die Energie-Probleme der Menschheit gelöst. Leider bekam es niemand rechtzeitig mit. Die ästhetisch reizvollen Pläne des 1988 gestorbenen Querdenkers sind derzeit im Stadthaus Ulm zu sehen.
Die «Graue Passion» von Hans Holbein d.Ä. ist ein einzigartiges Meisterwerk der Kunstgeschichte. Nun stellt die Staatsgalerie Stuttgart ihr frisch restauriertes Prunkstück erstmals aus – und hält die Besucher auf Distanz.
Der Doyen der «Leipziger Schule» ist in der Mitte der Berliner Republik angekommen: Er wird im Kunst-Raum des Bundestags ausgestellt. Die Schrecken der Geschichte, die Heisig in seine Bilder packt, erleben Besucher am eigenen Leib.
Nur Napoleon hat noch mehr aus dem Land am Nil herausgeholt: Ohne Carl Richard Lepsius wüssten wir wenig über das alte Ägypten. Das Neue Museum in Berlin richtet ihm zum 200. Geburtstag eine gelungene Sonderschau aus.
Unter dem Banyan-Baum haben alle Stile Platz: Das Essl Museum zeigt zeitgenössische Kunst aus Indien, die mit den Standards des globalen Kunstmarkts locker mithält.
Amerikas alltäglicher Alptraum: Duane Hanson und Gregory Crewdson halten die Schrecken des Gewöhnlichen fest. Das Museum Frieder Burda zeigt ihre lebensgroße Figuren und meterlangen Fotografien – eine perfekte Kombination.
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