
Davon träumt jeder Künstler: Zwei Stockwerke in einem renommierten Privatmuseum nach Gutdünken füllen zu dürfen. Alles inklusive: Finanziert werden die Montage riesiger Installationen, das üppige Rahmenprogramm und sogar ein Shuttle-Service für Besucher.
Info
Private Wurm
20.10.2010 - 30.01.2011
täglich außer montags 10 - 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr
im Essl Museum, An der Donau-Au 1, Klosterneuburg bei Wien
Oberkörper in der Wand
Oder Fotos seiner «One Minute Sculptures», mit denen Wurm berühmt wurde: Menschen in bizarr-schrägen Positionen, auf Tennisbällen liegend, mit einer Handtasche über dem Kopf oder dem Oberkörper in der Wand. Oder Drucke der Serie «59 Stellungen»: Körper, die sich in zugenähten Pullovern grotesk verrenken.
Impressionen der Ausstellung; © Christian Zürn
Wurms Elternhaus, nur ein Meter tief
Doch Österreichs erfolgreichster Bildhauer will davon nichts wissen: In «Private Wurm» zeigt er nur neue Arbeiten. Das sind nicht viele: Vier aus alten Schreibtischen gezimmerte Sessel, zwei neonfarbene Pop-Skulpturen, eine überdimensionierte Polizeikappe – und ein komplettes Haus.
Das «Narrow House» gleicht in Höhe und Breite Wurms Elternhaus, ist aber auf ein Meter Tiefe zusammengestaucht. Mitsamt dem Interieur: vom Essgeschirr über die Toilettenschüssel bis zu Badelatschen. Begeh- und benutzbar; Kinder staunen wie im Legoland. Aber anfassen dürfen sie nichts: Vorsicht, Kunst!
Monumentale Bastelarbeit
Dem in den letzten Jahren durch Werkschauen und Medienresonanz verwöhnten Künstler scheinen die Ideen auszugehen. Auch seine bislang größte Kopfgeburt irritiert auf den ersten Blick. Doch der Effekt erschöpft sich rasch.
Die monumentale Bastelarbeit kopiert zu naturgetreu die Realität, um der Imagination Raum zu lassen. Aus dem spießig eingerichteten Eigenheim hat sich jeder Esprit verflüchtigt. Mag sein, dass es Wurm daheim so fad war – aber wer will das so genau wissen?