Wiesbaden

Adivasi — Das andere Indien

Das ignorierte 120-Millionen-Volk: Indiens Ureinwohner werden marginalisiert und unterdrückt. Ihre archaischen Kulturen, ohnehin kaum bekannt, sind von Auslöschung bedroht. Zuvor stellt das Museum Wiesbaden sie in einer so informativen wie anschaulichen Studioausstellung vor – der ersten hierzulande. ...weiter

Frankfurt am Main

There is no there there

Terra incognita vor der Haustür: Die Kunst von Migranten in Westdeutschland wurde lange kaum beachtet. Das holt das MMK nach – doch eine willkürlich anmutende Werkauswahl und die erratische Ergänzung durch Kunst von Ausländern in der Ex-DDR machen die Schau zur halbherzigen Pioniertat. ...weiter

Berlin

Sex – Jüdische Positionen

Ars Amandi: Das Jüdische Museum fächert auf, wie sich die mosaische Religion zu Liebe, Sex und Keuschheitsgeboten verhält. Mithilfe von mehr als 100 Kunstwerken – von denen etliche fantasievoll gegen starre Vorschriften protestieren. Nur die heutige gesellschaftliche Praxis kommt etwas zu kurz. ...weiter

Demi Moore

The Substance

(Kino-Start: 19.9.) Jungbrunnen aus der Ampulle: Eine alternde Schauspielerin verdoppelt sich, um ihre Fitness-Show zu behalten. Die bitterböse Bodyhorror-Satire von Regisseurin Coralie Fargeat auf Körperkult und Jugendwahn krankt an dünner Dramaturgie und überzogen ausgewalzten Schockeffekten. ...weiter

Tim Burton

Beetlejuice Beetlejuice

(Kinostart: 12.9.) Drei Hochzeiten und Dutzende von Todesfällen: Regisseur Tim Burton spendiert seiner Gruselkomödie von 1988 eine Fortsetzung. Die Tricks sind nun digital, doch der Humor ist immer noch so kindlich wie morbide. Ein Feuerwerk schräger visueller Gags mit großer Starbesetzung. ...weiter

DK Welchman + Hugh Welchman

Das Flüstern der Felder

(Kinostart: 12.9.) Reise in eine verschwundene Bilder- und Lebenswelt: Für „Die Bauern“ bekam Autor Władysław Reymont 1924 den Literaturnobelpreis. Seinen Riesenroman verfilmt das Regie-Duo Welchman 100 Jahre später mithilfe von animierten Ölgemälden – eine einzigartige Kunst-Erfahrung. ...weiter

Kunst+Film-Video des Monats:

Kunst als Medium für sexuelle Aufklärung: Das Jüdische Museum Berlin führt in der Ausstellung „Sex – Jüdische Positionen“ vor, wie Liberale, Konservative und Orthodoxe über Liebe, Sex und Fortpflanzung denken – mithilfe von rund 100 Kunstwerken. Bis 6.10.

Auch neu im Kino ab 19. September

  • „Der Schöne Sommer“: Coming-Out-Drama einer 17-Jährigen in der Turiner Bohème 1938; nach einem Roman von Cesare Pavese.
  • „Jenseits von Schuld“: Doku über Eltern eines Kindes, das zum Mörder geworden ist, über dessen Taten die Medien breit berichtet haben.
  • „Favoriten“: Doku über eine Schule mit vielen Migrantenkindern im gleichnamigen Bezirk von Wien.
  • „Samia“: Biopic über eine Olympia-Leichtathletin aus Somalia, die nach Europa flüchten wollte – mit tragischen Folgen.
  • „Broke. Alone. A kinky love story“: Komödie über Frau, die Adult-Live-Cam-Girl wird, um ihre Mietschulden zu bezahlen.
  • „Speak No Evil“: Horrorthriller – Familie erlebt bei Urlaub in englischem Landhaus einen Albtraum; US-Remake eines dänischen Films von 2023.
Berlin

Frans Hals – Meister des Augenblicks

Mit breitem Pinsel schnell gemalt: Die Bildnisse von Frans Hals wirken bestechend lebendig. Einer der bedeutendsten Porträtisten des 17. Jahrhunderts wurde später als schlampig verunglimpft, bis die Impressionisten ihn wieder entdeckten; das zeigt eine große Werkschau in der Gemäldegalerie. ...weiter

Hamburg

William Blakes Universum

Der Prophet gilt viel in seinem Land: Der romantische Dichter-Künstler William Blake wird bis heute in Großbritannien hoch geschätzt. Warum, wird in der Werkschau der Kunsthalle nicht recht deutlich: Ihr Import breitet allerlei Details aus, erläutert seine exzentrischen Kompositionen aber kaum. ...weiter

Basel

When We See Us – Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei

Wir schwelgen in dem Augenblick, in dem uns allen ein Denkmal gesetzt wird: Das Kunstmuseum zeigt eine üppig bestückte Ausstellung aus Südafrika über figurative Malerei von Schwarzen. Sie geizt mit Infos über Künstler und Kontext – stattdessen feiert sie hymnisch ein kollektives Lebensgefühl. ...weiter

Robert De Niro

Ezra – Eine Familiengeschichte

(Kinostart: 12.9) Drei Generationen enttäuschter Erwartungen: Der Film beginnt viel versprechend als Studie über das Leben mit einem autistischen Kind, doch Regisseur Tony Goldwyn macht nichts Überzeugendes daraus. Stattdessen mutiert „Ezra“ zum Buddy-Road-Movie mit Konfektions-Happy-End. ...weiter

Artus

Was ist schon normal?

(Kinostart: 5.9.) Das neue Normal: In seinem Debüt-Spielfilm schickt der französische Komiker Artus seine gehandicapte Bühnenfigur „Sylvain“ in ein Ferien-Abenteuer. Das authentische Laien-Ensemble aus körperlich und geistig Behinderten mit starken Persönlichkeiten sorgt dabei für mitunter derben Humor. ...weiter

Aslı Özarslan

Ellbogen

(Kinostart: 5.9.) Verletzlich, menschlich, aber nicht unbedingt sympathisch: Die deutschtürkische Protagonistin in der Romanverfilmung von Regisseurin Aslı Özarslan sucht zwischen Berlin und Istanbul nach ihrem Weg. Eine starke Hauptdarstellerin verleiht dem düsteren Coming-of-Age-Film Glaubwürdigkeit. ...weiter

Aktuelle Top-Ausstellungen

  • „Avantgarde and Liberation. Zeitgenössische Kunst und dekoloniale Moderne“ bis 22.9. im Mumok, Wien
  • „Courage: Lehmbruck und die Avantgarde“ bis 6.10. im Lehmbruck-Museum, Duisburg
  • „Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962–1987“ bis 13.10. in der Schirn, Frankfurt
  • „Bernhard Hoetger. Zwischen den Welten“: Skulptur-Retrospektive bis 3.11. in drei Museen, Worpswede
  • „Maurice Vlaminck. Rebell der Moderne“: Fauvismus bis 12.1.2025 im Museum Barberini, Potsdam

Arthouse-Kino Top 10 Charts

    1. „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“
    2. „Die Ironie des Lebens“ mit Uwe Ochsenknecht
    3. „Was ist schon normal?“ von + mit Artus
    4. „Die Unbeugsamen II – Guten Morgen,…“
    5. „Zwei zu eins“ von Natja Brunckhorst
    6. „Petra Kelly – Act Now!“ von Doris Metz
    7. „Ellbogen“ von Aslı Özarslan
    8. „Das Flüstern der Felder“ von DK + H. Welchman
    9. „Horizon“ von und mit Kevin Costner
    10. „Ezra – Eine Familiengeschichte“
Wiesbaden

Farbe ist alles! – Neueröffnung Museum Reinhard Ernst

Wer kein Museum findet, baut sich eines: Für seine riesige Kollektion abstrakter Kunst hat der Unternehmer Reinhard Ernst ein Domizil in bester Lage errichtet. Die Eröffnungs-Ausstellung prunkt mit Überwältigungs-Ästhetik, konzentriert sich aber aufs Wesentliche – wenn nur der Eintritt günstiger wäre. ...weiter

Berlin + Potsdam

Noa Eshkol - No Time to Dance + Soft Power

Tanz der Stoffreste: Einst die teuerste aller Kunstgattungen, dann als Handarbeits-Hobby belächelt, erleben Textilarbeiten eine Renaissance. Das zeigen die Retrospektive der Israelin Noa Eshkol, die nur Abfälle verwendete, im Georg Kolbe Museum und eine etwas überambitionierte Überblicks-Schau in DAS MINSK. ...weiter

Berlin

Göttinnen und Gattinnen – Frauen im antiken Mythos

Aphrodite, Medea oder Medusa: Welche Bedeutung haben Frauenfiguren der antiken Mythologie aus heutiger weiblicher Sicht? Diese feministische Fragestellung beantwortet das Alte Museum nur ansatzweise – aber die Appetithäppchen der Sonderschau locken in die großartige Dauerausstellung. ...weiter

Moritz Bleibtreu

Alles Fifty Fifty

(Kinostart: 29.8.) Ganz normal dysfunktional: In seiner Urlaubs-Komödie über Scheidungskind-Eltern setzt Regisseur Alireza Golafshan auf bewährte Rezepte und Situationen. Mit erwartbarem Ergebnis: Scheidung ist nicht das Ende der Familie, und Camping-Ferien können schöner sein als ein Fünf-Sterne-Resort. ...weiter

Margherita Vicario

Gloria!

(Kinostart: 29.8.) Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf: Um 1800 entdecken Musikerinnen im venezianischen Waisenhaus nachts am Klavier neue Klangwelten. Ihr Historien-Märchen von weiblicher Selbstbefreiung durch Musik inszeniert Regisseurin Margherita Vicario beschwingt wie eine gelungene Jam-Session. ...weiter

Ishan Shukla

Schirkoa: In Lies We Trust

(Filmstart: 29.8.) Papiertüten überm Kopf als erste Bürgerpflicht: Die Animationsfilm-Dystopie von Regisseur Ishan Shukla erscheint wie George Orwells „1984“ für das Digitalzeitalter. Leider erzählen die beeindruckenden Bilder und Szenen keine kohärente Geschichte, sondern verlieren sich in Anspielungen. ...weiter

Kommende Top-Ausstellungen

  • „Aber hier leben? Nein danke. Surrealismus + Antifaschis -mus“ vom 15.10. bis 2.3.2025 im Lenbachhaus, München
  • „Max Ernst und die Fotografie“ aus der Sammlung Würth vom 18.10. bis 27.4.2025 im Museum für Fotografie, Berlin
  • „Museum der Museen: Eine Zeitreise durch die Kunst des Ausstellens und des Sehens“ vom 11.10. bis 9.2.25 im Wallraf-Richartz-Museum, Köln
  • „Medardo Rosso: Die Erfindung der modernen Skulptur“ vom 19.10. bis 23.2.2025 im Mumok, Wien
  • „Die neue Sachlichkeit – ein Jahrhundertjubiläum“ vom 22.11. bis 9.3.2025 in der Kunsthalle Mannheim
  • „Planet Africa. Eine archäologische Zeitreise“ vom 6.12.2024 bis 27.4.2025 in der James-Simon-Galerie, Berlin

Kommende Top-Kinofilme 2024

  • „Megalopolis“ von Francis Ford Coppola (“Apocalypse Now”): Monumental-Dystopie mit New York als Nachfolger des antiken Rom; Start: 26.9.
  • „Joker 2: Folie a deux“ von Todd Phillips mit Joaquin Phoenix + Lady Gaga: Fortsetzung des Welterfolgs „Joker“ von 2019, nun als Musical inszeniert; Start: 3.10.
  • „Cranko“ von Joachim A. Lang („Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“) mit Sam Riley („Das finstere Tal“): Biopic über den Star-Choreografen John Cranko; Start: 3.10.
  • „Buñuel – Filmemacher des Surrealismus“ von Javier Espada: Doku mit aufwändig restauriertem Archivmaterial über den visionären Regisseur; Start: 10.10.
Zürich

Mehr als Gold: Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien

Den Vorfahren vorbereiten, der man sein wird: Indigene Arhuaco im Norden Lateinamerikas begreifen Menschen im Zeit-Kontinuum. Mit ihrer Hilfe präsentiert das Museum Rietberg das sagenhaft vielfältige Kulturerbe der Region – ein überzeugender Ausweg aus der Frontstellung der Raubkunst-Debatte. ...weiter

Dresden

Archiv der Träume – Ein surrealistischer Impuls

Mehr Materialfülle geht nicht: Das „Archiv der Avantgarden“ des Sammlers Egidio Marzona umfasst 1,5 Millionen Objekte. Zur Eröffnung im Blockhaus zeigt es eine Surrealismus-Schau – doch die Exponate werden reizlos monoton präsentiert. Das widerspricht der in sinnlichen Fantasien schwelgenden Bewegung. ...weiter

Düsseldorf

Hilma af Klint und Wassily Kandinsky – Träume von der Zukunft

Wie man einen Weltstar lanciert: Die Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen wollen im K20 die schwedische Esoterikerin Hilma af Klint zur Erfinderin der abstrakten Kunst hochjazzen. Im direkten Vergleich mit den Werken von Kandinsky wird jedoch deutlich: Sie war eher eine fleißige Schamanin. ...weiter

Kevin Costner

Horizon

(Kinostart: 22.8.) Der lange Weg nach Westen: Allround-Filmemacher Kevin Costner will das Western-Genre mit einer monumentalen Tetralogie wiederbeleben. Im Auftaktfilm werden aber drei Stunden lang nur Figuren eingeführt und Handlungsstränge ausgerollt – das lässt unbefriedigt zurück. ...weiter

Charly Hübner

Micha denkt groß

(Kinostart: 22.8.) Muss Klein-Schappleben verdorren? Regisseur Lars Jessen lässt erneut Charly Hübner als Großstädter mit hochfliegenden Ideen über sein altes Heimatdorf herfallen. Zwischen Hoffnungsschimmer und Lethargie versickert die Komödie jedoch in Klischees und Harmlosigkeit. ...weiter

Simone Bozzelli

Patagonia

(Kinostart: 22.8.) Die Psycho-Spielchen des Zauberclowns: Im Milieu italienischer Aussteiger-Punks beobachtet Regisseur Simone Bozzelli eine asymmetrische Partnerschaft mit homoerotischen Untertönen. Eindrucksvolle Bilder gleichen die Schwächen der zweiten Filmhälfte, die vor sich hin mäandert, nicht aus. ...weiter